Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
zu weinen.
Er seufzte tief und zog sie noch fester an sich. „Ich möchte mit dir in die Alpen zum Skifahren. Das hatten wir doch immer vor, weißt du noch? Und ich möchte mit dir nach Aruba fliegen, zum Tauchen und Faulenzen am Strand. Wir mieten uns eine dieser kleinen Strandhütten auf Stelzen und lieben uns draußen.“
Dann hörte sie ihn gähnen. Wieder küsste er ihren Nacken.
„Ich dachte, ich würde eines Tages über dich wegkommen. Ich wusste nicht, dass es nicht funktionieren würde. Denn ich liebe dich.“
Dann verstummte er und begann zu schnarchen. Ganz leise flüsterte sie: „Ja, ich war auch einsam. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr.“
Um halb sieben am nächsten Morgen stand Franci auf und wunderte sich, wie gut sie geschlafen hatte. Sie ging unter die Dusche, rubbelte ihr kurzes Haar mit dem Handtuch trocken und schlüpfte in Jeans und T-Shirt. Als sie aus dem Bad kam, lag Sean auf dem Bauch im Bett, ein Arm baumelte über die Bettkante. Das Laken bedeckte seinen Kopf und seine Schultern, aber ein muskulöses Bein und sein nackter Po schauten heraus. Offensichtlich hatte er gar nicht gehört, dass sie duschen war – er lag da wie tot. Sie bekam eine Gänsehaut. Sean war völlig geschafft. Seit über vier Jahren hatte sie nicht mehr so intensiven Sex gehabt. Typisch war das nicht für sie beide, aber was war schon typisch, wenn es um Sean ging? Es konnte wild sein oder zärtlich. Gewagt. Großzügig. Es war nie gleich. Und es war immer genau so, wie Franci es in dem Moment brauchte.
Er hatte vermutlich den schönsten Hintern, den sie je gesehen hatte – und leider ein paar schlimme, entstellende Kratzer auf dem Rücken. Und den Abdruck eines kleinen Hundegebisses in Höhe seiner Achillessehne. Wieder erschauerte sie. Oh Mann, dachte sie. Das war echt keine gute Idee. Dadurch ist alles noch zehn Mal komplizierter geworden.
Es hatte Zeiten gegeben, da hatte sie sich darüber gefreut, dass die Chemie zwischen ihr und einem Mann so perfekt stimmte. Aber gerade empfand sie das eher als einen Fluch.
Schnell legte sie das Foto, das sie und Rosie zeigte, mit dem Bild nach unten auf die Kommode, dann verließ sie das Schlafzimmer.
Bevor sie Rosie abholen ging, musste sie ihn wecken und mit ihm reden. Damit sie nicht total durchdrehte, versuchte sie sich abzulenken, indem sie zuallererst Harry fütterte. Sie stellte ihm das Futter hin und setzte dann Kaffee auf. Mit dem fertigen Kaffee nahm sie Platz am Tisch und überlegte, ob sie sich auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen sollte. Als Nächstes überlegte sie, wie sie es Sean beibringen sollte – am besten schnell und geradeheraus. Es war eindeutig, dass in diesem Haus ein Kind wohnte. Selbst wenn er das Foto in ihrem Schlafzimmer nicht bemerkt hatte – das Kinderzimmer gleich nebenan war nicht zu übersehen. Im Esszimmer und im Hof lagen Spielsachen herum.
Während all diese Gedanken in ihrem Kopf herumwirbelten, stellte sie fest, dass sie sich vor Seans Reaktion fürchtete. Falls etwas geschehen würde, das Rosie verletzte, würde sie sich das niemals verzeihen können. Gleichzeitig hatte sie Angst davor, nie mehr in ihrem Leben eine Nacht wie die letzte zu erleben. Aber wenn Sean erfuhr, was sie getan hatte, würde er zuerst einen Wutanfall bekommen und dann für immer verschwinden. Im Schlafzimmer drehte sich Sean stöhnend um und öffnete die Augen. Es roch nach frisch gekochtem Kaffee. Offensichtlich war Franci schon aufgestanden. Als Nächstes dachte er daran, sie wieder ins Bett zu locken. Sobald er wieder bei Kräften war. Noch nie hatte er solch eine Nacht erlebt. Vielleicht vor vier Jahren, schoss es ihm in den Sinn, und er musste lächeln. Langsam setzte er sich auf. Seine Jeans lag auf dem Fußboden, in einem Haufen von anderen Kleidungsstücken. Er stolperte ins Bad und warf einen Blick in den Spiegel. Ja, das war er. Gut. Er hatte nämlich schon geglaubt, dass er unter Halluzinationen leide. Er spülte sich den Mund aus und ging zurück ins Schlafzimmer, um seine Hose anzuziehen.
Er fand Franci in der Küche. Sie saß am Tisch, vor sich eine dampfende Tasse Kaffee. Sein erster Gedanke war, dass sie aussah wie ein kleines Mädchen – mit rosigen Wangen, die Lippen geschwollen vom stundenlangen Küssen und mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen unschuldig und schüchtern einzuordnen war. Dabei war sie eine Granate im Bett, ein echtes Phänomen. Letzte Nacht hatte er ein paar Mal das Gefühl gehabt,
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