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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Gernot sah keine Veranlassung, etwas zu umschreiben. Und ihm schien, als sei dieses Metallproblem zum
gegebenen Zeitpunkt das vordringlichste, zumal Mon, mit
dafür verantwortlich, schon seit längerem warnte.
„Das fürchtest du zu Recht!“
    Gernot fühlte sich überrascht. Mag sein, daß der Automat es
noch lakonischer hervorbrachte, als es gemeint war. Aber
immerhin, eine entwaffnende Argumentation. „Und?“ fragte
Gernot. Er konnte nicht vermeiden, daß es bestürzt klang.
    „Es wird länger dauern.“ Bals Konzept schien fertig zu sein.
Daß er damit über den weiteren Werdegang von mehreren
hundert Menschen entschied, die ohnedies für dieses Unternehmen allein zwölf Jahre ihres Lebens in einem Raumschiff
verschenkten, schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken.
    Scharf klang deshalb Gernots Erwiderung: „Es wird nicht
länger dauern. Die technologischen Voraussetzungen sind gut,
es wird am Material nicht scheitern.“ Er straffte sich. „Ich
fordere, Bal, daß ab sofort eine Aktion läuft, die du mit den
Deinen auf Centaur überregional einleitest, daß aller Metallschrott – mit Ausnahme der Metalle mit extrem niedrigem
Schmelzpunkt – gesammelt und hierhergeliefert wird. Die
Gießerei ist so zu rekonstruieren, daß Mischschmelzen jeder
Art und unterschiedlicher Qualität erzeugt werden können. Die
Nachfolgegewerke sind darauf abzustimmen. Das Metallgemisch wird wenig beanspruchbar sein, also sind große Zugkräfte in der Drahtzieherei und beim behälterlosen Transport zu
vermeiden. Es wäre ja gelacht…!“
    Gernot hatte laut gesprochen und eindringlich. Und so viel
wußten Centauren in menschlichen Gesichtern zu lesen, daß sie
Ernstes von Heiterem und Erregungsnuancen unterschieden.
    Bal zeigte keine Reaktion. Aber er schwieg eine geraume
Zeit. Dann antwortete er bedächtig: „Du hast das gut durchdacht?“
    Gernot hatte den Eindruck, es sei eine zweifelnde Frage. Er
antwortete nicht, war gespannt, wie der Centaure zu dieser
autoritären Forderung, zu der er sich selbst ermächtigt hatte,
stehen würde.
    Bal fuhr fort: „Es wird nicht leicht sein, das regional durchzuführen. Es ist bei uns nicht üblich, Schrott aufzubereiten.
Zusätzlicher Aufwand…“
    „Gewiß“, unterbrach Gernot unwirsch. „Aber ein vertretbarer Aufwand im Gegensatz zu dem unsrigen. Soll ich meinen
Gefährten sagen, daß sie, nur weil ihr vertretbaren Aufwand
scheut, Jahre länger hier verweilen müssen?“ Eigentlich
bereute Gernot sofort seine Worte. Er war wohl zu weit
vorgeprellt. Aber was soll’s. Offene Karten!
    Zwei Eindrücke glaubte Gernot wahrzunehmen: einen warnenden Blick Mons und ein kaum merkliches Verengen der
Augen Bals, des centaurischen Bewegers.
    „Das Projekt sagt Kupfer“, bemerkte Bal nach einer Weile.
„Wie willst du den Unterschied ausgleichen?“ Auch sein leises
Zwitschern klang sanft. Entweder hatte er sich sehr gut in der
Gewalt, oder Gernots Ausbruch ging ihm wirklich nicht unter
die Haut.
    Gernot bemühte sich darum ebenfalls um äußerste Sachlichkeit. „Festigkeit brauchen wir nur hier auf dem Planeten – bis
zum Gravitationskanal des Kosmodroms. Es gilt nur die
Zugkraft im Seil abzufangen, die an der Stelle auftritt, wo der
normale Transport von dem durch die Gegengravitation im
Kanal abgelöst wird. Wenn wir aber sozusagen von außen
nachschieben, dürfte daraus kein Problem entstehen. Draußen
im Raum dann übernimmt das Orbitflugzeug das Seil und
bugsiert es um Centaur. Wenn es geschickt gesteuert wird,
treten dort in der Schwerelosigkeit so gut wie keine Kräfte auf.
Da das Material im Kosmos naturgemäß stark abkühlt…“
    „… und damit versprödet“, wart Bal lebhaft ein.
„… wird es supraleitfähig. Der größere elektrische Widerstand im Vergleich zum Kupfer spielt daher keine praktische
Rolle. Eine fast reflektierende Verspiegelung schützt vor
Alphas magerer Wärme.“ Gernot setzte ungeachtet Bals
Einwurfs seinen Gedanken fort. Er fügte jedoch hinzu: „Ja, das
Material wird spröde. Aber auch dafür gibt es Lösungen…“
„Dein Vorschlag kompliziert die Technologie. Funktionieren
könnte es. Aber die nächste Phase…“
Gernot wußte, daß dies der wunde Punkt in seiner Konzeption war. Der Beweger Bal hatte ihn schnell gefunden. Er
argumentierte daher rasch:
„Kompliziert die Technologie
weiter, könnte jedoch ebenfalls funktionieren.“ Er wählte
absichtlich Bals Worte, lächelte dabei ein wenig. „Nach meiner
Berechnung

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