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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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machst immer Sachen!«
    Vor dem Campi sammelte ich meinen Bruder, Tina und den Herrn Oberstaatsanwalt ein, die mich alle drei mit bohrend-fragenden Blicken durchlöcherten.
    »Gleich«, sagte ich. »Ich erkläre gleich, worum es geht. Nur nicht hier auf der Straße.«
    Sie folgten mir schweigend und widerwillig in die Budengasse. Ich sagte der Pförtnerin, ich würde mit meinen Begleitern ein Interview machen. Sie ließ sie anstandslos durch. Im Büro von Inas Kollegin gab es nur zwei Stühle, einen nahm ich mir, den anderen bot ich Gorowski an. Paul, Stefan und Tina mussten stehen. Man konnte sich in dem kleinen Raum so schon kaum noch bewegen, und da ich einen Hang zur Klaustrophobie habe, begann ich zu schwitzen, und in meiner rechten Schläfe ging ein beunruhigendes Pochen los.
    Ich quetschte mich an den Schreibtisch, legte die DVD ein und wandte mich an mein Publikum. »Ich habe Sie, euch hierher gebeten, weil ich euch etwas zeigen will. Ich bin an eine DVD geraten, auf der man höchstwahrscheinlich sehen kann, was ein Mann oder mehrere Männer, an die Frau Grimme Marco verkauft hat, mit Marco gemacht haben. Und ich hoffe, man kann den Mann oder die Männer darauf erkennen.«
    »Woher haben Sie diese DVD ?«, blaffte mich Gorowski an.
    »Das sage ich nicht«, erwiderte ich freundlich, aber bestimmt. »Und bevor Sie mir mit irgendetwas drohen – schauen Sie sie sich doch einfach mal an.«
    Ich ging auf Start und drehte zur Sicherheit die Lautstärke herunter. Musste ja keiner in der Redaktion mitbekommen, was hier abging.
    Sie waren zu dritt. Auf dem ersten Take sah man sie nur von hinten. Ich ging auf Schnelldurchlauf. Im Raum herrschte ein atemloses Schweigen. Manchmal stöhnte einer von uns gequält auf. Für die nächste Aufnahme war die Kameraposition verändert worden. Man sah nun Marco von hinten oben. Ich ließ den Film in Normalgeschwindigkeit weiterlaufen. Zwei Männer betraten den Raum, sie waren nackt und trugen Gesichtsmasken. »Scheiße!«, entfuhr es Tina. Ich ging wieder in den fast-forward -Modus, da kam ein dritter Mann ins Bild, ohne Gesichtsmaske, grinsend und mit erigiertem Schwanz. Ich hielt den Film an.
    »Gut!«, knurrte Tina.
    Ich ließ den Film wieder anlaufen und wechselte nach einer Weile in den Schnelldurchlauf. Dann kam ein Schnitt, man sah noch einmal den leeren Raum, darauf folgten ein paar Sekunden Schwarzfilm und schließlich noch circa eine Minute lang Bilder von stark verschwommenen und verzerrten Figuren. Dann war der Film zu Ende. Wir rührten uns nicht und sprachen kein Wort. Schließlich holte ich die DVD aus dem Fach und schob sie in die Hülle.
    Tina streckte die Hand danach aus. »Das ist nicht das Original«, erklärte ich.
    Sie nickte nur. Wir waren alle irgendwie beschädigt vom Ansehen dieser Bilder.
    »Können wir irgendwo anders hingehen?«, schlug Stefan vor.
    »Zu mir«, entschied Paul.
    Gorowski erhob sich schwerfällig aus dem Stuhl und stützte sich an der Schreibtischkante ab. Er sah völlig fertig aus.
    »Ich bin mit dem Wagen da«, sagte er, »möchte jemand mitfahren?«
    Tina packte mich am Arm und flüsterte: »Du kommst mit mir!«
    Wir gingen zusammen ins Parkhaus, Paul fuhr mit Gorowski, Stefan und ich stiegen bei Tina ein. Wir waren noch nicht ganz auf der Straße, da fuhr sie mich an: »Wo hast du die verdammte DVD her?«
    »Aus Grimmes Institut. Er hat ein sogenanntes Institut in der Etage über der Wohnung.«
    »Was heißt das?«
    »Ich bin da eingebrochen. Gestern Nacht, als er in Zürich war.«
    »Du bist was?«
    »Schluck’s einfach.«
    »Das heißt im Klartext, Hotte Schulz ist da eingestiegen und hat das Ding für dich rausgeholt?«
    »Das heißt im Klartext, ich bin da eingeflogen und hab das Ding rausgeholt. Ende der Durchsage.«
    »Du glaubst ja wohl nicht, du kannst mich verscheißern? Du bist durch und durch kriminell, Leichter, das ist mir klar, aber ich bezweifle sehr stark, dass du weißt, wie man in ein Haus einbricht.«
    »Hört auf«, ging Stefan nun dazwischen. »Der Film hat uns alle aggressiv gemacht, aber es bringt nichts, das jetzt so auszuleben.«
    Mir lag eine gehässige Bemerkung auf der Zunge, aber irgendwo im hintersten Hinterkopf wusste ich, er hatte recht. Aber dann setzte Tina noch einen drauf.
    »Und was, wenn ihn einer gesehen hat?«
    Ich spürte, wie die Wut heiß in mir hochkochte, und ich hatte keinen Nerv mehr, mich zu beherrschen. »Jetzt hör mir mal gut zu, Tina Gruber. Ihr habt in dieser ganzen verdammten

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