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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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außerdem mit Fosters Kom-
    paniechef sprechen.
    Duncans Antwort kam mit ein paar Sekunden Verzögerung, aber er sagte nur:
    Das ist sehr entgegenkommend von Ihnen, Commissario Brunetti. Ich sage Captain Peters, sie soll nach Ihnen fragen.
    Ja, tun Sie das , antwortete Brunetti und legte auf, ohne zu warten, daß der andere sich verabschiedete. Sein Ton war, wie er oh-ne Bedauern feststellte, etwas zu harsch gewesen; es passierte ihm oft, daß er sich durch das, was er zwischen den Worten herauszuhören glaubte, zu Überempfindlichkeiten hinreißen ließ. Früher, bei Interpol-Seminaren mit amerikanischer Beteiligung und während einer dreimonatigen Ausbildung in Washington, war er oft auf dieses nationale Bewußtsein moralischer Überlegenheit gestoßen, diesen unter Amerikanern so verbreiteten Glauben, daß es ihnen irgendwie aufgegeben sei, einer von Irrtümern verdunkelten Welt als strahlendes moralisches Licht zu leuchten. Vielleicht traf das hier gar nicht zu, vielleicht mißdeutete er Duncans Ton, und der Captain hatte Brunetti nur eine Peinlichkeit ersparen wollen. Wenn das so war, hatte er mit seiner Reaktion sicher alles dazu getan, sämtliche Klischees über die heißblütigen und dünnhäutigen Italiener zu bestätigen.
    Er schüttelte verdrießlich den Kopf, wählte eine Leitung nach draußen an und dann seine eigene Nummer.

    Pronto , antwortete Paola nach dreimaligem Klingeln.
    Nochmal ich , sagte er ohne Einleitung.
    Das heißt, du kommst später.
    Ich muß zum Piazzale Roma und einen amerikanischen Captain abholen, der aus Vicenza kommt, um die Leiche zu identifizieren.
    Es dürfte nicht allzu spät werden, nicht später als neun. Sie soll um sieben hier sein.
    Sie?
    Ja, sie , sagte Brunetti. Ich habe genauso reagiert. Sie ist auch noch Ärztin.
    Wir leben in einer Welt voller Wunder , sagte Paola.
    Nicht
    nur Captain, auch noch Doctor. Hoffentlich ist sie in beiden Rollen gut, denn ihretwegen verpaßt du Polenta und Leber. Das war eines seiner Leibgerichte, und sie hatte es wahrscheinlich vorbereitet, weil er kein Mittagessen bekommen hatte.
    Ich esse, wenn ich komme.
    Gut. Ich füttere die Kinder ab und warte auf dich.
    Danke, Paola. Ich werde mich beeilen.
    Ich warte , sage sie und legte auf.
    Sobald die Leitung frei war, rief er unten im zweiten Stock an und fragte, ob Bonsuan inzwischen zurück sei. Der Bootsführer war gerade gekommen, und Brunetti bat, ihn zu ihm heraufzuschicken.
    Ein paar Minuten später trat Danilo Bonsuan in Brunettis Büro.
    Mit seiner robusten, vierschrötigen Figur sah er genauso aus wie einer, der auf dem Wasser lebt, aber nie auf die Idee käme, das Zeug zu trinken. Brunetti deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    Bonsuan ließ sich darauf nieder, steifgliedrig nach Jahrzehnten auf schwankenden Decks. Brunetti kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er keine freiwilligen Informationen von ihm erwarten konnte, nicht weil Bonsuan nicht wollte, sondern weil er es gewöhnt war, nur dann zu reden, wenn damit ein praktischer Zweck erfüllt wurde.
    Danilo, die Frau hat ihn gegen halb sechs entdeckt, bei tiefster Ebbe. Dottor Rizzardi sagt, er war etwa fünf bis sechs Stunden im Wasser; so lange war er schon tot.
    Brunetti hielt inne, um dem
    Mann Gelegenheit zu geben, sich die Wasserwege ums Krankenhaus vorzustellen.
    In dem Kanal, in dem wir ihn gefunden haben, ist keine Spur von einer Waffe zu entdecken.
    Bonsuan machte sich nicht die Mühe, die Bemerkung zu kommentieren. Niemand würde ein gutes Messer wegwerfen.
    Brunetti betrachtete es als gesagt und fuhr fort: Er könnte woanders umgebracht worden sein.
    Wahrscheinlich , brach Bonsuan jetzt sein Schweigen.
    Wo?

    Fünf, sechs Stunden? fragte Bonsuan. Als Brunetti nickte, legte der Bootsführer den Kopf in den Nacken und schloß die Augen.
    Brunetti konnte den Gezeitenplan der Lagune, den er studierte, fast selbst sehen. Bonsuan blieb einige Minuten so sitzen. Einmal schüttelte er rasch den Kopf, um eine Möglichkeit zu verwerfen, von der Brunetti nie erfahren würde. Schließlich öffnete er die Augen und sagte:
    Es gibt zwei Stellen, an denen es passiert sein könnte.
    Hinter Santa Marina. Sie kennen die Sackgasse, die zum Rio Santa Marina hinunterführt, hinter dem neuen Hotel?
    Brunetti nickte. Es war ein stiller Winkel, eine Sackgasse.
    Die andere ist Calle Cocco.
    Als Brunetti überrascht schien,
    erklärte Bonsuan: Es ist eine von diesen beiden Sackgassen, die von der Calle Lunga abgehen, wo sie den

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