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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sind es in jedem Sektor vierzehn Schubtriebwerke
mehr. Das macht einhundertachtundsechzig insgesamt. Die
Trägheit der Schleife wird vermindert, indem wir die Abstände
der Antriebe voneinander verkürzen. Wenn wir außerdem, statt
wie bisher vorgesehen, die Endrorationsgeschwindigkeit der
Schleife erst in siebzehn statt in zwölf Tagen erreichen, haben
wir mehrfache Sicherheit. Einer solch geringen Beanspruchung
hält selbst das schlechteste Material stand, zumal man als
Seilseele einen kälteelastischen Stahldraht vorsehen kann…“
„Aber wehe, wenn die Synchronsteuerung der Schubtriebwerke versagt, sich nur um ein weniges über die Toleranzgrenze bewegt…“
„Keine neue Anlage ohne technisches Risiko. Aber man
kann es in diesem Fall vertretbar gering halten.“
„Gut, Mensch Gernot Wach. Ich leite diese Aktion ein.“
Dann zwitscherte Bal eine kurze Zeit unübersetzt mit Mon,
ohne daß Gernot wahrgenommen hatte, daß er den Automaten
abschaltete.
„Mon bekommt – wie sagt ihr? – eine Berufung vom Rat“,
Bal teilte offenbar den Inhalt des internen Gesprächs mit. „Sie
wird für unsere Seite bevollmächtigt sein, mit den regionalen
Räten die notwendigen Absprachen zu treffen, zum Beispiel
den Transportraum abzufordern. Aber spätestens dort müssen
wir mit Schwierigkeiten rechnen.“
Offensichtlich irritierten Gernots Blick und das Schweigen
den Beweger. Bal fühlte sich genötigt zu erläutern: „Bedenke,
Gernot Wach, wir sind nur wenig Centauren im Vergleich zur
Menschheit. Jeder davon hat seine spezielle aus Jahrhunderten
heraus erprobte und erwachsene Aufgabe. Einen herauszulösen
bedeutet im allgemeinen, eine Stelle und damit die Aufgabe
ersatzlos zu streichen. Es ist wie ein Bruch in einer Kette.
Wenn auch alle von der Notwendigkeit überzeugt sind, euch zu
helfen, sieht jeder Bewahrer zunächst natürlich seinen Bereich,
für den er verantwortlich, der für ihn das wichtigste ist. Ich
klage nicht, verweigere selbstverständlich nicht die Hilfe,
mache nur auf unsere Situation aufmerksam und bitte um
Verständnis.“
Gernot nahm hin, was Bal da offenbarte. Einen Augenblick
dachte er an Brad, an Jercy, und er war bereit, einige von
seinen stillen Vorwürfen zurückzunehmen. Nach Bals Worten
schien es unvermeidlich, daß man bei allem, was man auf
Centaur neu anpackte, bei der geringsten Kleinigkeit schon –
geschweige denn bei einer derart einschneidenden Maßnahme
– auf Widerstand stoßen mußte. Daher wohl auch die unvorstellbare Langfristigkeit in der Evolution auf Centaur – wenn
man aus menschlicher Sicht überhaupt noch von einer Evolution sprechen konnte. Den Eindruck, daß sie seit ein, zwei
Jahrhunderten stagnierte, hatte man durchaus.
„Es ist gut, Bal, ich habe verstanden“, sagte Gernot. Und er
spürte auf einmal so etwas wie Sympathie zu diesem Centauren, der bei seiner Administration bestimmt keinen leichten
Stand hatte und dem gewiß zu schaffen machen würde, was die
Menschen forderten.
„So – wollen wir arbeiten“, sagte Bal und erhob sich.
Gernot blieb sitzen, bedeutete auch Mon, Platz zu behalten.
„Noch eins, Bal. Wie gedenkst du das Projekt in seiner
Gesamtheit – einschließlich der Transporte – gegen Anschläge
zu schützen?“
Erstaunen in Bals Augen. „Formulierst du das nicht zu hart?“
fragte er dann.
Gernot sah ihn groß an. „Ich verstehe deine Gegenfrage
nicht.“
„Nun, wenn einmal ein Transport nicht rechtzeitig eintrifft
oder ein regionaler Rat – aus eurer Sicht – nicht schnell genug
reagiert, ist das doch allenfalls eine Störung, ein Zeitverzug,
aber doch kein Anschlag.“
Verstellt er sich? fragte sich Gernot. „Darüber haben wir
bereits gesprochen, das meine ich nicht. Ich denke an Lim und
andere, die dem Projekt und den Menschen als dessen Trägern
nicht wohlgesonnen sind, die Kosmodrome zerstören, Transportkolonnen verschütten und die gedroht haben, Weiteres zu
unternehmen, bis die Menschen Centaur verlassen.“
Mon blickte unruhig von einem zum anderen, aber Bal
ebenfalls. Gernot hatte den Eindruck, als sei sein Gegenüber
tatsächlich nicht im Bilde. Oder Bal verstand sich sehr gut aufs
Verstellen. „Wovon redest du, Mensch Gernot Wach?“ fragte
er.
„Man hat zum Beispiel die Straße verschüttet, auf der wir
kamen. Mon wird es bezeugen.“
„Die Straße wurde durch einen Erddamm versperrt, Bal.
Flugräumer haben ihn beseitigt.“ Mon sah vor sich auf den
Tisch, Unruhe im Blick. Dann schaute

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