Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
weite, weite Ferne gerückt schien.
Selten habe ich mich so wohl gefühlt!
    Die Menschen waren das erstemal, seit sie sich auf Centaur
befanden, angenehm überrascht worden. Die Werft ließ keine
Wünsche offen, im Gegenteil. Man hatte sie großzügig
angelegt, aus menschlicher Sicht beinahe verschwenderisch,
zumindest was die technischen Anlagen betraf. Wie eine
Bilderbuchtaktstraße griff eins ins andere. Es begann mit
Rampen und Entladekränen für das Kupfer. Gernot hatte sich
gewundert, im Anschluß daran eine Gießerei und Drahtzieherei
vorzufinden. Bislang war er davon ausgegangen, daß die
kalibrierten Drähte fertig angeliefert werden würden, und davor
hatte er sich gefürchtet. Eine Störquelle also weniger. Und das
war auch der Fakt, der ihn optimistisch stimmte, auch wenn
Mon noch einmal auf ihre Bedenken hinsichtlich des Kupferaufkommens aufmerksam machte. Und aus der Zieherei würde
das endlos gefertigte Seil, das fünf Zentimeter im Durchmesser
maß, in einem für die Menschen neuartigen Schwebetransportrohr direkt ins Testkosmodrom befördert werden, in den
Gravitationskanal und ohne Unterbrechung in den Orbit. Und
nicht mehr als hundert Centauren und Menschen würden in
diesem Prozeß arbeiten. Das Kosmodrom war recht klein und
im Vergleich zu dem auf dem Mars oder dem, das noch immer
auf seine Instandsetzung wartete, primitiv. Aber es müßte für
diese Aufgabe noch gut geeignet sein.
    Die gesamte Wach-Gruppe nahm an der Besichtigung der
Anlagen teil, und nicht einen gab es darunter, der nicht
begeistert gewesen wäre. Gernot nahm das ein wenig gerührt
und sehr froh wahr. Ein wesentliches Glied dieser Arbeitskette
würde hier geschlossen werden, und von Halle zu Halle, die sie
durchschritten, wurde er zuversichtlicher. Sie würden es
schaffen!
    Auch Mons Gruppe beteiligte sich an dem Rundgang. Aber
Centauren sind Stimmungen nicht so ohne weiteres anzusehen.
Die Menschen jedoch glaubten, schloß man aus den Blicken,
dem lebhaften Gezwitscher, auch die Centauren schienen sich
zu freuen.
    Auf dem befestigten Platz des Testraumhafens, der letzten
Station, fragte Gernot: „Ehrlich aus deiner Sicht, Mon, bist du
zufrieden?“
    Mon blickte ihn ernst an, sah auf Josephin, die daneben stand
und auch gespannt die Antwort erwartete. „Ja, sehr! Es ist das
Höchste, was Centaur bieten kann, und ich bin froh. Ich gebe
zu, es gab einige unter uns, die zweifelten, ob unser Rat es mit
der Maschine eigentlich noch so ernst meine. In Wün konnte
man zweifeln. Aber der Rat meint es ernst, Menschen! Ich
freue mich, dabei, bei euch sein zu dürfen.“ Und sie ging auf
Gernot zu, ganz nah, legte ihre Stirn an die seine, verharrte in
dieser Pose. Und dann wiederholte sie das gleiche bei Josephin.
Verwirrt sahen sich die Menschen an, verwirrt und überrascht.
Noch nie hatten sie eine solche Szene beobachtet, aber sie
wußten, daß es eine Geste herzlicher Freundschaft bedeutete.
    Eine spürbare Verlegenheit entstand. In die hinein sagte
Mon: „Gehen wir zu Bal. Beweger lieben Pünktlichkeit.“ Ihre
Augen lächelten.
    Sie trafen drei Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt im
dürftigen Sozialtrakt ein, Gernot und Mon. Aber auf die
Minute kam Bal. In der Tat, dieser Beweger war pünktlich,
eine Tugend offenbar, die auf Centaur wohl ein Merkmal
dieser Schicht war. Bisher hatten die Menschen eine übermäßige Zuverlässigkeit noch nicht feststellen können.
    Bei Bal befand sich überraschenderweise der Territorialchef,
und zu Gernots Erstaunen wünschte man, daß auch noch an
diesem Tag erste Beziehungen der Objektleitung mit dem
örtlichen Rat hergestellt werden sollten. Gernot hatte Mühe,
Josephin, die sich mit den anderen entfernt hatte, zurückzurufen, damit sie dieser ihrer Aufgabe nachkam.
    Bal machte einen zugeknöpften Eindruck. Aber, soweit
kannte Gernot sich aus, das hatte bei Centauren nicht viel zu
sagen. Sie verstanden es gut, das Spiel ihrer Augen zu unterdrücken. Und was sonst sollte ihre Emotion ausdrücken. Es
war Gernot auch, als glimmte in Bals Augen ein Fünkchen
Erstaunen, weil Mon – wie selbstverständlich – an der Zusammenkunft teilnahm. Und kaum daß sie sich gesetzt hatten, kam
er zur Sache: „Bist du zufrieden, Mensch Gernot Wach?“
fragte er.
    „Sehr!“ antwortete Gernot wahrheitsgemäß. „Nur, es könnte
schon mehr Ausgangsmaterial, Rohkupfer, hier lagern.“ Gernot
spielte den Ahnungslosen. „Ich fürchte, es wird am Nachschub
mangeln.“

Weitere Kostenlose Bücher