Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
unfähigste Spion, den man sich vorstellen kann! Ich habe dich schon in Arcata bemerkt, und dann habe ich deinen Wagen erkannt, kaum dass wir um die Ecke bogen. Wie blöd bist du eigentlich?“
Sean sprang aus dem Auto und lief ihr nach. Nachdem er sie eingeholt hatte, fragte er: „Hast du deshalb dein Date weggeschickt?“
„Nein!“, antwortete sie, ohne ihre Schritte zu verlangsamen. „Ich habe mich von ihm verabschiedet, weil es so geplant war. Was hättest du denn gemacht, wenn ich ihn hereingebeten hätte? Die ganze Nacht an die Tür gehämmert? Das Haus mit Klopapier eingewickelt?“ Sie blieb vor der Haustür stehen, nahm den Schlüssel in die Hand und schloss auf.
„Ich wollte gerade wegfahren“, sagte Sean zerknirscht. „Du hast ja recht. Ich wusste, es war falsch, herzukommen, dein Haus zu beobachten, dir nachzuspionieren. Es war falsch und dumm, und es tut mir leid – aber ich war wie ferngesteuert. Ich erkenne mich selbst gerade nicht wieder.“
Sie wandte sich zu ihm um. „Weil du etwa plötzlich verrückt geworden bist?“
Er nickte. Dann grinste er auf diese besondere Art, die ihr Herz immer zum Schmelzen brachte – auch wenn sein Auge und seine Nase immer noch ziemlich ramponiert waren.
„Ich kenne ein paar gute Ärzte“, stieß sie aus. „Wir könnten dich behandeln.“
Er hob die Hand, um ihr Kinn zu streicheln, ihr durchs Haar zu fahren. „Bevor wir das machen, lass uns reden.“
„Was willst du von mir, Sean?“
Er kam näher und beugte sich so dicht über sie, dass sein Mund kurz vor ihrem war. „Ich will dich, Franci. Ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen.“
Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. Es gab eine Zeit, da hätte sie alles dafür getan, diesen Satz von ihm zu hören. Ach was! Wem versuchte sie eigentlich etwas vorzumachen? Sie hörte es immer noch gern! Vor allem, wenn sie so verletzlich war wie heute Abend. Gerade hatte ihr Professor Hottie mitgeteilt, dass er sie im Bett nicht besonders aufregend fand. Sie hatte gedacht, er wäre vielleicht der Richtige für sie, aber offensichtlich war er es nicht. „Was, wenn es dafür zu spät ist?“, flüsterte sie.
„Das müssen wir herausfinden“, sagte Sean. „Müssen wir
beide
das nicht endlich herausfinden?“
„Ich glaube, ich wäre glücklicher, wenn ich es nicht wüsste …“
Statt zu antworten, drückte er seine Lippen auf ihre. Er schlang den Arm um ihre Taille, presste Franci an sich und küsste sie. Und da war es wieder, dieses wunderbare Gefühl! Resigniert stöhnend konnte sie nicht anders, sie musste seinen Kuss erwidern.
Und dann erlebte sie einen echten Flashback. Bilder aus einer anderen Zeit und einem anderen Ort tauchten vor ihrem geistigen Auge auf, als sie sich küssten. Normalerweise träumte sie nachts von diesen Szenen und war dann tagsüber schlecht gelaunt. Doch jetzt sah sie sich in seinem alten roten Pullover, den er in ihrer Wohnung für kalte Abende liegen hatte, und der so wunderbar nach ihm roch. Sie hörte sie beide lachen, während sie ihm auf der Skipiste hinterherjagte und er ihr entkam. Sie hörte sie beide lachen, während sie im See badeten und einander nass spritzten. Wie sie nach dem Sex im Bett lagen und einander fest umschlungen hielten. Dann andere Szenen. Sie, in der Küche, einen Salat zubereitend, er kümmerte sich um den Fisch oder das Fleisch auf dem Grill. Wie sie ihre Autos in der Einfahrt wuschen. Wie sie gemeinsam das Bett frisch bezogen. Wie sie in der weiten Wüste von Arizona vor dem Feuer sitzen und unter dem von Millionen von Sternen bedeckten Himmel leise miteinander reden. Sie in seinen Armen, genau wie jetzt.
Einmal, als sie in Colorado zum Skifahren waren, waren ihre Lippen so spröde und rissig gewesen, dass sie sich nicht mal mehr traute zu lächeln – geschweige denn etwas anderes damit zu tun. Sie sagte ihm dies, woraufhin er nur meinte, sie solle sich hinlegen und die Augen schließen, und dann hatte er begonnen, ihren Mund mit einem heilenden Balsam einzureiben. Er massierte zärtlich ihre Lippen, minutenlang, bis sie wieder weich und rosig waren. Doch er hörte nicht auf, sie zu streicheln. Franci fühlte sich wie berauscht. Sanft, liebevoll, perfekt. Er pflegte und verwöhnte sie. Manchmal, wenn sie sich daran erinnerte oder davon träumte, war sie wie hypnotisiert. Manchmal wachte sie auf, laut nach ihm rufend. Jetzt, wo alle diese Erinnerungen wieder auf sie einströmten, überkam sie
eine tiefe Sehnsucht.
Sie war
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