Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Gespräche hier gut, wenn ich für immer bleiben muss.
    Das weiße Licht umgibt uns und verschlingt uns.

34

    Ich war davon ausgegangen, dass der Priester und ich in der verlassenen Stadt Endymion aus dem Licht treten würden, womöglich gleich neben dem Turm des alten Dichters, aber als wir nach dem Gleißen der Leere blinzelten, war es ziemlich dunkel, und wir standen auf einer Ebene, wo der Wind durch Gras pfiff, das mir bis zu den Knien und Pater de Soya bis zu den soutanebedeckten Oberschenkeln reichte.
    »Haben wir es geschafft?«, fragte der Jesuit mit aufgeregter Stimme.
    »Sind wir auf Hyperion? Mir kommt es nicht bekannt vor, aber ich habe auch nur Teile des nördlichen Kontinents gesehen, und das ist elf Jahre her.
    Sind wir richtig hier? Die Schwerkraft kommt mir vor, wie ich sie in Erinnerung habe. Die Luft ist... klarer.«
    Ich wartete einen Moment, bis sich meine Augen an die Nacht angepasst hatten. Dann sagte ich: »Wir sind richtig.« Ich zeigte zum Himmel. »Diese Sternbilder? Das ist der Schwan. Da drüben sind die Zwillingsschützen.
    Das dort wird eigentlich der Wasserträger genannt, aber Grandam zog mich immer damit auf, es würde Rauls Wägelchen heißen, weil ich damals immer einen kleinen Wagen hinter mir hergezogen habe.« Ich holte Luft und ließ den Blick wieder über die hügelige Ebene schweifen. »Das war eine unserer liebsten Stellen, um unser Lager aufzuschlagen«, sagte ich.
    »Unsere Nomaden-Wohnmobile. Als ich ein Kind war.« Ich ließ mich auf ein Knie nieder und betrachtete den Boden im Sternenlicht. »Da sind noch Spuren von Gummireifen. Ein paar Wochen alt. Ich schätze, die Karawanen ziehen immer noch hier vorbei.«
    De Soyas Soutane raschelte im Gras, als er hin und her ging, rastlos wie ein Jäger auf nächtlicher Pirsch. »Sind wir in der Nähe?«, fragte er. »Können wir zu Fuß zu Martin Silenus’ Haus gehen?«
    »Rund vierhundert Klicks«, sagte ich. »Wir sind im östlichen Ausläufer der Moore, südlich des Schnabels. Onkel Martin ist in den Vorgebirgen des Pinion-Plateaus.« Ich zuckte innerlich zusammen, als mir auffiel, dass ich Aeneas Kosenamen für den alten Dichter benutzte.
    »Wie auch immer«, sagte der Priester ungeduldig. »In welche Richtung sollen wir gehen?«
    Der Jesuit setzte sich tatsächlich bereits in Bewegung, aber ich legte ihm die Hand wieder auf die Schulter, um ihn aufzuhalten. »Ich glaube nicht, dass wir laufen müssen«, sagte ich leise. Etwas verdeckte die Sterne im Südosten, und ich konnte das hohe Summen von Turbopropellern über dem Heulen des Windes hören. Eine Minute später konnten wir die blinkenden roten und grünen Navigationslichter sehen, als der Gleiter über dem Grasland nach Norden schwenkte und den Schwan verdeckte.
    »Ist das gut?«, fragte de Soya, dessen Schulter sich unter meiner Hand leicht verkrampfte.
    Ich zuckte die Achseln. »Als ich noch hier gelebt habe, nein«, sagte ich.
    »Die meisten Gleiter gehörten dem Pax. Den Sicherheitsleuten des Pax, um genau zu sein.«
    Wir warteten nur noch einen Augenblick. Der Gleiter landete, die Propeller wurden langsamer und blieben stehen, die linke vordere Kuppel ging auf. Die Innenbeleuchtung ging an. Ich sah die blaue Haut, die blauen Augen, die fehlende linke Hand, die zum Gruß erhobene rechte Hand.
    »Es ist gut«, sagte ich.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich A. Bettik, als wir in dreitausend Metern Höhe nach Südosten flogen. Dem Silberstreif am Horizont über den Pinions nach schätzte ich, dass es noch rund eine Stunde bis zur Dämmerung sein musste.
    »Er liegt im Sterben«, sagte der Androide. Einen Augenblick flogen wir schweigend dahin.
    A. Bettik schien hocherfreut gewesen zu sein, mich wieder zu sehen, auch wenn er verlegen stehen blieb, als ich ihn umarmte. Androiden fühlten sich nie wohl, wenn Gefühle zwischen den Dienern und den Menschen gezeigt wurden, von denen sie biofakturiert worden waren, um ihnen zu dienen. Ich stellte in der kurzen Flugzeit, die wir hatten, so viele Fragen wie möglich.
    Er hatte gleich als Erstes sein Beileid wegen Aeneas Tod ausgesprochen, was mir Gelegenheit gab, die Frage zu stellen, die mich am meisten beschäftigte. »Haben Sie den Gemeinsamen Augenblick gespürt?«
    »Nicht exakt, M. Endymion«, sagte der Androide, was nicht sehr erhellend für mich war. Aber dann berichtete uns A. Bettik, was sich seit diesem Augenblick in den vergangenen dreizehn Standardmonaten auf Hyperion zugetragen hatte.
    Martin Silenus war das

Weitere Kostenlose Bücher