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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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dem Gitarristen und stadtbekannten Spaßmacher mit herausgestreckter Zunge. Mit diesem Foto hatte er vergeblich versucht, einen neuen Pass zu beantragen. Die Tageszeitung hatte mit keiner Silbe darüber berichtet, Uli war es die Titelseite wert.
    »Nun sagt den Typen doch, dass es keinen Zweck hat, weiter zu warten«, flüsterte Elfie mit einer leichten Kopfbewegung zur Theke in die Stille hinein, die zwischen zwei Musikstücken entstand.
    »Wem?«, fragte Marie.
    »Dem, der wie Brad Pitt aussieht«, antwortete Elfie.
    »Wo?«, fragten Doris und Marie im Chor und schauten zur Theke.
    Elfie prustete los.
    »Mensch, jetzt bin ich mal Jo mit seinen Witzen für ein paar Tage los, und dann werde ich von dir veräppelt«, beschwerte sich Marie.
    Die Bedienung kam an den Tisch und fragte, zu Elfie gewandt: »Sollen wir schließen?« Die Angesprochene sah auf die Uhr und nickte: »Wer will, kriegt noch ein Getränk.«
    Bald darauf säuselte aus den Boxen Time to say goodbye.
    »Wer wird heute der letzte sein?«, Doris nippte an ihrem Glas. »Ich tippe auf den im dunklen Hemd.«
    »Du meinst den, der vor Lässigkeit fast vom Hocker fällt?«, fragte Marie.
    Die drei sahen zur Theke, wo Britta kassierte.
    »Dafür, dass du als einzige hier verheiratet bist, hast du dich aber sehr genau umgesehen!«, sagte Elfie.
    »Du musst mal mit Marie nach Frankreich zu ihrer Familie in die Médoc fahren. Fünf Schwestern, reden alle gleichzeitig, kriegen alles mit und können dabei noch Stricken, Kinder hüten, Fernsehen gucken und mit den Männern flirten.«
    »Du übertreibst«, wehrte sich Marie.
    »Gut, lassen wir das Fernsehen mal weg.«
    »Die Chancen stehen jetzt fifty-fifty.«
    Auf den Hockern waren noch zwei Männer übrig geblieben, einer davon trug ein schwarzes Hemd. Hinter der Theke lachte Britta laut auf.
    *
    Die Unfallstelle war in gleißendes Licht getaucht. Neben den Scheinwerfern der Populis und denen des Baggerschiffs, das längs des Havaristen angelegt hatte, war am nahe gelegenen Moselufer eine ganze Batterie von Lampen aufgebaut worden.
    Von dort aus ragte eine lange Feuerwehrleiter über das Wasser bis auf das Deck der Populis, auf dem es von weitem so aussah, als würden weiße Striche und Quadrate einen gespenstischen Tanz aufführen. Beim Näherkommen erkannte Johan, dass es Reflektorstreifen auf den Jacken der Helfer waren. Immer lauter wurde das Dröhnen der Generatoren und Pumpen. Obwohl er es eigentlich nicht anders erwarten konnte, erschrak Johan, als er an Bord ging. Das Schiff war praktisch vollgelaufen. Nur wenige Zentimeter fehlten, bis es versinken würde.
    Seine Turnschuhe liefen voll Wasser. Die Beine der Baumwollhose waren im Nu durchnässt. Johan zog sie hoch und versuchte, sie aufzurollen. Zu spät.
    Es fiel ihm schwer, sich in dem Gewirr zu orientieren. Vorne waren zwei Ladeluken geöffnet. Darüber schwebte der Kran des Baggerschiffes. Von der Schaufel baumelte ein Drahtseil, das in den Laderaum dirigiert wurde. Der Mann, der sich dort abmühte, stand bis zu den Hüften im Wasser und hatte keine Schutzjacke an. Es musste Piet sein.
    Johan spürte, wie sich der Nebel in seinem Kopf lichtete. Er arbeitete sich über Schläuche, Bretterstege und Leitungen an seinen Kollegen heran.
    »Mensch, wo warst du denn? Ich dachte, du kommst gar nicht mehr«, rief Piet. Seine Zähne klapperten: »Wir müssen dringend Ballast loswerden, sonst wird das nichts mehr. Wann kommt denn endlich die Twins?«
    »Der soll einfach in die Mosel abladen«, schrie Johan zu Piet hinüber, der mit dem Stahlseil im Wasser hantierte und dann mit dem Daumen in Richtung der Brücke des Baggerschiffs deutete.
    Das Stahlseil straffte sich. Piet kletterte aus der Ladeluke und kam zu Johan an die Reling. Langsam fuhr das Seil nach oben und hievte ein Bündel Rohre, aus dem sich ein riesiger Schwall Wasser ergoss, über das Schiff. Einige Helfer wichen, so gut es ging, zurück. Wie von einer riesigen unsichtbaren Hand gepackt, hob sich das Frachtschiff um mehrere Zentimeter. Das Bündel schwebte eine Weile schwankend über der Populis, dann schwenkte der Kran seine Fracht aufs Wasser hinaus.
    Johan gestikulierte dem Kranführer, die Rohre einfach abzukippen. Doch der reagierte nicht.
    »Mensch, lass’ fallen«, schrie Johan immer wieder, obwohl er wusste, dass der Mann ihn nicht hören, geschweige denn verstehen konnte.
    »So eine Scheiße, wo bleibt denn der Kahn?«, fluchte Piet.
    »Zum Teufel mit den Rohren, der soll sie fallen

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