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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sie eben gründlich von den Gastgebern. Und
wenn diese Lims nicht existierten, es wäre zwar für die
Menschen kein nachahmenswertes, aber doch das Idealbild
eines funktionierenden Zusammenlebens gewesen, ein
Bienenstaat…
An diesem Nachmittag simulierten sie den Seiltransport zum
Kosmodrom. Der dafür entwickelte Rohrtrakt, zwölf Kilometer
lang, sollte die Seile reibungsfrei vom Kosmodrom her
transportieren, ein sehr elegantes Verfahren. Im Rohr standen
drei unterschiedlich polarisierte Gravitationsfelder aufeinander,
wie das Futter einer Bohrmaschine. Im mittleren Freiraum
flutschten die Seile dahin.
Aber nunmehr ergab die Berechnung, daß der aufzuwendende Zug das Seil zum Zerreißen bringen würde. Also wurden
alle zwei Kilometer Hilfsantriebe eingebaut, die das Transportgut zusätzlich beschleunigten. So weit, so gut. Auch diese
Maßnahme wurde von Centauren in erstaunlich kurzer Zeit
realisiert. Und an diesem Tag sollte die Anlage abgenommen
werden in einem Probelauf. Der Ablauf sah eine Funktionsprobe der Antriebe vor, einen Test ihres Synchronlaufs, und
danach sollte der Transport eines Seils die Zweckbestimmung
simulieren. An jeder dieser kleinen Maschinen standen

ausgerüstet mit Handfunkgeräten – je ein Centaure und ein
Mensch, die wachten und Unregelmäßigkeiten melden würden.
Gernot leitete die Aktion von der Werft aus. Von niemandem
wurde diese Funktionsprobe als etwas Aufregendes oder gar als
ein großes Ereignis gewertet. Es mußte sein, eine normale
Arbeitsaufgabe.
Gernot lehnte bequem an der Metallschale der Werfthalle
unmittelbar an der Stelle, an der das übermannsdicke durchsichtige Rohr die Halle verließ. Mon saß auf diesem Rohr in
centaurisch lässiger Haltung – mit Unbehagen erregender
Gelenkverdrehung, empfanden die Menschen
–, und sie
vertaten die wenigen Minuten bis zum vereinbarten Anlauf der
Anlage.
Dann lief es routinehaft. Gernot fragte über Funk die Bereitschaft seiner Helfer ab, wiederholte noch einmal einige Ordern,
erinnerte an Rückmeldezeitpunkte.
Dann gab er das Zeichen für den Beginn, gewiß, daß in einer
Stunde der Versuch – gut vorbereitet und organisiert – positiv
beendet werden konnte.
Aus der Halle wurde Gernot gemeldet, daß die Hilfsantriebe
eingeschaltet seien. Wenig später kamen, gestaffelt im
Synchronlauf, entsprechende Angaben der Kollegen an der
Strecke ein. Mon stoppte die Zeiten, tippte sie auf ein Tableau.
Nachdem der letzte Posten – er stand am Kosmodrom – das
Anlaufen des sechsten Antriebes gemeldet hatte, gab Gernot
Signal, das Probeseil einzulegen. Wenig später schoß es im
Kanal an ihm vorbei. Mon stoppte die Zeit. Sie schaltete das
Funkgerät auf Empfang, sah in ihre Liste. Und zum richtigen
Zeitpunkt kam aus dem Lautsprecher:
„Seil eingetroffen,
Antrieb…“
Sie sahen sich an, das Gerät schwieg.
Gernot nahm es Mon aus der Hand, ans Ohr. Die Kontrolllampe leuchtete, das Betriebssummen drang vernehmlich aus
dem Lautsprecher.
Mon rutschte vom Rohr, rannte zur Pforte, die sich kaum
sichtbar zehn Meter von ihrem Standort befand.
Gernot nahm Mons Tableau auf. Noch wenige Sekunden,
und die nächste Ansage wurde fällig. Nichts.
Da trabte Mon mit einem Ersatzgerät heran. Sie schaltete es
hastig ein, Leuchten, Brummen.
Ein Blick auf das Tableau, nur noch wenige Sekunden. Jetzt
mußte der Seilanfang, lief alles normal, am dritten Posten
angekommen sein.
Eine diesbezügliche Meldung jedoch kam nicht. Weder das
erste noch das zweite Gerät, ein irdisches und ein centaurisches, gaben einen Laut von sich.
Gernot stieg hastig auf das Rohr. Aber ein flacher Hügel
zwischen ihm und dem ersten Posten verhinderte eine Direktsicht.
Und dann ein unartikulierter Ruf Mons.
Gernot sah zu ihr hinunter. Sie stand mit schreckgeweiteten
Augen und wies sprachlos auf das Rohr.
Alles geschah in Sekundenschnelle, so daß eine Reihenfolge
der Geschehnisse nicht mehr festgestellt werden konnte.
Im Rohr wand sich das armdicke Seil wie eine gereizte
Schlange, schob sich schließlich zusammen – aber noch immer
drängte es aus der Halle unvermindert heftig nach. Diesem
permanenten Vollstopfen hielt das Transportrohr nicht stand.
Gernot erkannte die Gefahr. Er sprang vom bebenden Rohr auf
Mon zu, riß sie an sich und etliche Schritte weit weg, warf sich
mit ihr zu Boden, keine Sekunde zu früh. Hinter ihnen barst
und knirschte es, das Rohr sprang aus der Halterung.
Gernot sah zurück. Der Transportkanal scherte ab. Das
ausströmende

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