Endlich wieder leben
Berlin, musste Toby wieder in die Klinik. Nach einem Luftröhrenschnitt konnte er nicht mehr sprechen und folgerichtig auch nicht mehr singen.
Er ließ sich nicht entmutigen. Wir entwickelten unseren eigenen Klopfcode. So konnten wir telefonieren. Er konnte auch noch Klavier, Schlagzeug und Bongos spielen. Also schrieb er mir auf: »I feel like playing a happy blues , bring die Babys mit (das waren die Bongos). Ich muss Musik auftanken. Wir gehen am Sonntag zum Frühstück mit Jazz in die ›Blisse 14‹.« Dieses Behindertencafé wurde von seinem
Freund geführt. Sie schoben das Piano nach vorn und schon begann die Session mit der ganzen Band.
Seinen 65. birthday feierte Toby zu Hause. Mit vielen Freunden und gutem Jazz. Nach einigen Stunden schrieb er mir auf, ich möchte ihn mit dem Taxi in die Klinik bringen. Die folgenden zwei Monate verbrachte er nachts in der Klinik und tags mit mir. Er bestand noch darauf, mir Werder und Potsdam zu zeigen. Es war eine wichtige, schöne Zeit in tiefer Verbundenheit.
Nach seinem Tod habe ich mich von allem abgewandt. Aber mit Hilfe einiger guter Jazzfreunde wurde ich langsam wieder zurückgeholt. Heute bin ich immer noch in der Musikszene zu Hause. Zu Tobys 80. birthday lud ich zu einer Session in die Wilmersdorfer Kneipe »Aue« von seinem Freund Pep. 26 heute noch aktive Jazzer gaben Toby die Ehre.
Erste Auflage
Copyright © 2012 by Siedler Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Rothfos + Gabler, Hamburg
Lektorat und Satz: Ditta Ahmadi, Berlin
Reproduktionen: Aigner, Berlin
eISBN 978-3-641-08156-0
www.siedler-verlag.de
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