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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Josephin sprang behend auf und
lief auf eine Staude zu, an der schwärzliche herzförmige
Gebilde hingen, entfernt an Kirschen erinnernd.
Gernot wiegte zweifelnd den Kopf.
„Doch, doch…“, aber sie biß verhalten hinein. Die Probe fiel
befriedigend aus. „Sie sind es!“ Und Josephin begann unter
sichtlichem Wohlbehagen mit beiden Händen die Beeren zu
rupfen und zu verzehren, vergaß Wald, Moos und Sonne, Lim
und Gernot.
Gernot pflückte auch einige der säuerlichen, saftigen Früchte, die ein unbeschreiblich köstliches Aroma besaßen und die
auch – nach Mon – anregende Wirkstoffe, Vitamine und, er
hatte es sich nicht gemerkt, was nicht noch alles enthalten
sollten. Einmal hatte Mon ihnen diese Früchte gebracht, und
sie hatten festgestellt, daß sie nicht nur gut schmeckten,
sondern auch von den menschlichen Verdauungsorganen
ausgezeichnet vertragen wurden.
Gernot pflückte eine Handvoll, schlenderte dann jedoch
umher, betrachtete eingehend die Pflanzen, die ihn in vielfält iger Weise an irdische erinnerten, im Detail und in ihrem
Habitus jedoch kaum Vergleichbares aufwiesen. Auf jeden Fall
unterschieden sie sich gründlich von jener Flora, die sie im Tal
des Trockenen Wassers angetroffen hatten. Es gab Pflanzen,
die blattähnliche Gebilde trugen, aber gleichzeitig so etwas wie
Nadeln. Einige bestanden nur aus saftigen und sehr festen
rötlichen Stangen, die kreuz und quer wie ein Kristallgitter
wuchsen.
Und dann entdeckte Gernot die Blüte, die alles, was er je an
Blüten gesehen hatte, in den Schatten stellte. Ohne sich
umzuwenden, rief er: „Fini, Fini, komm mal. Das mußt du
sehen!“ Er beugte sich über das Wundervolle, das sich wie eine
ovale Tubaöffnung gegen die Sonne Alpha reckte, eine Tuba
von dreißig Zentimeter Durchmesser, die statt messinggolden
tatsächlich in vierfacher Abfolge – zart getönt, aber doch sehr
deutlich, samtig, von innen nach außen verlaufend – in den
Spektralfarben leuchtete. Und aus dem Kelch schob sich ein
weißer Stempel, der in einer großen Bommel feinster silbriger
Fäden endete, in denen sich Alphas Licht brach. „Fini“, rief
Gernot erneut, ohne sich von diesem Anblick loszureißen. Und
als er sie nach wie vor nicht kommen hörte: „Sei doch nicht so
vulgär verfressen! Erbaue dich an einem Naturwunder!“
Da war es Gernot, als fiele ein Vorhang oder stülpte sich eine
Glocke über ihn. Ein Rauschen kam, und dann legte sich ihm
etwas über die Ohren. Er ertaubte, hörte seine eigene Stimme
nicht mehr.
Er hatte sich bei dem Satz herumgedreht. Josephin hockte
vor dem Strauch. Er sah sie im Profil. Aber mit keinem Blick
sah sie zu ihm herüber. Bedächtig und mit Genuß schob sie
sich Frucht auf Frucht in den Mund.
Gernot war nach einem eisigen Schreck wie gelähmt. Er
lauschte in sich hinein, glaubte zu taumeln. Sein Kopf lag
eingebettet in ein leises widerliches Summen. „Fini!“ Es war
kein Ruf mehr, mehr ein gequälter, fragender Schrei. Er wußte,
daß er schrie, aber er hörte es nicht. Gernot wurde es siedendheiß, unfähig, sich zu bewegen, erstarrte er in einer unwirklichen Welt.
Zufällig sah Josephin zu ihm herüber. Zwischen ihnen lagen
vielleicht dreißig, vierzig Meter. Sie blickte mit zunehmender
Aufmerksamkeit. Nahm sie seine Verstörtheit wahr?
Gernot sah, wie sie dann, gleichsam befremdet, langsam
aufstand und sich, zögernd noch, auf ihn zu in Bewegung
setzte. Sie wandte keinen Blick von seinem Gesicht.
Je näher sie ihm kam, desto rascher setzte sie die Schritte, bis
sie schließlich rannte. Er befand sich scheinbar gar nicht in der
Wirklichkeit. Er sah das alles so, als sänne er Gelesenem nach,
versuchte sich gedanklich eine Situation auszumalen, eine, die
ihn gar nicht betraf. Wie in einem Alptraum…
Wie in Trance breitete er die Arme aus, die Gefährtin zu
empfangen. Und dann kippte jemand plötzlich die Glocke an.
Das Benommensein schwand.
„Was ist mit dir, Gernot?“
Er war sichtlich zusammengefahren, strich sich über die
Stirn, als hätte er im Stehen geschlafen.
Jäh stoppte Josephin ihren Lauf, drei, vier Meter vor ihm
blieb sie stehen, betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Er stand,
als lausche er Äolsklängen nach.
„Gernot, was ist los mit dir?“ Sie fragte noch nicht einmal
sehr freundlich, eher so, als fühle sie sich genasführt.
Gernot trat auf sie zu, schloß sie in die Arme, mehr eine
Verlegenheitsgeste. Er hatte das Bedürfnis, sein Gesicht zu
verbergen, spürte Schweißperlen

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