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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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Wangen an. Martin fasste sich als Erster.
    »Komm in mein Zimmer«, sagte er. »Kjell Ringholm war gerade hier. Ich muss dir etwas erzählen.«
    »Ich habe auch Neuigkeiten für dich.« Paula folgte Martin.
    Er machte die Tür zu und setzte sich. Sie ließ sich ihm gegenüber nieder, konnte aber kaum stillsitzen, weil sie darauf brannte, ihm ihre Entdeckung mitzuteilen.
    »Erstens hat Frans Ringholm den Mord an Britta Johansson gestanden, und zweitens deutet er an, dass er Erik Frankel und …«, Martin zögerte, »den Mann in dem Grab getötet hat.«
    »Wie bitte? Hat er das etwa vor seinem Tod seinem Sohn gestanden?«, fragte Paula verblüfft. Martin schob ihr die Klarsichthülle mit den handgeschriebenen Blättern hin.
    »Eher danach. Diesen Brief hat Kjell heute bekommen. Lies ihn und sag mir spontan, was du denkst.«
    Paula begann konzentriert zu lesen. Als sie fertig war, legte sie ihn wieder in die Hülle und sagte mit einer nachdenklichen Furche auf der Stirn: »Ohne Zweifel erklärt er ausdrücklich, dass er Britta ermordet hat. Aber Erik und Hans Olavsen … Er schreibt, er trage die Schuld an ihrem Tod, aber das ist in diesem Zusammenhangeine etwas merkwürdige Formulierung, vor allem, wenn man bedenkt, dass er deutlich bekennt, Britta ermordet zu haben. Also ich weiß nicht recht … Ich bin mir nicht sicher, ob er damit wirklich meint, dass er die beiden anderen buchstäblich umgebracht hat … Außerdem …«
    Sie beugte sich nach vorn und wollte ihre eigenen Erkenntnisse hinzufügen, doch Martin fiel ihr ins Wort: »Warte, ich habe noch etwas.« Er hielt abwehrend die Hand hoch, und sie machte beleidigt den Mund wieder zu.
    »Kjell hat sich doch etwas eingehender mit diesem … Hans Olavsen beschäftigt, er wollte nicht nur herausfinden, wo er abgeblieben ist, sondern auch, was er für ein Mensch war.«
    »Und?«, fragte Paula ungeduldig.
    »Er hat sich mit einem norwegischen Professor in Verbindung gesetzt, der sich mit der deutschen Besetzung Norwegens wirklich auskennt. Da er so viel Material über die norwegische Widerstandsbewegung hat, dachte Kjell, dass er ihm vielleicht helfen kann, Hans Olavsen zu finden.«
    »Ja …« Allmählich schien Paula sich darüber zu ärgern, dass Martin nicht zum Punkt kam.
    »Zuerst hat er nichts gefunden …«
    Paula seufzte demonstrativ.
    »… doch dann faxte Kjell ihm einen Artikel mit einem Foto des sogenannten Widerstandskämpfers Hans Olavsen.«
    »Und dann?« Paulas Interesse war definitiv geweckt. Für einen Moment vergaß sie ihre eigenen Neuigkeiten.
    »Die Sache ist die: Der Typ war gar nicht im Widerstand. Er war der Sohn eines SS-Manns namens Reinhardt Wolf. Den Mädchennamen seiner Mutter, Olavsen, nahm er auf der Flucht nach Schweden an. Seine norwegische Mutter hatte einen Deutschen geheiratet, und als die Deutschen Norwegen besetzten, bekam Wolf, der dank seiner Ehe mit einer Norwegerin die Landessprache beherrschte, eine höhere Position in der SS in Norwegen. Am Ende des Krieges wurde der Vater verhaftet und in ein deutsches Gefängnis gesteckt. Über das weitere Schicksal der Mutter weiß man nichts, aber Hans verschwand 1944 aus Norwegen und wurde nie wieder gesehen. Wir wissen, warum. Er floh nachSchweden, gab sich als Widerstandskämpfer aus und endete aus irgendwelchen Gründen in einem Grab auf dem Friedhof in Fjällbacka.«
    »Unglaublich. Aber was nützt es uns bei unseren Ermittlungen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber ich habe im Gefühl, dass es eine Bedeutung hat«, erwiderte Martin nachdenklich. Dann lächelte er. »Nun kennst du meine großen Neuigkeiten. Was hattest du denn auf dem Herzen?«
    Paula atmete tief ein und gab kurz und knapp wieder, was sie herausgefunden hatte. Martin warf der Kollegin einen anerkennenden Blick zu.
    »Oh, das verändert einiges.« Er stand auf. »Wir müssen sofort eine Hausdurchsuchung machen. Fahr schon mal den Wagen vor, ich rufe den Staatsanwalt an und sorge dafür, dass wir eine Genehmigung bekommen.«
    Paula brauchte keine weitere Aufforderung. Sie sprang auf. Das Blut rauschte durch ihre Adern. Jetzt waren sie ganz nah dran, das spürte sie.
    Seit sie im Auto saßen, hatte sie noch kein einziges Wort gesagt. Mit den Tagebüchern auf dem Schoß und den Worten und Schmerzen ihrer Mutter im Kopf starrte sie aus dem Fenster. Patrik ließ sie in Ruhe, weil er begriff, dass sie von sich aus mit ihm reden würde, wenn sie so weit war. Da er die Tagebücher nicht gelesen hatte, kannte er zwar nicht

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