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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Leitung, daß wenigstens die
berechtigten Wünsche berücksichtigt wurden. Und was auf
Befremden vieler Menschen stieß: Brad selbst hätte von sich
aus wahrscheinlich nichts gegen den centaurischen Plan
unternommen, wenn ihn sein Stab nicht regelrecht dazu
aufgefordert hätte. Er vertrat die Meinung, daß bei einem
vollen Einsatz des einzelnen für die Arbeit solche Dinge, und
so sagte er wörtlich,
„in die hintere Reihe gehörten“. Er
jedenfalls würde es so empfinden, und er sei schließlich auch
ein Mensch. Das letztere ließ sich nicht bestreiten, aber was er
wohl für ein Mensch sei, darüber begann sich so mancher
Gedanken zu machen.
    In den Unterkünften nun befand sich das Allernötigste: Eine
Liegestatt, Tisch und Stühle nach menschlichem Maß – also
mußten sich die Centauren vor der Ankunft der Irdischen mit
diesen Dingen befaßt haben – und ein Behältnis für persönliche
Dinge, eine Art offener Schrank oder Regal. Das alles aus
einem beigefarbenen Plast, mit grauen Schlieren durchsetzt,
der, und das wiederum erstaunte die Menschen, zu hundert
Prozent staubabweisend war. Überhaupt: Im gesamten
Komplex hielt sich kein Schmutz. Gröberes fiel durch Bodenroste, wurde dort offenbar in bestimmten Abständen abgesaugt.
Und gegen die Außenwelt herrschte innerhalb des Gebäudes
ein ständiger leichter Überdruck, der verhinderte, daß Staub
eindrang, eine Maßnahme, die die Notwendigkeit gebot. Es
tobten Stürme über diese Region des Planeten, Stürme, die, wie
die Betreuer sagten, während dreier Viertel des Centaurjahres
das Leben außerhalb der Bauten erschwerten. Um so unverständlicher schien es da den Menschen, daß das Leben
innerhalb der Gebäude nun nicht gerade Erleichterungen bot.
Auf entsprechende, vorsichtig gestellte Fragen zeigten die
Centauren meist Erstaunen, und sie fragten zurück, ob die
Laboratorien, Werkstätten und Montagehallen denn nicht
zusagten. Man werde dort doch wohl nichts vermissen, und
wenn, dann werde das Fehlende sofort herbeigeschafft. Und
dann forderten sie entsprechende Listen, die in der Tat prompt
abgearbeitet wurden.

1. Kapitel
    Wie mit großer Mühe zwängte die Sonne Alpha ihre Lichtbalken durch die dichten, gleich braunschmutzigen Zellstoffschichten über der Wüste lagernden Staubpakete. Scheinbar
bewegte sich da nichts – kein Sturmheulen mehr, nicht das
Prasseln der Sandkörner gegen Hindernisse. Erstickende Stille,
hoffnungslose Öde.
    Abgespannt saß Gernot Wach in dem Winkel, den eine
kleine Mauer mit dem Dach bildete. Er achtete nicht der
zentimeterdicken Staubschicht, die wie Samt gleichmäßig
färbend und glättend die Bauten und den Boden mit seinen
Unebenheiten bedeckte.
    Gernot legte das Kinn auf die Knie, rieb den gesprossenen
Bart am Stoff der Hose. Seine Gedanken gingen träge. Freilich,
er fühlte sich müde, abgearbeitet, das Pensum war kaum zu
schaffen. Aber das war es nicht, nicht allein. Ein paar Stunden
Schlaf, und einfache Müdigkeit würde verfliegen. Es saß tiefer.
Gernot wehrte sich dagegen, anzunehmen, es sei depressiv,
dieses Gefühl, das ihn befallen hatte. Ihm war, als läge dieser
braungraue Staub auch auf seinem Gehirn, als kröchen diese
Schwaden lähmend durch den Körper. Nur wenig tröstete der
Gedanke, daß es offenbar nicht nur ihm so erging. Andere
schienen noch mehr zu leiden. Man erkannte es bereits am
Gang, an den Gesichtern, die nicht mehr lachten, an der
allenthalben einreißenden Liederlichkeit. Mit einer Gegend
kann man Menschen erschlagen, schon auf der Erde. Aber
hier… Das ist schlimmer als erschlagen, das ist grausames
Siechen…
    Na, na! Gernot straffte sich und lehnte sich zurück. Sand
rieselte ihm in den Nackenausschnitt. Er wußte, daß es mehr
war als diese braungraue Welt, was die Menschen bedrückte.
Betrogen, enttäuscht und darum unzufrieden waren die
meisten, und nicht einmal so sehr, weil sie äußerst mäßig leben
mußten, sondern weil sie verunsichert waren, weil sich
zwischen ihnen das Verhältnis anspannte. Widersinn, dachte
Gernot. Eine unfreundliche Umwelt sollte dazu führen, sich im
Inneren selbst beste Bedingungen zu schaffen, was sich reibt,
zu unterlassen, sich gemeinsam gegen äußere Unbilden zur
Wehr zu setzen. Aber so wie die dreihundertsieben Menschen
untereinander, so fühlte Gernot sich selbst mit sich uneins.
    „Wohl dem, der eine Strecke hat!“ Einen Augenblick stand
Neborts, des greisen Professors Bild, vor Gernot. Nebort mit
seinen

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