Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becca Fitzpatrick
Vom Netzwerk:
noch, doch je näher ich ihm kam, umso mehr verließ mich meine Entschlossenheit.
    Im selben Augenblick merkte ich, dass irgendetwas an ihm anders war. Ich konnte es nicht genau benennen, aber ich spürte es, wie man elektrische Spannung wahrnimmt. Mehr Feindseligkeit?
    Mehr Selbstsicherheit.
    Mehr Freiheit, er selbst zu sein. Und diese schwarzen Augen machten mich immer nervöser. Sie waren wie Magnete, die sich an jede meiner Bewegungen hefteten. Ich schluckte diskret und versuchte, den bedenklichen Stepptanz in meinem Magen zu ignorieren. Zwar wusste ich nicht genau, was es war, aber irgendetwas stimmte mit Patch nicht. Irgendetwas an ihm war nicht normal. Irgendetwas war nicht … sicher.
    »Tut mir leid, dass ich aufgelegt habe«, sagte Patch, als er zu mir trat. »Der Empfang hier unten ist nicht besonders gut.«
    Ja, klar.
    Mit einem Kopfnicken bedeutete Patch den anderen, dass sie gehen sollten. Es entstand ein peinliches Schweigen, bis alle verschwunden waren. Der erste Typ, der ging, rempelte mich mit der Schulter an. Ich machte einen Schritt zurück, um mein Gleichgewicht wiederzufinden, und sah gerade rechtzeitig wieder auf, um noch die unfreundlichen Blicke der anderen beiden Spieler aufzufangen, als sie gingen.
    Toll. War es etwa meine Schuld, dass ich Patch zum Partner hatte?
    »Acht Kugeln?«, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und versuchte dabei, sicher und locker zu erscheinen, sowohl was mich selbst betraf als auch meine Umgebung.
Vielleicht hatte er recht, und Bo’s Arcade war wirklich nicht meine Sorte von Club. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass ich gleich zur Tür rausrennen würde. »Wie hoch sind die Einsätze?«
    Sein Lächeln wurde breiter. Diesmal war ich ziemlich sicher, dass er sich über mich lustig machte. »Wir spielen nicht um Geld.«
    Ich stellte meine Handtasche auf die Tischkante. »Zu dumm. Ich wollte gerade alles, was ich habe, gegen dich setzen.« Dann hielt ich meine Aufgabe hoch, bei der schon zwei Zeilen gefüllt waren. »Ein paar kurze Fragen, und ich bin wieder weg.«
    »Blödmann?« Auf seinen Stock gestützt, las Patch laut vor. »Lungenkrebs? Soll das prophetisch gemeint sein?«
    Ich wedelte mit dem Blatt in der Luft herum. »Ich nehme an, du trägst zu der Luft hier bei. Wie viele Zigarren pro Abend? Eine? Zwei?«
    »Ich rauche nicht.« Er hörte sich aufrichtig an, aber ich kaufte es ihm nicht ab.
    »Mhmhm«, sagte ich, legte das Papier zwischen die acht Kugeln und die kleine pinkfarbene. Aus Versehen tippte ich die pinkfarbene an, während ich in Zeile drei schrieb: definitiv Zigarren.
    »Du bringst das Spiel durcheinander«, sagte Patch, immer noch lächelnd.
    Ich fing seinen Blick auf und konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern - kurz. »Hoffentlich nicht zu deinen Gunsten. Dein größter Traum?« Auf die Frage war ich stolz, weil ich wusste, dass sie ihn aus der Reserve locken würde. Sie erforderte vorausschauendes Denken.
    »Dich küssen.«
    »Das ist nicht witzig«, sagte ich, hielt seinem Blick stand und war dankbar, dass ich nicht ins Stottern kam.

    »Nein, aber ich habe es geschafft, dass du rot wirst.«
    Ich setzte mich auf die Tischkante und versuchte, ungerührt dreinzugucken, während ich die Beine übereinanderschlug und mein Knie als Schreibunterlage benutzte. »Arbeitest du?«
    »Ich räume Tische ab im Borderline. Der beste Mexikaner in der Stadt.«
    »Religion?«
    Die Frage schien ihn nicht zu überraschen, andererseits war er offensichtlich auch nicht gerade hocherfreut darüber. »Ich dachte, du hättest gesagt, nur ein paar kleine Fragen. Du bist schon bei Nummer vier.«
    »Religion?«, fragte ich, fester jetzt.
    Patch strich sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn. »Keine Religion … Sekte.«
    »Du gehörst einer Sekte an?« Zu spät merkte ich, dass ich entgegen meiner Vorsätze überrascht klang.
    »Tja, und wie die Dinge stehen, brauche ich gerade ein gesundes weibliches Opfer. Eigentlich hatte ich ja vor, erst dein Vertrauen zu erschleichen, aber wenn du jetzt schon bereit wärest …«
    Jegliche Spuren des Lächelns, die vielleicht noch übrig waren, verschwanden schlagartig aus meinem Gesicht. »Du machst mir keine Angst.«
    »Ich habe noch nicht einmal damit angefangen, es zu versuchen.«
    Ich sprang vom Tisch und stellte mich vor ihn. Er war einen ganzen Kopf größer als ich. »Vee hat mir erzählt, du wärst aus der Oberstufe. Wie oft bist du in Bio, zehnte Klasse, durchgefallen? Einmal?

Weitere Kostenlose Bücher