Engel auf Probe (German Edition)
wiederfinden.”
Direkt und auf den Punkt gebracht. Das hatte Angie an ihrem Vorgesetzten immer zu schätzen gewusst. Trotzdem spürte sie, wie sehr ihn das alles belastete, obwohl das eigentlich unangebracht war. Schließlich war sie diejenige, die einen Fehler begangen hatte.
“Schon in Ordnung, Good. Sie haben Ihr Bestes getan”, versuchte Angie, den Oberengel wieder aufzuheitern. “Außerdem bin ich es schon gewohnt, herumgeschubst zu werden.”
Angie hatte ihr ganzes Erdenleben damit verbracht, draußen vor der Tür zu stehen, während die anderen wussten, wo sie hingehörten. Wider besseres Wissen hatte sie immer gehofft, dass man auch sie eines Tages hereinbitten, akzeptieren und … lieben würde. Als sie noch jung genug gewesen war, um zu glauben, dass Träume irgendwann in Erfüllung gingen, hatte sie sich nach der einzig wahren Liebe gesehnt, die ein Leben lang hält. Von ganzem Herzen hatte sie sich gewünscht, dem Menschen zu begegnen, mit dem die Erfüllung dieses Wunsches möglich war. Aber sie hatte den Mann ihrer Träume nie gefunden. Zumindest nicht auf der Erde.
Was hatte sie nur dazu bewogen, davon auszugehen, dass es im Himmel anders sein könnte?
“Der Himmel
ist
anders, Miss Makepeace”, hörte sie nun Goodenkind mit freundlicher Stimme sagen. “Die Engel, mit denen Sie bisher Kontakt hatten, befinden sich selbst noch in der Ausbildung. Deshalb sind ihre Unzulänglichkeiten auch so offensichtlich.”
Erstaunt zog Angie eine Braue hoch. “Sie lesen meine Gedanken, Good? Ist das nicht gegen die Regeln?”
“Manchmal sprechen Wünsche so laut, dass Engel sie hören können, Miss Makepeace. Besonders wenn es sich dabei um Herzenswünsche handelt.”
“Tatsächlich? Ich habe noch nie irgendeinen Wunsch gehört.”
“Vielleicht, weil Sie nie richtig zuhören.” Good wartete einen Herzschlag lang, bevor er fortfuhr: “Wollen wir nun zum Geschäftlichen kommen?”
“In Ordnung. Welche Aufgabe haben Sie diesmal für mich?”
“Etwas sehr Einfaches. Sie sollen einem bestimmten Mann eine Ehefrau suchen. Sein Name lautet Reed Harding.”
Das hörte sich wirklich leicht an. Aber da Angie Goodenkind kannte, fragte sie ihn sofort: “Wo ist der Haken?”
Ihr Vorgesetzter lächelte. “Reed Harding muss die Frau lieben – und zwar sein Leben lang.”
Die schmerzliche Ironie dieser Bedingung verschlug Angie für einen Augenblick die Sprache. Aber schließlich gelang es ihr, noch eine letzte Frage zu stellen, und sie war froh darüber, dass sich ihre Stimme dabei fast wieder normal anhörte. “Sonst noch was?”
“Nein, das ist schon alles. Suchen Sie ihm eine Frau, die er wirklich liebt, und Ihre Mission ist erfüllt …” Doch dann verstummte Goodenkind plötzlich – immer ein schlechtes Zeichen.
“Los, Good! Da ist doch noch etwas. Spucken Sie’s schon aus!”
“Da diese Mission Ihre letzte Chance darstellt, sich zu bewähren, werde ich Ihnen dabei besondere Unterstützung zukommen lassen. Diesmal wird Ihnen von Anfang an ein Schutzengel zur Seite gestellt.”
“Nein, bitte nicht …”
“Tut mir leid, aber Scratch begleitet Sie.”
1. KAPITEL
Als sich die Eingangstür zum Büro der Baufirma Harding öffnete, ging ein bewunderndes Raunen durch die Reihen der Mitarbeiter.
Reed Harding hatte sich gerade mit einem Bauzeichner besprochen und war auf dem Rückweg zu seinem Büro. Aber nun blieb er am Schreibtisch der Empfangsdame stehen und beobachtete beeindruckt, wer da zur Tür hereinkam. Was wollte so eine Frau bloß in seiner Firma?
Die Fremde sah umwerfend gut aus, obwohl sie absolut nicht sein Typ war. Ihr knallrotes Minikleid lag so eng an, als wäre es ihr auf den Körper gemalt worden, und ihre engelsgleichen Locken reichten ihr bis zur Hüfte. Aber Reed stand nicht auf Platinblond. Er bevorzugte brünette und ein wenig erdverbundenere Frauen. Außerdem war es ihm lieber, wenn eine Frau sich nicht ganz so bewusst war, dass sie den männlichen Teil der Erdbevölkerung mit einem Augenzwinkern in Verzückung versetzen konnte … Aber diese Frau hatte ein wunderschönes Gesicht und eine derart atemberaubende Figur, dass selbst ein Heiliger in Versuchung geraten wäre.
Begleitet wurde sie von einem Dalmatiner, dessen Krallen im Rhythmus der klappernden Absätze seines Frauchens auf den Eichenholzfußboden tappten. Aber das war noch nicht alles. Zunächst traute Reed seinen Augen nicht, aber dann erwies es sich als Tatsache, dass der Hund ein feuerrotes, farblich
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