Engel beißt man nicht! (German Edition)
zu Ende ging, kam bei ihm eine Welle an, die aber ebenfalls nichts mit Angst zu t un hatte. Es war … Wut ! Sie hatte sich darüber geärgert, sterben zu müssen.
Wie überaus seltsam.
Außerdem war sie eine Schönheit gewesen , hatte schulterlange dunkelbraune Naturlocken , faszinierende große Augen, die leicht schräg standen und eine entzückende Figur mit Brüsten, die genau in seine Hände passen würden. Ihr Anblick hatte ihm zu einer spontanen Erektion verholfen . Nicht, dass er dafür viel Hilfe bräuchte.
Schade um sie.
Aber d as Schwert und dessen Geheimnis waren wichtiger als ein einzelner Mensch. Obwohl es ihm widerstrebte , zu töten, kannte er seine Pflicht und führte sie mit soldatischer Beharrlichkeit aus. Doch zum ersten Mal empfand er Mitleid für ein Opfer , das gebracht werden musste, koste es was es wolle .
Auf der Straße wurden seine Gedanken von der Tatsache abgelenkt, dass der Bastard, der ihm das Schwert vor der Nase weggeschnappt hatte, während er damit beschäftigt war, sich über diese Frau zu wundern, damit spurlos verschwunden war. Er zog einen Mundwinkel nach oben, angewidert von dessen Geruch, der noch über der Straße hing. Nur verfolgen konnte er das ihm gut bekannte Designer-Herrenparfüm nicht. Alles wies darauf hin, dass der Dieb mit einem Auto abgehauen war. Verdammt!
Schon wieder hatte Ashton ihn reingelegt.
Ein letzter Blick auf die Fenster der exklusiven Villa, hinter denen nun eine tote Schönheit lag.
Ganz u msonst war sie nicht gestorben. Hätte er es nicht getan, hätte Ashton sie erledigt.
Trotzdem – ein Jammer.
Er ließ die Arme sinken, resignierte vor sich selbst. Was war nur los mit ihm in letzter Zeit?
Innerlich ausgebrannt und geistig erschöpft hielt er eines der schwarzen Londoner Taxen an, um nach Hause zu kommen. Zu Fuß, beziehungsweise per metaphysischer Fortbewegung, wäre er in einer Minute dort gewesen, doch er brauchte Zeit zum Nachdenken und genoss die Fahrt in dem altertümlichen Gefährt. In den letzten hundert Jahren hatte die Menschheit einen erschreckenden Entwicklungsschritt getan. Kaum konnte man mit all den neuen Techniken mithalten. Deshalb durfte er sich nicht zurückziehen, in seinem Domizil vergraben und vor sich hin dösen. Es gab keine Sicherheit mehr. Er musste sich unter sie mischen, damit er nichts verpasste, das ihm gefährlich werden könnte. Schon jetzt könnten sie durch Blutproben oder DNA-Tests feststellen, dass er anders war. Und anders sein war heute gefährlicher als je zuvor, zog im Zeitalter von Fernsehen und Internet mehr Aufmerksamkeit auf sich, als er abwehren konnte.
Er hätte die tapfere Schönheit gern gebissen.
Das sanft pulsierende Blut unter ihrer makellosen Haut war eine intensive Versuchung. Ähnlich dem Drang , in frischem Schnee die ersten Spuren hinterlassen zu wollen, konnte er schimmernder , reiner Haut nur schwer widerstehen.
Er war jedoch kein Idiot, seinen Instinkten hilflos ausgeliefert. Bissspuren am Hals des Opfers hätten der Presse gerade noch gefehlt.
*
Sienna erwachte mit rasenden Kopfschmerzen. Wie aus einem langen Schlaf voller nicht enden wollender Albträume, an die man sich nicht erinnern kann, deren dunkle Schatten aber noch immer auf das Gemüt drücken, erhob sie sich mit zitternden Gliedmaßen. Die Gewaltanwendung an ihren körperlichen Systemen hatte Spuren hinterlassen. Sie fasste sich ans Herz. Alles normal. Es schlug wie zuvor, gleichmäßig und gesund.
Ihre Gedanken kreisten um den rätselhaften Fremden. Wie war ihm das möglich gewesen? Um einen Menschen unter Hypnose zum Herzstillstand zu bringen, musste man enorme Kräfte besitzen. Das zentrale Nervensystem ließ es nicht bis zum Tod kommen. Man erwacht aus der Hypnose noch bevor es gefährlich w ird .
Warum war sie nicht erwacht?
Sie war nicht einmal richtig weggetreten gewesen. Ihr Verstand hatte alles im Wachzustand erlebt. Aber weshalb hatte sie dann nicht einfach davonspazieren können?
Hypnose war die falsche Bezeichnung. Es war mehr eine Lähmung, die sie ergriffen hatte. Eine, die bis zum Herz vorgedrungen war.
Sienna schüttelte sich vor Ekel. Welch scheußlicher Gedanke. Welch grauenhafte Macht in der Hand eines Individuums . Dieses Mal hatte sich Gabriels Gegenspieler aber etwas wirklich fieses ausgedacht. Wie sollte sie die Menschen davor beschützen, wenn sie selbst machtlos dagegen war?
Sie schwankte in die Küche, wie mit Schwermetallen in den Beinen, und setzte Kaffee auf.
Warum
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