Engel beißt man nicht! (German Edition)
etwas sagen. Foltern machte ihm offensichtlich eine Freude, die er sich nicht entgehen lassen wollte.
„Gib mir den Code für das Schwert.“
Sienna starrte an die steinerne Decke. „Den habe ich nicht dabei.“
„Das glaube ich dir sogar. Trotzdem – falsche Antwort.“
Er drehte die Streckbank noch etwas weiter. Sienna schrie auf. Diesen Schmerz würde sie nicht lange aushalten können. „Ich kenne den Code nicht!“
„Aber ich bin sicher, dass du dich an den Text erinnerst. Sag ihn mir auf, dann werde ich den Code schon finden.“
Sienna überlegte. Ihr fotografisches Gedächtnis hatte den Text tatsächlich gespeichert. Anscheinend ging er davon aus, dass Engel über solche Fähigkeiten verfügten.
Julian!
„Ich erinnere mich aber nicht.“
„Welch tragische Lüge.“
Er drehte wieder an der Leier. Feuer explodierte in ihren Gelenken. Siennas Schrei brach sich an den kahlen Wänden.
Sienna! Was ist los?
Sie ließ Julian ihre Qual spüren, öffnete ihren Geist und übermittelte ihm die Schmerzen.
„Ich kann noch ein bisschen weiter drehen, bevor deine schönen Knochen Schaden nehmen, Engelchen.“
Halte durch, Sienna! Ich bin gleich bei dir!
Wieder drehte Ashton ein Stück weiter. Sienna konnte ihm nicht den Code geben, lieber würde sie ihren irdischen Körper aufgeben, als die Menschheit diesem Verrückten aus zu liefern.
Erzähl ihm irgend einen Scheiß !
Sienna schrie und schrie. Die Schmerzen waren zu dominant, sodass sie nicht einmal irgendeinen alten Text zitieren konnte, um Ashton auf eine falsche Fährte zu bringen. Das Einzige, was sie noch fertig brachte war , Ashton so wütend zu machen, dass er aufgab. Dass er einsah, dass sie auf diese Weise nicht kleinzukriegen war. Die Heere des Lichtes waren keine Memmen.
„Fahr. Zur. Hölle!“
Ashtons Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Du willst es nicht anders, blödes Weib.“
Zu ihrer Überraschung zog er ein Messer.
*
Julians Herz krampfte sich zusammen.
„Gott, jetzt foltert er sie tatsächlich “, sagte er und schüttelte den Kopf, als habe ihm jemand ins Ohr geschrien. Er konnte die enorme Stärke der Schmerzen spüren, die sie aushielt, wie ein fernes Echo. Und ihren schwächer werdenden Lebenswillen.
Gib nicht auf, gib bloß nicht auf!
Alana legte mitfühlend eine Hand auf seine Schulter. Sie überraschte ihn immer wieder. Sie waren zur Hälfte die Klippen herunter geklettert.
„Wir haben keine Zeit mehr“, sagte Julian.
Die Männer sahen sich gegenseitig an. Chris bekreuzigte sich. Dann sprang Julian als Erster in die gefährliche Brandung und hoffte, sein Schädel würde nicht auf einen Felsen treffen und wie eine Melone zerplatzen.
Zwischen zweit scharfkantigen Klippen sank er tiefer ins Meer, vom Schub des Sprunges hinabgezogen. Er hatte Glück. Er hoffte nur, dass das Blut, das aus seinem rechten Oberschenkel strömte, die Haie nicht sofort anzog. Der Felsen hatte ihm einen langen Schlitz ins Bein gemacht.
Als er auftauchte musste er augenblicklich gegen die Brandung kämpfen, die ihn unerbittlich an die Felsen schmettern wollte. Seine übermenschlichen Kräfte, die er bis zum Allerletzten ausreizen musste, kamen ihm dabei zugute. Er tauchte unter den wütenden Wellen hindurch, in Richtung des alten Eingangs zur Burg. Als er sich auf eine kleine Rampe hochzog, waren die anderen dicht hinter ihm.
Außer ihm blutete noch Dimarus. Doch in ein paar Minuten würden sich die Wunden geschlossen haben.
Die Rampe wurde von jeder zweiten, größeren Welle fast vollständig überspült, weshalb sie auch nicht mehr benutzt wurde. Julian kletterte eine kurze Treppe hinauf und machte sich daran , die Tür zum Keller der Burg zu öffnen. Alle hielten ihre Waffen bereit, falls Wachleute gleich dahinter auf sie warteten.
*
Sienna sah das Messer auf si ch zukommen und schickte alles Licht, das in ihr war , gegen Ashton. Da sie ihn nicht direkt berühren konnte, kam so gut wie nichts bei ihm an. Doch er zögerte einen Moment.
Julian, ich glaube ich muss jetzt gehen. Bitte vergiss nicht , i ch liebe dich.
Ashtons Moment der Reue war vorüber. Er senkte das Messer in ihr Fleisch.
Nein! Sienna, warte auf mich!
Die Luft blieb ihr weg, als das Messer eindrang und sich den Weg zu ihrem Herz suchte. Mehr als einen erstickten Laut gab sie nicht von sich.
Es ist zu spät.
Sie hörte ihn brüllen und toben und dann verzweifelt aufschreien.
Nein! Ich liebe dich! Hörst du? Verlass mich jetzt
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