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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Berührung, ihr Lachen, ihre Stimme, ihr Haar und ihre körperliche Präsenz nicht mit diesem kleinen Metallzylinder in Einklang bringen. Ich lasse die Hand sinken, bevor der Priester sehen kann, wie sehr sie zittert.
    »Sind Sie bereit zu gehen?«, frage ich schließlich.
    De Soya nickt. »Bitte erlauben Sie mir, einigen meiner Freunde im Dorf zu sagen, dass ich ein paar Tage weg sein werde. Wäre es Ihnen möglich, mich später wieder hier abzusetzen, wohin immer Sie auch gehen mögen?«
    Ich blinzle. Natürlich ist das möglich. Ich hatte meinen heutigen Abschied als endgültig betrachtet, eine interstellare Reise. Aber Pacem... wie alles andere im bekannten Universum... wird, solange ich lebe, nie wieder mehr als einen Schritt entfernt sein. Falls ich mich erinnere, wie ich die Sphärenmusik hören und wieder freicasten kann. Falls ich jemanden mitnehmen kann. Falls es nicht eine einmalige Gabe war, die ich verloren habe, ohne es zu wissen. Nun zittere ich am ganzen Körper. Ich rede mir ein, dass es an zu viel Kaffee liegt, und sage abgehackt: »Ja, kein Problem.
    Ich werde mit Pater Duré und Bassin plaudern, bis Sie bereit sind.«
    Der alte Jesuit und der junge Soldat stehen am Rand eines kleinen Maisfelds und unterhalten sich darüber, ob es an der Zeit ist, die Kolben zu ernten. Ich kann hören, wie Paul Duré zugibt, seine Ansicht, dass man gleich ernten sollte, beruhe weitgehend darauf, wie gern er gegrillte Maiskolben isst. Sie lächeln mir zu, als ich näher komme. »Pater de Soya begleitet Sie?«
    Ich nicke.
    »Bitte bestellen Sie Martin Silenus meine herzlichsten Grüße«, sagt der Jesuit. »Er und ich hatten vor langer Zeit und Welten entfernt einige interessante Erlebnisse zusammen. Ich habe von seinen so genannten Cantos gehört, muss aber gestehen, dass ich keine Lust habe, sie zu lesen.« Duré grinst. »Soweit ich weiß, gilt die Indizierung der Hegemonie nicht mehr.«
    »Ich glaube, er hat gekämpft, so lange am Leben zu bleiben, damit er seine Cantos vollenden kann«, sage ich leise. »Aber das wird er nicht.«
    Pater Duré seufzt. »Keine Lebensspanne ist lang genug für diejenigen, die schöpferisch tätig sein wollen, Raul. Oder für die, die sich und ihr Leben einfach nur verstehen wollen. Das ist möglicherweise der Fluch des Menschseins, aber auch sein Segen.«
    »Wieso?«, frage ich, aber ehe Duré antworten kann, kommen Pater de Soya und mehrere Dorfbewohner herauf, und die Luft ist erfüllt von Gesprächen und Abschiedsgrüßen und Einladungen an mich, wiederzukommen. Ich schaue auf die schwarze Schultertasche und sehe, dass der Priester außer dem Zylinder mit Aeneas Asche noch andere Sachen darin verstaut hat.
    »Eine frische Soutane«, sagt de Soya, dem mein Blick nicht entgeht.
    »Etwas saubere Unterwäsche. Socken. Ein paar Pfirsiche. Meine Bibel, das Missale und das notwendige Zubehör für eine Messe. Ich weiß nicht, wann ich zurückkommen werde.« Er zeigt auf die anderen, die sich um ihn scharen. »Ich habe vergessen, wie es genau gemacht wird. Brauchen wir mehr Platz?«
    »Ich glaube nicht«, sage ich. »Vielleicht sollten wir beide Körperkontakt halten. Wenigstens beim ersten Versuch.« Ich drehe mich um und schüttle Kee und Duré die Hände. »Danke«, sage ich.
    Kee grinst und weicht zurück, als würde ich wie eine Rakete beim Aufsteigen einer Feuersäule ausstoßen, in der er nicht verbrennen will. Pater Duré umfasst meine Schulter ein letztes Mal. »Ich glaube, wir werden uns wieder sehen, Raul Endymion«, sagt er. »Allerdings vielleicht erst in ungefähr zwei Jahren.«
    Ich verstehe nicht. Ich habe gerade versprochen, Pater de Soya in ein paar Tagen zurückkzubringen. Aber ich nicke, als hätte ich es verstanden, schüttle dem Priester zum zweiten Mal die Hand und entziehe mich seiner Berührung.
    »Sollen wir uns an den Händen halten?«, fragt de Soya.
    Ich lege dem kleineren Mann die Hand auf die Schulter, wie Duré meine vor wenigen Augenblicken ergriffen hat, und vergewissere mich, dass mein Textschiefer sicher an seinem Gurt hängt. »Das müsste genügen«, sage ich.
    »Homophobie?«, fragt der Priester mit dem spitzbübischen Grinsen eines Jungen.
    »Der Widerwille, öfter albern auszusehen, als unbedingt nötig ist«, sage ich, schließe die Augen und bin überzeugt, dass die Sphärenmusik diesmal nicht da sein wird, dass ich vollkommen vergessen haben werde, den Schritt durch die Leere zu machen. Nun, denke ich, wenigstens sind der Kaffee und die

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