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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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das gewollt, oder geschah es unbewußt? Und da sich Fragen
nicht konkret formulieren, Ahnungen nicht in Worte kleiden
ließen und die Tagesereignisse die Zeit zum Theoretisieren
nahmen, unterblieb der Versuch, Dunkles erhellen zu wollen.
Nach dem Essen lagen sie faul in der Sonne, Mon lang
ausgestreckt neben Gernot.
Gernot drehte den Kopf zur Seite, betrachtete ihren zierlichen, mageren Körper, und er fragte: „Du erwähntest vorhin
Kinder. Ich habe noch kein einziges gesehen.“
„Oh, es gibt Kinder.“ Mon sprach in den graublauen Himmel
hinein. „Sie leben in besonderen Zentren. Dort werden sie
erzogen und unterrichtet, nun, wie das eben so ist.“
„Bei euch so ist…“
„Ja, ich weiß. Auf der Erde ist es anders – aber besser?“
„Um das zu beantworten, müßte ich von euch noch sehr viel
mehr wissen.“
„Das ist vielleicht müßig. Die Ansichten und Erfahrungen
sind zu unterschiedlich. Bei uns wächst jedes Kind von klein
auf in eine Tätigkeit hinein. Zunächst in ein Tätigkeitsfeld, aus
dem sich dann der konkrete Arbeitsplatz herausschält. Schließlich ersetzt der junge Centaure den, der den Arbeitsplatz vor
ihm innegehabt hat und aus Altersgründen ausscheidet. Unsere
Bevölkerung wächst nicht, sie bleibt konstant…“
„Schließlich ersetzt bei uns der Jüngere auch den Alten. Das
ist der Lauf der Welten…“
„Du weißt genau, daß ich es so nicht meine. Wenn ich es
ganz hart sage, mich bemühe, mich in eure Gedankenwelt zu
versetzen, so ist bei uns der Werdegang jedes noch nicht
gezeugten Kindes programmiert.“
Gernot schluckte, bemühte sich um Sachlichkeit. „Aber
wenn einer den Platz vorzeitig verläßt. Krankheit. Unfall…?“
„Natürlich gibt es einen Überschuß. Man kennt doch die
Quote.“
„Schlecht vorzustellen für mich…“
„Eben anders…“ Mons Zwitschern klang jetzt tief, als sei sie
traurig. Aber das konnte täuschen.
„Eure Leute auf dem Mars haben dieses System durchbrochen. Sie zeugen, na, wie sie lustig sind.“ Gernot bereute sofort
diesen Einwurf.
Und prompt sprang Mon an. Sie stützte sich auf die Ellenbogen – wie eine kniende Antilope, kam es Gernot durch den
Sinn. Ihre spitzen Brustkegel preßten Trichter in den Sand.
„Jetzt haben wir Zeit, jetzt erzähle, Gernot Wach.“
Gernot fühlte sich nicht sehr wohl. „Sie haben einiges von
der menschlichen Lebensweise übernommen. Es erschien
ihnen besser, bequemer oder vergnüglicher. Sie zeugen den
Nachwuchs nach ihrem Willen, ohne Erlaubnis und ohne daß
es eine Auszeichnung ist…“
„Aber die Fähigkeit, verstehe, die Zeugungsfähigkeit…“
Mons Augen drängten.
„Nun, irgendwie müssen die Kinder hier auf Centaur ja
auch…“, Gernot lächelte, „gezeugt werden, es sei denn…“ Ihm
kam einen Augenblick ein schrecklicher Gedanke. Schließlich
beherrschten sie viel, sehr viel von der Genetik.
„Ja, die meisten.“ Mon blickte ernst. „Und eben als – Auszeichnung nach entsprechender hormoneller Stimulierung der
auserwählten Partner, weißt du.“
„Nicht Stimulierung. Das ist der springende Punkt. Eine
Sperre wird aufgehoben. Ihr habt euch…. seid künstlich zeugungsunfähig. Und bei denen auf dem Mars wird diese
Sperre nicht wieder errichtet, so einfach ist das.“
„Und es funktioniert…“
„Nach dem, was ich gehört habe, ausgezeichnet. Sie sollen
einen nennenswerten Geburtenüberschuß haben in den paar
Jahren, ein Nachholebedarf sozusagen.“
„Und es ist wie bei euch, die Vereinigung ist jederzeit möglich, aus der Zuneigung heraus, Liebe, wie ihr es nennt…“
„So ungefähr…“ Gernot wußte nicht zu unterscheiden, ob
ihm das Gespräch unbehaglich war oder ob es Spaß machte.
Hat man einen Punkt überwunden, kann man über alles
gleichermaßen unbefangen reden. Aber im nächsten Augenblick fühlte er sich doch so wohl nicht mehr. Mon ließ ihren
Blick über seinen bloßen Körper wandern. Wie unbeabsichtigt
drehte er sich in die Bauchlage.
Und dann sagte Mon das Überraschendste: „Es gibt ein
Gerücht, wonach einige vom Mars Zurückgekehrte heimlich
wie dort leben, ihre Kinder bei sich behalten…“
„Aber wie soll das gehen, es fällt doch auf!“
„Sie sollen außerhalb der Gesellschaft leben…“
„Lim?“
„Vielleicht…“
„Aber weshalb wäre er dann gegen uns?“
„Es ist doch nur Spekulation, Gernot Wach.“ Gernot fühlte
sich erleichtert, daß der Dialog diesen Verlauf genommen
hatte. Aber nicht nur, weil Mon jetzt

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