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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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Campo Santa Maria Formosa verläßt. Führt direkt zum Wasser.
    Obwohl er durch Bonsuans Beschreibung wußte, wo diese Calle war, sich sogar den Eingang dazu ins Gedächtnis rufen konnte, an dem er Hunderte von Malen vorbeigegangen sein mußte, konnte Brunetti sich nicht erinnern, sie je tatsächlich entlanggegangen zu sein. Das würde auch niemand tun, es sei denn, er wohnte dort, denn es war, wie Bonsuan erklärt hatte, eine Sackgasse, die ans Wasser führte und dort endete.
    Beide Stellen wären ideal , meinte Bonsuan.
    An beiden
    kommt nie jemand vorbei, nicht um diese Zeit.
    Und die Gezeiten?
    Vergangene Nacht waren sie sehr schwach. Kein richtiger Sog.
    Und eine Leiche bleibt an allerlei Dingen hängen; das macht sie langsamer. Es hätte jede der beiden Stellen sein können.
    Und sonst?
    Vielleicht eine der anderen Calli, die zum Rio Santa Marina führen, aber die beiden Stellen sind die wahrscheinlichsten, wenn er nur fünf bis sechs Stunden im Wasser getrieben ist. Bonsuan schien fertig zu sein, aber dann meinte er noch: Es sei denn, er hatte ein
    Boot , wobei er es Brunetti überließ, sich zusammenzureimen, daß er mit
    er
    den Mörder meinte.
    Möglich wär’s, oder?
    pflichtete Brunetti ihm bei, obwohl er es für unwahrscheinlich hielt. Ein Boot hieß Motorenlärm, und mitten in der Nacht bedeutete das wütende Gesichter an den Fenstern, die sehen wollten, was da soviel Krach machte.
    Danke, Danilo. Sagen Sie bitte den Tauchern, sie sollen an diesen beiden Stellen suchen – es hat Zeit bis morgen. Und bitten Sie Vianello, ein Team hinzuschicken, um die beiden Stellen zu überprüfen und zu sehen, ob es irgendein Anzeichen dafür gibt, daß es dort passiert ist.

    Bonsuan erhob sich mühsam, mit hörbar knackenden Kniegelen-ken. Er nickte.
    Wer ist unten, der mich zum Piazzale Roma und dann zur Friedhofsinsel fahren kann?
    Monetti , nannte Bonsuan einen der anderen Bootsführer.
    Könnten Sie ihm sagen, daß ich in etwa zehn Minuten losfahren möchte?
    Mit einem Nicken und einem gemurmelten Ja, Commissario ,
    ging Bonsuan.
    Brunetti merkte plötzlich, wie hungrig er war. Er hatte seit dem Morgen nur drei Sandwichs gegessen, weniger sogar, denn eines hatte Orso verschlungen. Er zog die unterste Schublade seines Schreibtischs auf, ob er nicht irgend etwas fand, vielleicht eine Tüte buranei, diese S-förmigen Kekse, die er so mochte und gewöhnlich seinen Kindern abjagen mußte, einen alten Schokoriegel, irgend etwas, aber die Schublade war genauso leer wie das letzte Mal, als er dort nach etwas Eßbarem gesucht hatte.
    Dann also Kaffee. Aber das würde heißen, daß Monetti einen Halt einlegen müßte. Daß dieses simple Problem ihn so ärgerlich machte, war ein Gradmesser für seinen Hunger. Doch dann fielen ihm die Damen unten im Ufficio Stranieri ein; sie hatten eigentlich immer etwas für ihn, wenn er betteln kam.
    Er ging über die Hintertreppe ins Erdgeschoß, durch die großen Doppeltüren und in das Büro. Sylvia, klein und dunkel, und Anita, groß, blond und attraktiv, saßen sich an ihren Schreibtischen gegenüber und blätterten in Papierstapeln, die offenbar nie abnah-men.
    Buona sera , sagten beide, als er hereinkam, und beugten sich wieder über die grünen Aktendeckel, die vor ihnen ausgebreitet lagen.
    Habt ihr irgendwas zu essen?
    fragte er, mehr hungrig als char-
    mant.
    Sylvia lächelte und schüttelte stumm den Kopf; er kam nur zu ihnen ins Büro, wenn er um etwas Eßbares betteln oder ihnen sagen wollte, daß einer ihrer Bewerber um eine Arbeits- oder Aufenthalts-erlaubnis festgenommen worden war und aus ihren Listen und Akten gestrichen werden konnte.
    Kriegen Sie denn zu Hause nichts zu essen?
    fragte Anita, doch
    gleichzeitig zog sie eine Schublade ihres Schreibtischs auf und nahm eine braune Papiertüte heraus. Sie öffnete sie und holte erst eine, dann zwei, dann drei reife Birnen heraus, die sie für ihn gut erreichbar auf ihren Schreibtisch legte.

    Vor drei Jahren hatte einmal ein Algerier, dem die Aufenthaltsgenehmigung verweigert worden war, bei dieser Mitteilung durchgedreht und Anita an den Schultern gepackt und über den Schreibtisch gezogen. Während er sie festhielt und sie auf arabisch wütend be-schimpfte, war Brunetti hereingekommen, um sich einen Ordner zu holen. Ohne viel Federlesens hatte er dem Mann einen Arm um den Hals gelegt und ihn gewürgt, bis er Anita losließ, die verschreckt und schluchzend auf ihrem Schreibtisch zusammensackte. Niemand hatte je ein Wort

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