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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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und zu seinem Fehler stehen. Und natürlich würde er Mike nachdrücklich versichern, dass so etwas nie wieder geschähe. Er hoffte inständig, Mike möge ihm verzeihen und seine Reue erkennen. Dem Schwur, dass er nie wieder schwach werden würde, Glauben schenken.

3
     
    E s war Mikes Ende gewesen. Die Erkenntnis hatte ihn schlagartig getroffen.
    David dachte weiter nach, was bis zu diesem Zeitpunkt geschehen und was danach noch passiert war. Wieder und wieder durchlebte er in seinen Gedanken den Abend und den Morgen danach. Mit seiner Entscheidung nach seinem Fremdgehen hatte er den Grundstein für Mikes Entschluss gelegt.
    Abermals riss eine Flut von Schuldgefühlen Davids Inneres auseinander und jagte eine Welle unerträglicher Schmerzen durch seine Seele. Seine Verzweiflung wuchs ins Unermessliche.
    Hätte er sich doch nur anders entschieden. Wenn er den Vorfall nicht so ernst genommen und überbewertet hätte, wenn er dem Drang, alles zu gestehen, nur nicht nachgegeben hätte, dann wäre Mike heute noch an seiner Seite.
    Aber er hatte nur an sich und seinen Seelenfrieden gedacht. Er war sich nicht dem möglichen Ausmaß seines Geständnisses bewusst gewesen. Im Grunde war es ihm nur darum gegangen, sein Gewissen zu erleichtern. Niemals hätte er geglaubt, dass Mike zu so etwas fähig sein würde. Dass ihm der Vorfall und sein Geständnis so nahegingen. Doch er hatte sich geirrt: Mike hatte ihm den Fehltritt nicht verzeihen können. Er war enttäuscht, wütend und verzweifelt gewesen. Mike hatte nicht die Kraft besessen, ihm den Schwur, es nie wieder zu tun, zu glauben.
    David hatte seine Entscheidung nicht reiflich genug durchdacht. Dadurch hatte er etwas ausgelöst, das sein Gewissen weitaus stärker belastete, als es ein One-Night-Stand je hätte tun können.
    Mike war an dem Vorfall zerbrochen, hatte den Glauben an ihre Beziehung und Liebe verloren.
    David verspürte Wut auf sich. Verdammt, er hätte es wissen müssen. Er hätte es wenigstens ahnen oder in Erwägung ziehen müssen. Aber auch hier hatte er versagt.
     
    ***
     
    David stieg aus dem Wagen und lief auf die Einfahrt zu. Natürlich führte ihn sein erster Weg nach der Rückkehr aus Moskau zu Mike. Er konnte es kaum erwarten, seinen Freund endlich wieder in die Arme zu nehmen. Die letzten Schritte zu dessen Wohnung rannte er förmlich. Er klopfte an die Tür, und noch ehe seine Hand wieder nach unten sinken konnte, riss Mike sie bereits auf und fiel ihm in die Arme.
    „David! Endlich! Endlich bist du wieder hier. Ich habe dich so sehr vermisst.“ Mike drückte ihn so fest an sich, dass ihm das Atmen schwerfiel.
    „Hey, du erdrückst mich ja“, grinste David. Auch er war unendlich froh, wieder bei Mike zu sein. Die zwei Wochen waren ihm so endlos lang vorgekommen. Er schwor sich, nie wieder so lange zu verreisen. „Ich habe dich auch vermisst. Die Zeit ohne dich war so lang, viel zu lang.“ David löste sich aus der Umarmung und ging mit Mike in dessen Wohnung.
    „Ich habe für uns gekocht! Du kannst mir während des Essens alles haargenau erzählen“, rief Mike aufgewühlt und zeigte in die Küche.
    David nickte, setzte sich und wartete auf das Essen. Er begann sofort von den Dreharbeiten zu erzählen.
    „Und wie war es hier in L.A.? Wie war es bei deiner Arbeit?“, fragte er nach einer kleinen Ewigkeit.
    Mike winkte ab. „Nichts Besonderes. Wie immer, eher langweilig und keine Herausforderung. Du weißt ja: Bei unseren Filmen wird nicht sehr viel geredet.“ Er lächelte David an. „Und wie war Moskau?“ Erwartungsvoll stützte er das Kinn auf seine Hände und wartete auf eine weitere Berichterstattung.
    „Also, auf jeden Fall war es bitterkalt. Das Wetter und erst recht der Winter sind schon etwas anderes als hier in Kalifornien. Es ist eine Weile ganz interessant, aber irgendwann nervt es. Immer diese Kälte! Und wenn man raus will, muss man sich einpacken, als ginge man am Nordpol spazieren.“
    Mike lachte. „Das wäre nichts für mich. Ich bevorzuge Sonne und Wärme.“
    „Ja, ich auch“, grinste David.
    Die Stunden verstrichen, und David spürte, Mike wartete darauf, dass ihr Wiedersehen zu mehr wurde als reine Konversation. Aber er zögerte den Moment hinaus. Nicht, dass er sich Mikes Nähe nicht auch herbeisehnte, aber etwas stand noch zwischen ihnen, war bisher unausgesprochen geblieben und blockierte seine Lust. In seinen Gedanken kreiste immer noch jenes eine Thema, das ihn daran hinderte, dem körperlichen Verlangen

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