Endstation Oxford
finanziert?«
»Genau das war das Problem. Ben hat seine Mitschüler bestohlen und wurde erwischt.«
»Und der Schule verwiesen?«
»Ja. Das hat Frances Myles nie verziehen. Trotzdem blieb Ben seinem Freund gegenüber loyal, sogar als Myles einen größeren Betrag aus dem Verkauf der Buchhandlung abzweigte, um damit seine Spielschulden zu begleichen. Ben war es, der keine Anzeige erstatten wollte. Er war sich sicher, dass Myles das Geld eines Tages zurückzahlen würde.
Während die anderen noch über das Gehörte nachdachten, schlüpfte Kate nach nebenan, um Peter anzurufen. Zu ihrer großen Erleichterung nahm er diesmal tatsächlich ab, und sie konnte ihm berichten, was geschehen war.
»Gott sei Dank! Sie ist in Sicherheit.« Er seufzte. »In spätestens einer Stunde bin ich da. Grüß Estelle ganz lieb von mir«, fügte er hinzu.
»Wird gemacht«, versprach Kate. »Aber unterwegs sollten Sie vielleicht darüber nachdenken, wie Sie Estelle den immensen Profit erklären wollen, den Sie mit Victor Carstons Büchern gemacht haben. Immerhin wurden zunächst Austin und später auch Frances darüber so wütend, dass es für einen Erpressungsversuch reichte. Natürlich haben sich beide kriminell verhalten, trotzdem werden Sie Estelle Ihr Vorgehen erklären müssen. Um es auf den Punkt zu bringen: Für Estelle ist dieser Handel kein ganz sauberes Geschäft. Und wenn sie eines nicht verzeihen kann, dann sind es Gaunereien.«
»Adela und ich haben einen juristisch wasserdichten Vertrag abgeschlossen.«
»Ich weiß.«
»Aber Sie und ich kennen Estelle und wissen, wie es sich anfühlen kann, wenn sie etwas übel nimmt«, lenkte er ein. »Sie haben recht. Ich werde mir etwas überlegen.«
Auf der Fahrt nach Oxford dachte Peter intensiv über den Ankauf der Carston-Sammlung nach. Nachdem er Estelle wieder in die Arme geschlossen hatte, erklärte er angesichts ihres prüfenden Blicks, dass er Adela mit einem gewissen Prozentsatz am Erlös der verkauften Bücher beteiligen wolle. Weil Estelle immer noch ein wenig frostig reagierte, erhöhte er die angekündigten »großzügigen« zehn Prozent auf »leichtsinnige und verschwenderische« fünfzehn. Außerdem versprach er, Adela darum zu bitten, Austin einen Teil seines zukünftigen Erbes aus den Buchverkäufen schon jetzt auszuzahlen, damit der Enkel sein Bauvorhaben beenden und seinen Traum, Millionär zu werden, weiterträumen könnte.
37
»Das hörte sich ja alles sehr befriedigend an«, meinte Jon, als er es sich mit Kate und Craig am Abend bei einem wohlverdienten Glas Wein bequem machte. »Peter wird endlich so viel verdienen, dass sogar Estelle ihn respektieren kann, und Adela bekommt einen deutlich faireren Preis für die Bücher ihres Mannes. Ich glaube wirklich, dass Estelle Peter guttut. Immerhin lässt sie keinen Zweifel daran, was sie von ihm erwartet.«
»Hoffentlich bekommt sie nie heraus, dass er bereit war, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um das Geld zu behalten.«
»Ich denke, er ist klug genug, um dieses Thema zu umgehen«, sagte Jon. »Und sie will nur das Beste in ihm sehen. Immerhin sind sie ja auch erst seit vier Monaten verheiratet. Da hat man noch Schmetterlinge im Bauch, glaubst du nicht?«
»Na, hoffentlich. Hat mal jemand ausgerechnet, wie viel Adelas Bücher tatsächlich wert sind? Wie hoch war der Preis für Estelles Leben angesetzt?«
»Peter hat erst wenige Bücher verkauft. Und weil er nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen will, wartet er mit den wirklich spektakulären Stücken noch. Er schätzt aber, dass er innerhalb der nächsten Monate über 500 000 Pfund verdienen wird. Und wenn er irgendwann Hemingways Fiesta , Virginia Woolfs Mrs Dalloway und James Joyces Ulysses auf den Markt wirft, alle signiert, in Bestzustand und mit Herkunftsnachweis, dann reden wir über Millionen.«
»Weiß man, aus wie vielen Büchern diese Sammlung denn nun besteht?«, erkundigte sich Craig.
»Etwa fünf- bis siebentausend Bände«, erwiderte Jon. »Die meisten befinden sich noch immer unter idealen Bedingungen in Victors kugelsicherem Keller, auch wenn Adela etwas anderes behauptet hat. Peter hält ein Auge auf die Sammlung. Man kann also sicher sein, dass keine Katze in diesen Keller eindringt.«
Eine kurze Pause entstand. Alle waren sehr nachdenklich geworden.
»Ich muss gestehen, dass wohl jeder bei einer solchen Summe schwach werden könnte«, sagte Jon schließlich.
Kate warf ihm einen aufmerksamen Blick zu.
»Mich natürlich
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