Engel beißt man nicht! (German Edition)
wusste sie nichts von dessen Existenz? Gabriel, der sich oft genug mit der Schattenseite des Daseins zum Tee traf, hätte sie längst davon informieren sollen.
Nun war das Schwert in Händen dieses eiskalten Killers. Und nur, weil man vergessen hatte , ihr ein Memo zu schicken. Sie hätte vorbereitet gewesen sein müssen . Wie, wusste sie zwar nicht, aber ihr wäre schon etwas eingefallen. Zumindest wollte ihre positive Lebenseinstellung dies glauben.
Sie zog die Glaskanne von der Wärmeplatte und goss sich Kaffee ein, noch bevor der gesamte Inhalt durchgelaufen war. Das Koffein sollte ihrem lädierten Körper auf die Sprünge helfen. Als sie den Porzellanbecher zum zweiten Mal füllen wollte, klingelte es an der Haustür.
Der kleine Überwachungsmonitor neben der Küchentür zeigte ein gelangweiltes Gesicht und eine Polizeiuniform darunter.
Was, zum Deibel, war jetzt schon wieder geschehen?
Im Geiste sah sie Gabriel angewidert seine Mimik verziehen, ob der Erwähnung des Namens der dunklen Mächte. Getreu dem Motto: Gedanken füttern materielle Erscheinungen und lassen sie so erst entstehen , bat er seine Truppen darum, der anderen Seite nicht auch noch Energie zu überlassen, indem man sie herbeisprach.
Doch im Moment war ihr das einerlei. Sauer war sie, wütend auf den mysteriösen Eindringling, dem sie diese Kopfschmerzen zu verdanken hatte.
Man hatte sie umgebracht!
Die meisten Leute reagieren ungehalten auf so etwas.
Sie öffnete einem Inspektor und dessen jüngerem Kollegen die mit kunstvoll gravierten Glaseinsätzen verzierte Haustür. Der Männer Blicke wanderten unverhohlen über ihre körperliche Erscheinung. Nervös fuhr sie sich durch die Locken. Höchstwahrscheinlich machte sie den Eindruck , in ihren Kleidern übernachtet zu haben. Was durchaus der Wahrheit entsprach. Noch dazu war das Parkett in der Bibliothek nicht besonders kuschelig. Sie spürte ihren ganzen Körper – Knochen für Knochen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie die beiden Herren, die sich noch immer mit der optischen Leibesvisitation Zeit ließen.
Der Ältere räusperte sich. „Inspektor Taylor. Guten Tag. Das hier ist mein Kollege Winter. Sienna Wolf, nehme ich an?“
Alle nickten sich gegenseitig zu. Sienna ließ ihren Blick fragend aussehen.
„Dürfen wir reinkommen?“
„Wenn es denn sein muss. Ich bin aber nicht auf Besuch eingestellt.“
Der Mann zog seine ergrauenden Augenbrauen zusammen. „Das ist nie jemand, Madam.“
Sie konnte sich der Polizei nicht anvertrauen. Dieser Mörder hatte unglaubliche Kräfte und würde mit der Polizei spielend fertig werden. Noch mehr Menschen würden sterben. Sie stand vorerst allein da, bis sie mehr wusste. Auch würde ihr niemand glauben, ermordet worden zu sein. Sie trug nicht mal sichtbare Spuren eines Kampfes an ihrem Körper. Keine Würgemale, nichts Vorzeigbares. Warum hatte sie nicht gleich gestern Abend die Polizei gerufen? Sie hatte bewusstlos auf dem Boden gelegen? Die ganze Nacht? Und nicht einmal eine Beule davongetragen? Ein lächerliches Alibi.
„Das ist kein Kaffeebesuch, M s. Wolf . Wir ermitteln in einer Einbruchsache.“
Noch bevor sie etwas sagen konnte , traten die Herren an ihr vorbei und blieben hinter ihr stehen, auf eine Wegbeschreibung wartend.
„Dann gehen wir am besten ins Wohnzimmer“, sagte sie und deutete auf eine Tür.
Taylor ging voran, öffnete die Tür und blieb abrupt stehen. „Aha“, sagte er.
Sienna drängte sich an ihm vorbei. „Was zu r … meinen Sie damit?“
Sie schnappte nach Luft. Das Wohnzimmer lag in Trümmern.
Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Glücklicherweise waren keine der wertvollen antiken Möbel zerstört worden. Lediglich die Inhalte der Regale und Schränke lagen malerisch auf dem Boden und der Couch verteilt. Fotoalben, Zeitschriften, CDs, alles, was ein Mensch gemeinhin im Wohnzimmer aufbewahrt.
„Sie hatten das noch nicht entdeckt?“, fragte Taylor.
Sienna konnte die Skepsis in seiner Stimme nachvollziehen. „Nein. Ich habe heute lange geschlafen und war bisher nur in der Küche.“
„Und im Schlafzimmer.“
„Nein. Äh … ja, natürlich.“
„Vielleicht auch im Bad“, schlug Winter vor.
„Dort auch, kurz“, gab sie zu und lächelte schwach.
Taylor und Winter tauschten einen Blick aus. Verdammt. Sie hatte sich verdächtig gemacht. Aber weshalb eigentlich? Immerhin war sie es, deren Wohnung durchsucht worden war und die ermordet wurde.
„Woher wissen Sie überhaupt,
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