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Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall

Titel: Engel der Rache - Bruder Hilperts fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Ungeziefer?«
    »Der da!«, schrie Tuchscherer und wirbelte wie
von Furien gepeinigt herum.
    Nur um festzustellen, dass die Rödergasse wie
leer gefegt war.
    »Das kommt davon, wenn man zu viel trinkt, Liebster.
Da sieht man Dinge, die es überhaupt nicht gibt.«
    Die Augen weit aufgerissen, irrte Tuchscherers
Blick hin und her. Dann wandte er sich mit hängenden Schultern um. »Ver… Verzeiht«,
stotterte er, während ihm der Speichel aus dem Mundwinkel tropfte. »Verzeiht mir,
dass ich dir … äh … Euch Gewalt angetan habe.«
    »Vergewaltigung, Mord und ein feiger Giftanschlag.
Ein stattliches Sündenregister, findest du nicht auch?«
    Den Tränen nahe, sank Tuchscherer zu Boden und
rutschte bittend und bettelnd im Straßenkot herum. »Ich habe ihr nichts getan!«,
beteuerte er, die gefalteten Hände in die Höhe gereckt. »So glaubt mir doch, ich
habe Egberta nicht umgebracht!«
    »Wer sonst, wenn nicht du, Auswurf?«
    »Wer? Da müsst Ihr schon meinen sauberen Herrn
Schwager fragen! Der weiß besser Bescheid als ich.«
    »Keine Ausflüchte, Halunke, sonst ist dein Leben
verwirkt.«
    »Herrje, wenn ich’s doch sage! Ich hab’s mit
eigenen Augen gesehen.«
    »Wirklich?«
    Der Missetäter nickte, schlotternd vor Angst.
»Kurz vor der Niederkunft, in der Diele vor Egbertas Gemach.« Tuchscherer schluckte.
»Mein Pech, dass ich erst vorhin draufgekommen bin.«
    »Ist das wieder eine von deinen Winkelzügen
oder bekommen wir zur Abwechslung einmal die Wahrheit zu hören?«
    »›Wir?‹ Was wollt Ihr damit …«
    Tuchscherer verstummte, zum einen, weil ihm
seine Kontrahentin Einhalt gebot, zum Teil aber auch aus Furcht vor der Gestalt,
welche sich in diesem Moment zu ihr gesellte. Eine Gestalt im Mönchshabit, an die
er sich ebenso vage wie widerstrebend erinnerte. »Nur zu, junger Herr!«, forderte
sie ihn mit kaum verhülltem Abscheu auf, »ich bin es gewohnt zuzuhören.«
    Tuchscherer gehorchte. »Ich sitze also in der
Diele vor ihrer Kammer, und da kommt plötzlich die alte Irmtrud daher«, beeilte
er sich, dem Wunsch des Minoriten nachzukommen. »Einen Becher mit frisch aufgesetztem
Kräutersud in der Hand.«
    »Und woher wisst Ihr, dass es Kräutersud war?«
    »Ich kann das Zeugs riechen, Bruder. Zehn Meilen
gegen den Wind. Egberta hat darauf geschworen.« Tuchscherer wischte sich den Speichel
vom Mund und ergänzte: »Sei’s drum, da kommt also die alte Ve… äh … da kommt also
Egbertas Amme mit ihrem selbst gebrauten Wundertrank daher. Für meinen Herrn Schwager,
der zusammen mit mir gewartet hat, allerdings nicht schnell genug.«
    »Kurzum: Es kam zu einem Disput.«
    »Ja, aber nicht zwischen ihm und der alten Irmtrud.«
    »Sondern?«
    »Sondern zwischen Irmtrud und meiner Schwiegermutter.«
    »Wie bitte? Zwischen wem?«
    »Ihr habt richtig gehört, Bruder. Taucht der
alte Drache doch tatsächlich kurz vor der Niederkunft auf der Schwelle von Egbertas
Kammer auf, reißt der Alten den Kräutersud aus der Hand und trägt ihr auf, ein sauberes
Leinentuch zu holen.«
    »Mit anderen Worten – Ihr, Tuchscherer, könnt
versichern, dass Ihr das Zimmer Eurer Gattin weder vor noch nach ihrer Niederkunft
betreten habt.«
    »So wahr Gott mein …«
    »Tut mir einen Gefallen und lasst den Namen
des Herrn aus dem Spiel.« Bruder Hilpert hob die Stimme. »Habt Ihr mit Eurer Frau
Kontakt gehabt, ja oder nein?«
    »Nein.«
    »Und wann habt Ihr sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Am Abend vor Ihrer Niederkunft.«
    »Unter vier Augen?«
    »Bei allem Respekt, Bruder, ich weiß nicht,
was daran so interessant …«
    »Antwortet, Kinderschänder:
Worum ist es in dem Gespräch mit Eurer Frau gegangen?«
    »Um persönliche Dinge,
nicht mehr«, wiegelte Tuchscherer ab und unternahm den Versuch, auf die Beine zu
kommen. Ein Unterfangen, welches ihm erst beim dritten Versuch gelang. »Dinge, die
nur mich und Egberta betrafen.«
    »Oder Eure Verwandten,
je nachdem.« Bruder Hilpert holte tief Luft. »Ihr habt darauf gedrungen, sie möge
das von einem gewissen Heinricus Nyeß, Notarius zu Rothenburg, ausgefertigte Dokument
unterzeichnen. Wenn möglich, noch vor ihrer Niederkunft. Trifft dies zu, Wollüstling ,
ja oder nein?«
    »Doku… ?«
    »Erspart mir die Komödie, Tuchscherer.« Mit
der Geduld am Ende, zog Bruder Hilpert die Urkunde unter seiner Kukulle hervor und
hielt sie dem Delinquenten vor die Nase. »Kommt Euch bekannt vor, oder?« Dann ließ
er sie wieder verschwinden. »Wie schade, dass aus der kleinen Transaktion

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