Engel beißt man nicht! (German Edition)
Augen als den Dieb ausdeuten. Der Tumult wäre chaotisch. Massenpanik kam ihr in den Sinn. Außerdem brannte sie darauf herauszufinden, wie er sie hatte töten können. Selbst Lichtarbeiter sind neugierig.
Sein Lächeln konnte alles bedeuten. Der absurde Gedanke, dass es sich um Graf Dracula persönlich handelte, der sich sein Schwert zurückgeholt hatte, streifte durch ihr Gehirn und wurde sogleich von ihrem Verstand vernichtet.
Blödsinn.
Untote gab es nicht, soweit ihr bekannt war. Obwohl diesen Mann eine solche Aura umgab. Direkt aus einem Hollywoodfilm entsprungen.
Warum war er zurückgekommen, nachdem er hatte was er wollte?
Sie konnte nicht dagegen ankämpfen, fasziniert zu sein. Was für ein Wesen wandelte auf Erden mit solch gefährlichen psychischen Fähigkeiten? Und sie wusste nichts davon?
Sie wandte sich ihm zu und wagte es, ihm erneut in diese Augen zu schauen, die ihm als Waffe dienten.
Er schien den Hypnoseblick abgeschaltet zu haben. Dies waren die Augen eines ganz normalen Mannes. Eines gutaussehenden noch dazu. Falls hier eine Filmcrew anwesend war, würden sie ihn sicher bald für die Rolle eines unheimlichen, sexy Bösewichtes anheuern. Sienna entspannte sich und versuchte es mit Angriff ist die beste Verteidigung.
„Ihnen ist schon klar, dass ich nur laut schreien muss?“
Für einen Moment sah sie Überraschung in seinem Gesicht aufblitzen. Er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Diese eine Sekunde jedoch, war genug, um ihr zu verraten, dass er nicht damit gerechnet hatte, wiedererkannt zu werden. Erneut kam der Gedanke an Vampire in ihr hoch. Dracula hatte ihre Gedanken in festem Griff. Das verdammte Schwert war Schuld am Amoklaufen ihrer Fantasie.
Der Legende nach hatten sie nicht nur einen Hypnoseblick, sondern konnten auch das Gedächtnis ihres Opfers löschen. Obwohl es keine Vampire gab, war sie gewillt , ihm diese Fähigkeit auch noch zuzugestehen. Warum sonst wäre er überrascht?
Ihr Interesse an ihm wuchs. Schon seit vielen Jahrhunderten hatte sie nicht mehr vor einem spannenden Rätsel gestanden. Alles zu wissen war auch nicht das non plus ultra.
Gegen die Vampirtheorie sprach allerdings, dass es heller Tag war, und dass er sie nicht gebissen hatte.
Seine Augen verengten sich ein wenig, während er seine Worte zu überlegen schien. Konnte es sein, dass er ebenso verblüfft von ihr war, wie sie von ihm? Immerhin lebte sie noch, womit er sicherlich nicht gerechnet hatte. Auch er versuchte , sie irgendwo einzuordnen, aber auch sie passte in keine Schublade.
Ein interessantes Spiel. Dennoch konnte sie ihren Ärger nicht unterdrücken. Er war ein Mörder. Er hätte sie auf dem Gewissen, wäre sie ein Mensch gewesen. Und vielleicht war er zurückgekommen, um seine Tat zu wiederholen.
„Und warum tun Sie es nicht?“, fragte er schließlich.
Er machte sich nicht einmal die Mühe , sich herauszureden, zu fragen, weshalb sie Grund zum S chreien hätte.
„Eine rhetorische Frage, nicht wahr?“, entgegnete sie. Er hob eine Augenbraue. Wieder erinnerte er sie an einen Hollywood-Dracula. Nur der Umhang fehlte. „Es wäre unklug , eine Massenpanik zu verursachen.“
„Vorausschauend sind Sie auch noch. Ich bin beeindruckt. Unsterblich und intelligent. Eine gefährliche Mischung.“
Er nahm ein Champagnerglas vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners und leerte es zur Hälfte. So viel zur Vampirtheorie. Ihres Wissens nach pflegten Untote weder zu essen noch zu trinken. Jedenfalls keinen Champagner.
„Unsterblich.“ Sie lachte. „Wie kommen Sie darauf? Ich habe mich erholt, das ist alles.“
Sein Gesicht näherte sich dem ihren. Sie konnte seine Haut riechen. Ein Mix aus Mann und Aftershave. Hatten Vampire überhaupt Bartwuchs?
„Ich glaube wir sind über Täuschungsmanöver hinaus, schöne Lady. Ich weiß, dass sie tot waren. Ich mache keine Fehler.“
Diese dunkle Stimme, der fokussierte Blick, als habe er alles auf der Welt vergessen, außer ihr. Sienna schluckte hart. Das erste Lebewesen auf Erden, dass es schaffte, sie zu gruseln und ihr gleichzeitig erregende Schauder durch den Körper zu jage n . Gott, wie pervers. Sie erwog doch nicht wirklich, mit ihrem Mörder in die Kissen springen zu wollen ?
Er zog sich wieder zurück und trank noch einen Schluck. Sienna nutzte die Zeit, sich unter Kontrolle zu bringen und ihn nicht nur wie ein verschreckter Mensch anzustarren, der Sprache beraubt. Sie beschloss, das Thema zu wechseln.
„Was wollen Sie noch von
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