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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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wie du in der Redaktion qualmst.«
    Der Zug hielt im Saarburger Bahnhof. Ulis Handy klingelte. Während des Gesprächs zündete er sich die im Mundwinkel hängende Zigarette an. Er stand auf und ging, mit dem Handy am Ohr, in den nächsten Waggon.
    Als sie am Trierer Hauptbahnhof ausstiegen, stand Rob, der Schnauz, auf dem Bahnsteig. Walde kannte ihn. Rob arbeitete im Innendienst bei der Verkehrspolizei. Im letzten Jahr war Walde mit ihm aneinandergeraten.
    »Tag, Herr Kommissar, gibt’s was Neues im Fall Mathey?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, knurrte Walde.
    Uli winkte und eilte mit Rob zur Bahnhofshalle.
    Karl rief: »Wir sehen uns am Donnerstag«, und folgte den beiden.
    Jo hatte sich umständlich seinen Rucksack auf den Rücken geladen und schloss zu Walde auf.
    »Der kam mir irgendwie bekannt vor?«
    »Wer?«
    »Der mit dem dicken Schnurrbart.«
    »Das ist Rob, Elfie nennt ihn Schnauz. Der fotografiert fürs Käsblatt. Er sucht seit letztem Jahr nach Mathey, diesem Wachmann, der plötzlich verschwunden ist und irgendwo im Wald begraben sein soll.«
    »Da hat er sich aber allerhand vorgenommen.«
    *
    Als Walde seine Wohnungstür aufschloss, fiel ihm ein, dass er unten nicht in den Briefkasten gesehen hatte. Er zog die Luft durch die Nase. Es stank hier.
    Walde öffnete die Balkontür. Der Geruch kam aus der Küche. Der Abfall vergammelte seit über einer Woche unter der Spüle. Den hatte er ebenso vergessen wie das Anschalten des Anrufbeantworters.
    Er räumte den Rucksack aus und überlegte, wie er Doris erklären sollte, warum er sich die letzten Tage nicht gemeldet hatte.
    Während das Wasser in die Wanne lief, rasierte er sich. Seine Waden schmerzten, ein warmes Bad würde gut tun. Doris rechnete damit, dass er erst morgen zurückkäme. Walde fiel keine Ausrede ein, warum er erst heute anrief. Er legte das Telefon auf den Rand der Wanne, der bald vom Schaumteppich erreicht wurde.
    Er hatte gerade genüsslich seine langen Beine im warmen Wasser ausgestreckt, als das Telefon klingelte. Auf dem Display erschien Präsidium-G.
    Walde tauchte mit dem Kopf in den Schaum. Gut, dass es nicht Doris war.
    »Ja?« Er hielt das Telefon, um es nicht nass zu machen, zwischen auseinandergespreiztem Daumen und Zeigefinger.
    »Chef, bist du es?«, fragte Grabbe, Walde erkannte seine Stimme. Er atmete tief durch und überlegte, was er auf eine so blöde Frage antworten sollte. Nicht auszudenken, wenn er das Telefon nicht griffbereit gehabt hätte und jetzt irgendwo tropfend in der Wohnung stehen würde.
    »Bist du noch da?«
    »Ja, Grabbe, hast du nur deswegen angerufen?« Walde überlegte, wie Grabbe mit Vornamen hieß. Alle nannten ihn nur Grabbe.
    »Nein, ich dachte, weil Montag ist, du wärst noch gar nicht zurück.«
    »Warum rufst du denn dann an, wenn du denkst, ich wäre nicht da?« Walde angelte mit den Zehen einen Schwamm aus dem Badewasser.
    »Sicherheitshalber, würde ich mal sagen«, antwortete Grabbe.
    »Gut, jetzt weißt du es, darf ich weiterbaden?«
    Walde wrang den Schwamm so aus, dass das platschende Wasser am anderen Ende der Leitung zu hören sein musste.
    »Ich hab’ nur vorsichtshalber«, er hatte Schwierigkeiten, dieses Wort auszusprechen, »angerufen, weil …«
    Walde unterbrach ihn: »Okay, das weiß ich jetzt, komm’ bitte zum Punkt.«
    Walde hörte, dass Grabbe mit jemandem im Hintergrund sprach.
    »Was ist denn jetzt?« Walde wurde ungeduldig.
    »Entschuldige, die Kollegen meinten, es wäre nicht nötig, aber ich wollte dich darüber informieren, dass wir hier draußen eine Leiche gefunden haben.« Grabbe machte eine Pause.
    Als Walde stumm blieb, sprach er weiter: »In einer Baugrube liegt eine unbekleidete, wahrscheinlich weibliche Person.«
    »Was heißt wahrscheinlich?«, fragte Walde.
    »Ja, wir kommen nicht so leicht an sie heran, und meine Brille, die kann ich im Moment nicht finden.«
    »Weißt du denn wenigstens, wo ihr seid?«
    »Eine Ausgrabungsstelle in der Karthäuser Straße, das ist …«
    »Kenn’ ich, bin gleich da.«
    Er frottierte sich nur flüchtig ab und war in weniger als zwei Minuten auf der Straße. Als er den Zündschlüssel drehte, gab der Volvo keinen Mucks von sich.
    Walde hielt sich nicht lange auf und schnappte sich im Hausflur sein Fahrrad. Es war nicht sein richtiges Fahrrad. Im letzten Jahr hatte derselbe Kerl, der den Wachmann Mathey hatte verschwinden lassen, auch Waldes teures Mountainbike auf Nimmerwiedersehen entsorgt. Erst vor einem Monat hatte sich Walde

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