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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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einmal hingefahren sind?
    Ich habe mit seinem Vorgesetzten gesprochen, und mit einem der Männer, die mit ihm zusammengearbeitet haben.
    Und was haben Sie erfahren?
    Nichts Wesentliches, Vice-Questore.
    Patta funkelte ihn über den Schreibtisch hinweg an.
    Was soll
    das heißen?
    Ich habe nichts darüber erfahren, warum ihn jemand hätte umbringen sollen.
    Patta hob die Hände und stieß einen aufgebrachten Seufzer aus.
    Das ist genau der Punkt, Brunetti. Es gibt keinen Grund, warum ihn jemand hätte umbringen sollen, darum haben Sie auch keinen gefunden. Und darum werden Sie, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, auch keinen finden. Weil es keinen gibt. Er wurde seines Geldes wegen umgebracht, und der Beweis dafür ist, daß seine Brieftasche nicht bei ihm gefunden wurde.
    Er hatte, als man ihn fand,
    auch nur einen Schuh angehabt, dachte Brunetti. War damit bewiesen, daß er wegen eines Reebok Größe 44 umgebracht worden war?
    Patta zog die oberste Schublade seines Schreibtischs auf und nahm einige Bogen Papier heraus.
    Ich glaube, Sie haben mehr als
    genug Zeit damit verschwendet, in Vicenza herumzujagen, Brunetti.
    Es gefällt mir nicht, daß Sie die Amerikaner damit behelligen. Das Verbrechen ist hier passiert, und der Mörder wird hier gefunden werden.
    Der letzte Satz klang entschieden und endgültig. Patta nahm einen der Bogen und warf einen Blick darauf. Ich möchte gern, daß Sie Ihre Zeit von jetzt an besser nutzen.

    Und wie könnte ich das tun, Vice-Questore?
    Patta linste zu ihm herüber, als suchte er etwas an dem Ton zu entdecken, den Brunetti eben angeschlagen hatte, dann blickte er wieder aufs Papier.
    Ich übertrage Ihnen die Untersuchung des Einbruchs am Canal Grande.
    Brunetti war sicher, daß der Ort des
    Verbrechens und der finanzielle Hintergrund des Opfers die Sache in Pattas Augen viel wichtiger erscheinen ließen als ein bloßer Mord, bei dem das Opfer nicht einmal Offizier war.

Und was ist mit dem Amerikaner?
    Da gehen wir wie üblich vor. Wir warten, ob einer von unseren alten Bekannten etwas verlauten läßt oder plötzlich mehr Geld hat, als er haben dürfte.
    Und wenn nicht?
    Die Amerikaner kümmern sich ja auch darum , sagte Patta, als ob das der Sache ein Ende machte.
    Ich verstehe nicht ganz. Wie können die Amerikaner sich um etwas kümmern, was hier in Venedig passiert ist?
    Patta kniff die Augen zusammen und bemühte sich, allwissend auszusehen, wirkte dabei aber bestenfalls kurzsichtig.
    Die haben
    ihre Methoden, Brunetti. Die haben ihre Methoden.
    Daran zweifelte Brunetti nicht, allerdings hegte er durchaus Zweifel, ob diese Methoden unbedingt darauf gerichtet waren, den Mörder zu finden.
    Ich würde die Sache lieber selbst weiterverfolgen, Vice-Questore. Ich glaube nicht an einen Raubüberfall.
    Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es einer war, Commissario, und wir werden den Fall auch so behandeln.
    Was heißt das, bitte?
    Patta versuchte es mit Erstaunen.
    Das heißt, Commissario –
    und ich möchte Sie bitten, genau zuzuhören – es heißt genau das, was ich gesagt habe, nämlich daß wir es als einen Mord behandeln, der bei einem versuchten Raubüberfall passiert ist.
    Offiziell?
    Offiziell , wiederholte Patta und fügte mit übertriebener Beto-nung hinzu:
    Und inoffiziell.
    Brunetti brauchte nicht nachzufragen, was das bedeutete.
    Großmütig im Sieg sagte Patta:
    Natürlich wissen die Amerika-
    ner Ihr Interesse und Ihren Eifer zu schätzen.
    Brunetti dachte, es wäre sinnvoller, wenn sie Erfolg zu schätzen wüßten, aber diese Ansicht konnte er jetzt nicht zum besten geben, nicht zu diesem Zeitpunkt, da Patta sich gerade am lächerlichsten aufführte und mit größter Vorsicht behandelt werden mußte.
    Ich bin trotz allem noch nicht ganz überzeugt , begann Brunetti, der Zweifel und Resignation heftig und hörbar miteinander kämpfen ließ.
    Aber möglich wäre es. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, was auf etwas anderes hindeuten würde.
    Das hieß, wenn
    er die paar hundert Millionen in Kokain nicht mitrechnete.
    Patta hatte den Anstand, nicht offen zu triumphieren, konnte sich aber nicht enthalten, den Gönnerhaften zu spielen.
    Ich bin froh,
    daß Sie es so sehen, Brunetti. Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, daß Sie die Polizeiarbeit langsam etwas realistischer betrachten. Er sah wieder auf seine Papiere.
    Sie hatten einen Guardi.
    Brunetti, der den überraschenden Sprüngen seines Vorgesetzten von einem Thema zum anderen nicht zu folgen

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