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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes
Autoren: Ingrid Strobl
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schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Das glaube ich Ihnen nicht, Frau Leichter«, meinte Meyer, als ich fertig war.
    »Das müssen Sie mir auch nicht glauben, Herr Meyer«, gab ich zurück. »Aber Tatsache ist, dass Sie den Fall abgeschlossen haben. Und dass Frau Gruber jetzt nur deshalb wieder aktiv werden kann, weil Sie grade diese DVD gesehen haben.«
    Er fuhr hoch, es lag ihm ganz offensichtlich eine scharfe Zurechtweisung auf der Zunge, aber dann dämmerte ihm wohl, dass ich recht hatte. Und dass es nicht den geringsten Sinn hatte, das abzustreiten.
    »Tun Sie, was immer nötig ist«, meldete sich nun Gorowski zu Wort. »Ich werde eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Dr. Völcker einreichen. Und Anzeige gegen ihn erstatten wegen Strafvereitelung.«
    »Gibt es in diesem Aspa-Dingsbums-Institut irgendetwas, das ich mir genauer vornehmen sollte?«, wandte sich Tina an mich.
    »Ja, unzählige DVD s und CD s. Und wenn auf einer davon irgendwas mit A. oder Antonio Salieri steht, dann hast du die richtige.«
    »Ich werde alle mitnehmen und den Rechner sowieso.«
    »Rechner ist da keiner. Er hat vermutlich ein Notebook, und das hat er dabei.«
    »Okay, dann werde ich ihm das abnehmen, sobald er aus Zürich zurück ist.«

ZWANZIG
    Ich lief zu Fuß zurück. Paul hatte Stefan und mich noch an den Aachener Weiher auf einen Kaffee verschleppt, dann hatte sich Stefan auf den Weg in die Praxis gemacht, und Paul war zurück in die Kanzlei gegangen. Als wir am Aachener Weiher gesessen hatten, war mein Kopf ganz leer gewesen, ich hatte das Gefühl gehabt, ich könnte ein bisschen loslassen, nun würden Tina Gruber und Co übernehmen. Aber jetzt tobten wieder die Gedanken durch meinen Kopf. Wer waren die beiden anderen Männer? Was war Grimmes Rolle in dem Spiel? Nahm er »nur« auf oder machte er mit? Wer war der Typ, der mich überfallen hatte? Wer hatte Marco, Tamara und Frau Grimme umgebracht? War es ein und derselbe oder waren es mehrere? Wie würde Völcker reagieren, konnte er die Ermittlungen noch mal behindern, kannte er die Mörder, konnte er sie oder ihn nun warnen? Oder war er womöglich einer der Männer auf dem Film? Vor ein paar Wochen hatte ein Prozess gegen einen Staatsanwalt stattgefunden, der sich Kinderpornos heruntergeladen hatte. Eine Prostituierte hatte mir einmal gesagt: »Die perversesten Schweine sind Staatsanwälte, Frauenärzte und Politiker.« War der Mann, der Marco »zusammengeflickt« hatte, womöglich ein Frauenarzt?
    Das Karussell in meinem Kopf drehte und drehte sich. Am Mediapark wurde ich plötzlich unruhig. Das Gefühl, bedroht zu sein, kam wieder in mir hoch, ich beschloss, jetzt doch die Bahn zu nehmen. Dann musste ich an der Haltestelle Christophstraße eine geschlagene Viertelstunde warten. Es kam natürlich wieder keine Ansage, und immer wenn ich dachte, ich gehe doch besser zu Fuß, überlegte ich gleichzeitig: Und wenn sie genau in dem Moment einfährt, in dem ich auf der Rolltreppe nach oben stehe? Ich fluchte vor mich hin, eine Frau, die neben mir stand, lächelte solidarisch.
    »Sie wissen, was KVB heißt?«, fragte ich sie.
    »Kölner Verkehrs-Betriebe«, entgegnete sie irritiert.
    »Nö: Komme Vielleicht Bald.« Sie lachte, und prompt fuhr die Bahn ein.
    Vor meiner Tür lag etwas. Ich näherte mich vorsichtig, und dann wurde mir schlecht. Ich lehnte mich an die Wand und schloss die Augen. Als ich sie öffnete, lag es immer noch da. Es war eine gehäutete Katze ohne Kopf. Unter ihr lag ein Zettel so, dass ich die Mitteilung lesen konnte, ohne den Kadaver zu bewegen. »Als Nächstes ist das Mädchen dran.«
    Ich will nicht mehr, dachte ich. Ich will das alles nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Mein Blick fiel auf Herthas Wohnungstür, und der nächste Schrecken fuhr mir in die Glieder. Ich läutete. Noch mal. Ein drittes Mal. Dann schloss ich die Tür auf. Hertha hat meinen Schlüssel, und ich habe den ihren. Für Notfälle. Und das war einer. Sie war nicht zu Hause. Und alles sah völlig normal aus. Ich schloss wieder ab und rief Tina an. Sagte ihr auf die Mailbox, was geschehen war. Danach versuchte ich es bei Hotte. Er ging dran.
    »Wo ist Chantal?«
    »Hä?«
    »Hotte, wo ist Chantal?«
    »Bei der Mary. Wieso?«
    Ich sagte ihm kurz, warum. Bat ihn, Chantal bei Mary zu lassen. Sicherer als bei einer Kung-Fu-Meisterin konnte sie in ganz Köln nicht sein. Dann erzählte ich ihm von dem Kadaver und dem Zettel.
    »Mensch, Katja, Scheiße! Biste sicher, dass das deine Katze is? Der
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