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Engel aus Eis

Titel: Engel aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla L�ckberg
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seinen Finger sickerte Blut hindurch. Auch Frans und Britta waren aufgesprungen und starrten Axel entsetzt an.
    Er zeigte mit dem Stock auf den Jungen und sagte zitternd vor Hass: »Er hat euch angelogen. Er ist kein norwegischer Widerstandskämpfer. Er war ein Wächter in dem Gefängnis in Grini, in dem ich saß. Er ist derjenige, der mein Gehör zerstört hat, er hat mir mit dem Gewehr auf das Ohr geschlagen.«
    Es wurde totenstill im Raum.
    »Sagt mein Bruder die Wahrheit?«, fragte Erik leise und hockte sich neben Hans, der wimmernd auf dem Boden lag. »Hast du uns angelogen? Warst du auf der Seite der Deutschen?«
    »In Grini sagten sie, er sei der Sohn eines SS-Offiziers.« Axel zitterte noch immer am ganzen Leib.
    »Und so einer hat Elsy ein Kind gemacht!« Erik starrte Hans hasserfüllt an.
    »Was sagst du da?« Frans wurde plötzlich kreidebleich. »Er hat Elsy ein Kind gemacht?«
    »Das wollte er mir vorhin erzählen. Er hatte sogar die Stirn, mich zu fragen, ob ich mich um sie kümmern würde, falls ihm etwas zustoßen sollte. Er hat nämlich in Norwegen etwas zu erledigen.« Erik bebte vor Zorn. Er spreizte die Finger, ballte die Fäuste und ließ Hans nicht aus den Augen. Der Norweger bemühte sich vergeblich, auf die Beine zu kommen.
    »Das kann ich mir vorstellen, dass er dort etwas zu erledigen hat. Wahrscheinlich will er seinem Vater hinterherlaufen!« Wieder hob Axel den Stock und prügelte mit voller Kraft auf Hans ein, der stöhnend in sich zusammensackte.
    »Nein, ich wollte … meiner Mutter …«, lallte Hans und warf ihnen einen flehentlichen Blick zu.
    »Du Schwein«, zischte Frans mit zusammengebissenen Zähnen und versetzte Hans einen kräftigen Tritt in die Seite.
    »Wie konntest du nur? Uns ins Gesicht lügen? Du wusstest doch, dass mein Bruder …« Eriks Stimme versagte, er hatte Tränen in den Augen. Er ging einige Schritte rückwärts und schlang zitternd die Arme um sich.
    »Wusste nicht … dass dein Bruder …«, keuchte Hans undeutlich und versuchte erneut, sich aufzurichten.
    »Du wolltest abhauen!«, schrie Frans. »Erst schwängerst du Elsy, und dann machst du dich aus dem Staub. Du widerliches Schwein! Du hättest jede nehmen können, aber nicht Elsy! Und jetzt kriegt sie auch noch ein Deutschenbalg!«, kreischte er nun fast.
    Britta starrte ihn verzweifelt an. Erst jetzt schien sie zu begreifen, wie tief seine Gefühle für Elsy waren. Der Schmerz ließ sie hemmungslos schluchzend auf den Boden sinken.
    Frans drehte sich zu ihr um, betrachtete sie ein paar Sekunden und ging – bevor jemand reagieren konnte – zum Schreibtisch, griff nach dem Brieföffner und trieb ihn tief in Hans’ Brust.
    Die anderen starrten ihn einige Augenblicke an. Erik und Britta standen unter Schock und waren wie gelähmt, doch in Axel schien der Anblick des Blutes, das rings um das Messer aus der Wunde quoll, etwas Animalisches freizusetzen. Er ließ nun seinen Zorn an dem reglosen Bündel aus. Schläge und Tritte prasselten auf Hans ein, und er und Frans stießen primitive Laute aus. Als sie schließlich erschöpft und außer Atem innehielten,war der Junge auf dem Fußboden nicht mehr wiederzuerkennen. Sie sahen einander an. Ihre Mienen waren ängstlich, aber auf eine gewisse Weise auch entspannt. Das Gefühl, all den angestauten wilden Hass hinausgelassen zu haben, war befreiend und mächtig. Sie spürten beide, dass der andere genauso empfand. Das sahen sie beide in den Augen des anderen.
    Eine Weile blieben sie stehen, erlebten diesen Moment gemeinsam und verinnerlichten ihn. Ihre Hände, ihre Kleidung und ihre Gesichter waren von Hans’ Blut bedeckt, ringsherum war Blut verspritzt, und unter ihnen breitete sich eine dunkle Blutlache aus. Ein bisschen Blut hatte auch Erik befleckt, der noch immer die Arme um sich geschlungen hielt und heftig zitterte. Er konnte den Blick kaum von dem blutigen Bündel abwenden. Als er sich seinem Bruder zuwandte, stand sein Mund halb offen. Britta saß auf dem Boden und starrte ihre Hände an, die ebenfalls voller Blut waren. Ihr Blick war genauso abwesend wie der von Erik. Keiner sagte ein Wort. Es war die unheimliche Stille nach dem Sturm – es ist kein Geräusch zu hören, aber in der Ruhe schwingt noch das Heulen des Windes mit.
    Schließlich ergriff Frans das Wort.
    »Wir müssen hier aufräumen«, sagte er kalt und stieß Hans mit dem Fuß an. »Britta, du bleibst hier und machst sauber. Erik, ich und Axel schaffen ihn weg.«
    »Wohin denn?« Axel

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