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Energie fur Centaur

Energie fur Centaur

Titel: Energie fur Centaur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Achselzucken beantwortet. „Höheres Interesse“, sagte er. Und
Gernot fand diesen Centauren recht irdisch…
    Ein System ließ sich in den Fahrten und Flügen nicht erkennen. Einmal zogen die Wagen und der Rochen stetige Kreise,
dann wieder fegten die Fahrzeuge in höchster Geschwindigkeit
staubaufwirbelnd in die Ebene hinein oder zum See, entschwanden den Blicken. Das Flugzeug benahm sich in seinem
Medium nicht viel anders. Dieses Gebaren verstärkte natürlich
die allgemeine Unrast, bewirkte, daß an diesem Tag das
Arbeitspensum nur zur Hälfte bewältigt wurde.
    Erst spät am Abend, im Finstern, schritten Mon und Gernot
hinunter zum See, zum Quartier. Gernot hatte bewirkt, daß
wenigstens ein Centaure der sofortigen Verständigung wegen
mit in den Wohnwürfel am Strand einzog. Aus einem nicht
ersichtlichen Grund wechselten diese Centauren fast täglich.
An diesem Abend nun war es Mon, die dort schlief. Zufall,
Absicht? Gernot wußte es nicht, er war aber froh, daß er mit
Mon am Vorabend dieses großen Ereignisses den Weg zum
Strand entlangschritt. Und nur aus diesem Grund hatte er auf
den Wagen verzichtet…
    Sie hatten erst wenige Meter zurückgelegt, als Mon plötzlich
stehenblieb, Gernot am Arm ergriff und mit langausgestrecktem Arm in den Himmel wies. Ihr Zwitschern klang noch
erregter im merkwürdigen Gegensatz zur lakonischen Bemerkung des Automaten: „Das sind sie.“ Oben zog ein gleißender
großer bläulicher Stern. „Sie sind in der Umlaufbahn…“
    Gernot ertastete Mons kalte Hand, die noch immer seinen
Arm umschloß. „Warum, Mon, erregt euch, erregt dich das
derart?“ Aber auch er fühlte, daß in diesem Augenblick sein
Puls schneller ging. Und noch immer hing sein Blick an dem
stetig gleitenden Stern.
    Da fiel eine Unruhe in ihrem Rücken auf: Aus dem centaurischen Wohnkomplex neben dem Eingang der Werft strömten
sie ins Freie, lehnten aus den Fensteröffnungen und machten
sich gegenseitig freudig auf den künstlichen Himmelskörper
aufmerksam, der in kurzer Frist in den Horizont tauchen
würde. „Gernot Wach, es ist für uns mehr als eine Landung,
mehr als die Rückkunft der Altvorderen…“
    Was hat man nur dem Computer alles für Vokabeln eingeben, dachte Gernot. Dann war ihm, als schmiege sich Mon,
indem sie wieder voranschritten, an ihn. Noch immer hielt er
ihre Hand.
    „Ich kann es nicht in Worte kleiden, in deine Begriffe gleich
gar nicht. Es ist für viele von uns, für mich, noch so verschwommen. Sie bringen ein Stück neuen Centaur…“
    Eine Weile schritten sie schweigsam.
„Schon eure Existenz ist es“, sagte sie leise, „die uns verändert, auch wenn ihr noch so behutsam auftretet, ohne jede
Absicht, euch einzumischen.
Aber sie haben euer Leben rezipiert, aufbereitet für uns, ganz
bewußt, voller Absicht also, es centaurisch zu leben. Begreifst
du, wie faszinierend das ist, wie wir auf sie warten? Immerhin,
die letzten landeten vor acht Erdenjahren. Es hat sich auf dem
Mars sicher allerhand getan in dieser Zeit…“
Wieder legten sie etliche Meter schweigend zurück. „Hieße
das, Mon“, fragte Gernot behutsam, „das das Gros der Centauren mit den herrschenden Verhältnissen unzufrieden ist?“
Mon antwortete nicht, so lange nicht, daß Gernot sich veranlaßt fühlte, in sich hineinzuhorchen, ob nicht das charakteristische Summen anzeige, daß seine Stimme abermals versagte.
Aber da sprach Mon: „Es ist für mich sehr schwer, das zu
beantworten, Gernot Wach. Vielleicht ist’s mehr ein Sehnen
nach etwas Unbestimmtem, eine Ahnung auch, daß wir als
Lebewesen, die wir euer Denken, vielleicht in Zukunft auch ein
wenig euer Fühlen mehr und mehr nachempfinden, im Grunde
Wesentliches, das sinnvolles Leben ausmacht, versäumen.
Solange wir es nicht anders wußten…
Unzufriedenheit ist es sicher nicht, aber nunmehr schon die
Gewißheit, daß es neben all dem Schönen, Angenehmen,
Lebenswerten noch vieles nicht erlebte Schöne, Angenehme
und Lebenswerte gibt.“
Gernot ging nahe, was sie sagte. Gleichzeitig empfand er so
etwas wie ein schlechtes Gewissen. Ob eingestanden oder
nicht, die Menschen zerstörten die Urwüchsigkeit centaurischer
Evolution. Und ich habe – wie jeder andere von uns – einen
Anteil daran.
Gernots Gedanken gingen durcheinander. Nein. Sie sind
gekommen, das erstemal auf die Erde und noch einmal vor
zwanzig Jahren auf den Mars. Sie haben diesen Kontakt
bewußt gesucht. Also gibt es von diesem Zeitpunkt an

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