Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
sanft. „Ich weiß, dass du mich nicht heiraten willst, und ich akzeptiere deine Entscheidung.“
„Wirklich?“ Eigentlich hätte sie glücklich über seine Meinungsänderung sein sollen. Doch aus irgendeinem ihr nicht bekannten Grund war sie es nicht.
„Warum überrascht dich das?“
„Weil du gestern Abend noch so getan hast, als hätten wir keine andere Wahl. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass wir noch im Viktorianischen Zeitalter leben würden und dass du eine ehrliche Frau aus mir machen müsstet, ganz gleich, wie unglücklich wir beide darüber sind.“
„Das mag zuerst so gewesen sein. Aber jetzt bin ich gewillt, Kompromisse einzugehen.“
„Was für Kompromisse?“
„Wir ziehen beide hier ein. Wir heiraten nicht und schauen, ob das Ganze funktioniert. Wenn unser Experiment fehlschlägt, tun wir das, was alle modernen Paare tun, und trennen uns.“ Er spürte, wie er errötete und sah auf den Boden. „Wir waren doch vorher auch glücklich“, sagte er mit rauer Stimme. „Wieso sollten wir nicht wieder glücklich sein können?“
9. KAPITEL
James war nicht bewusst gewesen, wie glücklich er war und wie gut es ihm und Jennifer ging, bis er während eines Meetings einen Anruf von ihr bekam. Als er ihr vorgeschlagen hatte, zu ihr ins Haus zu ziehen, war ihm nicht klar gewesen, worauf er sich eingelassen hatte. Er war daran gewöhnt, tun zu können, was immer er wollte, ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Seitdem er mit Jennifer zusammenlebte, hatte er Kompromisse eingehen müssen. Dennoch hätten die Dinge nicht besser laufen können.
„James … könntest du herkommen?“
„Ist alles in Ordnung?“ Nur wenige hatten seine private Handynummer. Als er ihren Namen auf dem Display gelesen hatte, hatte er den Konferenzraum verlassen und den anderen Teilnehmern der Besprechung zu verstehen gegeben, dass sie ohne ihn weitermachen sollten.
„Ich habe Blutungen … aber ich glaube nicht, dass es einen Grund gibt, sich Sorgen zu machen.“
„Ich bin schon unterwegs.“
Jennifer lag auf dem Sofa und versuchte, ruhig zu bleiben. Sie schaute sich um und sah vieles, das sie hier im Cottage bereits verändert hatte, damit sie und James sich wohlfühlten. Überall standen Vasen mit frischen Blumen, auf dem Kaminsimms hatte sie mehrere gerahmte Fotos platziert und an den Wänden hingen Gemälde, die sie auf dem Flohmarkt in der Portobello Road erstanden hatte.
Seitdem sie und James zusammenwohnten, hatte er sich ihr gegenüber vorbildlich verhalten. Sie hatte ihm wiederholt gesagt, dass es nicht nötig sei, sie so zu behandeln, als ob sie aus Porzellan wäre. Dennoch hatte sie jede Minute genossen. Sie hatte sogar gehofft, dass aus der Zuneigung, die er ihr gegenüber empfand, irgendwann Liebe würde.
Doch jetzt …
Jennifer wollte nicht darüber nachdenken, was wäre, falls sie das Baby verlieren sollte. Was würde aus ihrer Beziehung mit James werden? Diese Frage erfüllte sie mit Angst.
Ein Teil ihrer Anspannung löste sich, als sie das Geräusch von James’ Schlüssel im Türschloss vernahm. Den Bruchteil einer Sekunde später war er bereits im Wohnzimmer. Er war bleich und wirkte äußerst besorgt.
„Ich hätte dich damit nicht behelligen dürfen.“ Sie lächelte schwach, während er etwas in sein Handy raunte.
„Bitte beeilen Sie sich!“
„Mit wem hast du gesprochen?“
„Dem Arzt.“
„Ich bin in Panik geraten. Es tut mir leid, James. Ich bin mir sicher, dass ich nur etwas Ruhe brauche.“
Er kniete sich neben sie und hielt ihre Hand. „Du bist kein Arzt, Jen. Du weißt nicht, was mit dir ist. Gregory ist der beste Arzt in London und ein Freund meiner Familie. Ich habe ihn gefragt, ob ich einen Krankenwagen rufen soll. Aber er hat gesagt, dass er dich erst untersuchen will. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt!“
„Ich weiß, dass dies eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt ist, um über das Thema zu sprechen, James. Aber …“
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.“
Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. „Du weißt doch gar nicht, was ich sagen will.“
„Doch, das tue ich. Du wirst das Baby nicht verlieren.“
„Das weißt du nicht. Und was, wenn doch?“ Jetzt hatte sie es ausgesprochen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen, indem sie tief ein- und ausatmete.
„Dann sollten wir jetzt reden. Bevor Gregory kommt. Ich weiß, dass Stress im Moment nicht gut für dich ist, doch es gibt etwas, was ich dir
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