Engel auf Probe (German Edition)
zum Kleid seines Frauchens passendes Lederhalsband trug und seinen Unheil verkündenden Blick auf Reed gerichtet hatte.
“Stellen Sie fest, was sie will”, verlangte Reed von der Empfangsdame, “und kümmern Sie sich darum.” Seine derzeitige Lebenssituation ließ ihm keine Zeit für Frauen – auch nicht, wenn sie engelsgleiche Locken hatten und ein knallenges rotes Minikleid trugen. “Ich bin in meinem Büro.”
Auf dem Weg dorthin bekam Reed noch mit, wie die Empfangsdame die Unbekannte mit Hund fragte: “Kann ich Ihnen helfen?” Dann hörte er das Lachen der Frau in Rot – ein Lachen, das sämtliche Mitarbeiter dazu brachte, ihr schon wieder den Kopf zuzuwenden. Dabei suchte jeder Mann insgeheim verzweifelt nach einem Grund, ausgerechnet jetzt etwas von der Empfangsdame zu wollen, während alle weiblichen Angestellten darüber die Nase rümpften, dass das Tier im Manne so leicht zu wecken war.
Auch bei Reed tat dieses Lachen seine Wirkung. Der Klang schlug in ihm eine Saite an, deren Existenz er schon fast vergessen hatte. Verdammt noch mal! Er hatte sich seit seiner Teenagerzeit nicht mehr so zu einer Frau hingezogen gefühlt. Nicht einmal Emily hatte eine derartige Reaktion in ihm hervorgerufen.
Wütend über sich selbst – weil er nicht in der Lage war, einfach weiter zu seinem Büro zu gehen –, wandte er sich erneut dem Empfang zu, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf die Antwort der Besucherin.
“Sehr freundlich von Ihnen”, hauchte sie da auch schon sirenengleich und lächelte die Angestellte freundlich an. “Aber ich brauche keine Hilfe. Zumindest im Augenblick noch nicht.” Dann ging sie auf ihren hohen roten Absätzen einfach weiter – direkt auf Reed zu.
Reed schnitt ein Gesicht. Nein, diese Frau brauchte sicher keine Hilfe – von niemandem. Aber er wollte lieber nicht erkunden, warum er trotzdem vorhatte, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Dazu stellte er sich ihr nun in den Weg und fragte: “Gibt es denn etwas, das
ich
für Sie tun kann?”
Die Dame in Rot zuckte die Schultern. “Es geht nicht darum, was Sie für mich tun können, Mr Harding, sondern was ich für Sie tun kann.” Und mit dieser verblüffenden Aussage schwebte die Frau an Reed vorbei, direkt auf sein Büro zu, wobei ihr der Dalmatiner nicht von den Fersen wich.
Verwundert runzelte Reed die Stirn. Die Besucherin kannte ihn? Und sie wusste auch, wo sein Büro war? Was wurde hier eigentlich gespielt?
Er machte keinerlei Anstalten, ihr zu folgen, und an der Tür zu seinem Büro blieb die Frau noch einmal stehen, drehte sich zu ihm um und sah ihn mit ihren riesigen, Männerfantasien anregenden Augen an, bevor sie fragte: “Kommen Sie jetzt, oder nicht?”
“Klar komme ich!” Reed lachte spöttisch, und der zynische Klang in seiner Stimme war nicht zu überhören, als er fortfuhr: “Das hier möchte ich nämlich auf keinen Fall verpassen.”
Nachdem er dem blonden Gift in sein Büro gefolgt war, schlug er die Tür hinter sich zu und sagte: “In Ordnung, Schätzchen. Machen wir’s kurz. Wer sind Sie, und was wollen Sie hier?”
“Ich bin Angie Makepeace”, antwortete die Frau nur und sah sich eingehend in dem Büro um, der Hund immer dicht hinter ihr, bis er die Ledercouch entdeckte. Und bevor Reed noch reagieren konnte, stürmte der Dalmatiner darauf zu, machte einen Satz und landete auf dem edlen Veloursleder.
“He, runter da! Du räudiger Köter.”
Aber der Hund überhörte die Beleidigung, drehte sich einige Male um sich selbst, bis er die für ihn richtige Position gefunden hatte, und ließ sich endgültig auf der Couch nieder. Dann warf er Reed noch einen vielsagenden Blick zu, legte die Schnauze auf die schwarz gepunkteten Pfoten und schloss die Augen.
“Ihr Hund hört wohl nicht gut?”
“Er kann Sie nicht verstehen, wenn er die Augen zuhat”, erklärte die Frau in Rot.
Was sollte das nun wieder bedeuten? Aber Reed wunderte sich über nichts mehr. “In Ordnung, ich habe angebissen. Also, warum hört der Hund nicht, wenn er die Augen geschlossen hat?”
“Weil er taub ist. Diese Rasse ist dafür bekannt.”
“Faszinierend, aber …”
“Also, immer wenn Scratch nicht hören will, macht er einfach die Augen zu.”
“Etwa, damit er nicht
sieht
, was wir sagen?”, fragte Reed, nun doch interessiert, obwohl ihm die Unterhaltung total verrückt vorkam.
“Genau. Da er nicht hören kann, wird er auch nicht davon beeinflusst, was die Leute sagen. Stattdessen folgt er
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