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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Zweimal?«
    »Vee kann nicht für mich sprechen.«
    »Willst du abstreiten, dass du durchgefallen bist?«
    »Ich sage nur, dass ich letztes Jahr nicht zur Schule gegangen
bin.« Sein Blick verspottete mich. Es machte mich nur noch entschlossener.
    »Du hast geschwänzt?«
    Patch legte seinen Billardstock über den Tisch und lockte mich mit gekrümmtem Finger näher an sich heran. Ich gehorchte nicht. »Soll ich dir mal ein Geheimnis verraten?«, fragte er in verschwörerischem Ton. »Ich bin noch nie zuvor zur Schule gegangen. Noch ein Geheimnis? Es ist nicht so langweilig, wie ich erwartet hatte.«
    Er log. Jeder ging zur Schule. Es gab schließlich Gesetze. Er log, um mich auf die Palme zu bringen.
    »Du glaubst, ich lüge«, sagte er, noch immer lächelnd.
    »Du bist nie zur Schule gegangen, niemals? Wenn das stimmt - und du hast recht, ich glaube nicht, dass es stimmt -, was hat dich dann dazu bewogen, es dieses Jahr zu tun?«
    »Du.«
    Wie ein Schlag traf mich der Impuls, jetzt Angst zu bekommen, aber ich sagte mir, dass es genau das war, was Patch wollte. Also blieb ich standhaft und versuchte stattdessen erneut, mich gelangweilt zu geben. Dennoch dauerte es einen Moment, bis ich meine Stimme wiederfand. »Das ist keine richtige Antwort.«
    Er musste einen Schritt näher gekommen sein, denn plötzlich wurden unsere Körper durch nichts mehr getrennt als eine dünne Luftschicht. »Deine Augen, Nora. Diese kalten, hellen, grauen Augen sind überraschend unwiderstehlich.« Für einen Moment legte er den Kopf schief, als wollte er mich aus einem anderen Winkel betrachten. »Und dieser geschwungene Killermund.«
    Verblüfft nicht so sehr über das, was er sagte, als vielmehr darüber, wie mein Körper darauf reagierte, machte ich einen Schritt zurück. »Das war’s. Ich bin weg.«
    Doch kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, wusste ich
auch schon, dass sie nicht stimmten. Ich verspürte das dringende Bedürfnis, noch mehr zu sagen. Also kramte ich in meinen verworrenen Gedanken herum und versuchte herauszufinden, was es denn war, das ich so dringend noch sagen wollte. Warum war er nur so spöttisch, und warum tat er so, als verdiente ich es aus irgendeinem Grund nicht anders?
    »Du scheinst eine Menge über mich zu wissen«, sagte ich schließlich, was wahrscheinlich die Untertreibung des Jahres war. »Mehr, als du solltest. Du scheinst immer ganz genau zu wissen, was du sagen musst, damit ich mich unwohl fühle.«
    »Du machst es mir leicht.«
    Ein Funken Wut durchfuhr mich. »Also gibst du zu, dass du das absichtlich machst?«
    »Das?«
    »Das - mich provozieren.«
    »Sag noch mal ›provozieren‹. Dein Mund sieht ziemlich provokativ aus, wenn du das machst.«
    »Wir sind fertig miteinander. Spiel dein Billardspiel zu Ende.« Ich schnappte mir den Billardstock vom Tisch und schob ihn zu ihm hinüber. Er nahm ihn nicht auf.
    »Ich will nicht neben dir sitzen«, sagte ich. »Ich will nicht dein Partner sein. Und dein arrogantes Grinsen mag ich auch nicht.« Mein Unterkiefer zuckte - etwas, das normalerweise nur passierte, wenn ich log. Ich fragte mich, ob ich jetzt log. Wenn dem so war, dann wollte ich mir selbst einen Tritt dafür versetzen. »Ich mag dich nicht«, sagte ich so überzeugend, wie ich nur konnte, und warf den Stock gegen seine Brust.
    »Ich bin froh, dass Coach uns nebeneinandergesetzt hat«, sagte er. Aus der Art, wie er ›Coach‹ sagte, hörte ich einen Hauch Ironie heraus. Doch ich hatte keine Ahnung, worauf er anspielte. Dieses Mal nahm er den Billardstock.
    »Ich arbeite daran, dass sich das ändert«, entgegnete ich.

    Patch amüsierte sich dermaßen, dass sein Lächeln die Zähne entblößte. Er streckte die Hand nach mir aus, und bevor ich ausweichen konnte, zog er etwas aus meinem Haar.
    »Ein Stück Papier«, erklärte er und schnippte es auf den Boden. Als er die Hand ausstreckte, entdeckte ich ein Mal an der Innenseite seines Handgelenks. Erst dachte ich, es sei ein Tattoo, doch auf den zweiten Blick entpuppte es sich als ein rötlich-braunes, leicht erhabenes Muttermal. Es hatte die Form eines zerplatzten Farbkleckses.
    »Das ist ein ungünstiger Platz für ein Muttermal«, sagte ich, mehr als ein wenig beunruhigt darüber, dass es an beinahe der gleichen Stelle war wie mein eigenes.
    Patch rollte beiläufig, aber unübersehbar seinen Ärmel weiter herunter, sodass er sein Handgelenk bedeckte. »Hättest du es lieber an einer intimeren Stelle?«
    »Ich hätte es nirgendwo lieber.«

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