Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
in ihrer Beziehung als nur um Kontrolle. Sie war sein Alibi gewesen. Er hatte sie ausgenutzt.
Wie in Trance machte sie sich auf den Heimweg.
Sie fuhr zu schnell – weil sie zu Sean wollte. Das musste sie ihm unbedingt erzählen. Bei ihrer Ankunft saß er im Wohnzimmer und las Zeitung. „Wo ist Rosie?“, fragte sie, noch bevor sie ihn begrüßte.
„Meine Mutter hat sie abgeholt und fährt noch mit ihr im Supermarkt vorbei. Maureen will heute Abend kochen und … Hey, was machst du denn für ein Gesicht? Du bist ja schneeweiß!“ Er stand auf. „Ist was passiert? Hattest du einen Unfall?“
Sie starrte ihn einen Moment lang an. Sie überlegte, ob sie ihm die Geschichte sofort erzählen sollte, doch dann warf sie sich in seine Arme. „Das war echt knapp“, flüsterte sie. „Halt mich erst mal fest. Ich erkläre es dir später.“
„Geht’s dir gut?“
Sie drückte sich an ihn und dachte, dass sie eigentlich gar nichts über T.J. wusste. Über Sean wusste sie alles, kannte seine Schwächen und Stärken. Er hatte sie nie belogen. Als sie ihn vor einem Monat wiedergetroffen hatte, hatte sie befürchtet, er wollte ihr Leben ein zweites Mal ruinieren. Doch jetzt flüchtete sie sich in seine Arme und ließ sich von ihm trösten. Er war ihr bester Freund. Ein Mann, dem sie vertrauen konnte. „Jetzt geht es mir wieder gut“, sagte sie.
Aiden traf am späten Dienstagabend in Virgin River ein. Er hatte vor, bis Sonntag zu bleiben. Allerdings musste er feststellen, dass sich bei seiner Familie so einiges rasant verändert hatte. Sein rauflustiger älterer Bruder war plötzlich zum Softie mutiert und völlig vernarrt in seine schöne, aufregende junge Frau. Und er half ihr, wo er konnte. Wenn er sie mit dem vollen Wäschekorb in der Hand ins Schlafzimmer gehen sah, eilte er sofort zu ihr und nahm ihn ihr ab. Wenn sie auf einem Stuhl stand, um aus dem obersten Küchenregal einen Teller zu holen, hob er sie herunter und erledigte das für sie. Aiden hatte schon Angst davor, mit den beiden zu essen. Am Ende schnitt Luke seiner Frau das Fleisch.
Als er Shelby mal allein erwischte, fragte er: „Wann ist es denn eigentlich so weit?“
„Wie kommst du darauf?“
„Ich habe Luke sich noch nie so aufführen sehen. Er schwirrt dauernd um dich rum, beschützt dich. Irgendwie süß.“
„Man könnte auch sagen, er bevormundet mich und nervt. Ich habe noch keinen Termin errechnen lassen. Offen gestanden war ich noch gar nicht beim Arzt. Aber ich vermute, es ist in unserer Hochzeitsnacht passiert – genau, wie Luke es geplant hat.“
Aiden lachte. „Darauf solltest du in Zukunft achten. Vorausgesetzt, du willst keine sechs Kinder haben.“
„Zwei würden mir reichen.“ Shelby grinste. „Und dann schnipp-schnapp.“
„Ich bewundere diese vorausschauenden Frauen“, erwiderte Aiden lachend. „Meinen Glückwunsch.“
„Ich vermute, ich sollte es nicht mehr länger geheim halten. Du und Sean wisst es schon, und Franci sicher auch. Und wenn wir es nicht bald Maureen erzählen, fühlt sie sich ausgeschlossen.“
„Apropos Maureen, treibt sie dich nicht in den Wahnsinn?“, erkundigte sich Aiden.
Shelby schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen, weil sie nicht bei uns wohnt, aber sie ist eine kluge Frau. Zwei Frauen unter einem Dach, das geht auf die Dauer nicht gut. Allerdings trifft das auf Maureen und Vivian offensichtlich nicht zu, die beiden scheint eine besondere Freundschaft zu verbinden. Luke sagt immer, sie sind zwei verrückte alte Weiber“, meinte sie kichernd. „Aber ihr Zusammenwohnen klappt wohl super.“
„Das habt ihr übrigens mir zu verdanken.“
„Ich liebe deine Bescheidenheit“, erwiderte Shelby lachend. „Im Ernst. Ich habe ihr dazu geraten, sich nicht einzumischen. Ich verstehe zwar nicht viel von Müttern und Töchtern, doch ich selbst könnte es keine vier Tage mit ihr aushalten. Wenn ich ehrlich bin, dachte ich dabei gar nicht so sehr an dich. Ich wollte nur verhindern, dass Luke sie nach ein paar Tagen erwürgt.“
„Wieso das denn?“
„Maureen ist mit allen ein Herz und eine Seele. Jeder fühlt sich in ihrer Nähe wohl. Aber von ihren Söhnen erwartet sie zu viel. Sie hat immer versucht, das zu verbergen, trotzdem hat sie konkrete Vorstellungen davon, wie wir unser Leben zu leben haben. Und keiner von uns hat es geschafft, ihren Erwartungen gerecht zu werden.“
„Was? Das kann doch nicht sein! Sie ist so stolz auf
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