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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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sein Berufs- und sein Privatleben ständig von der Presse unter die Lupe genommen.
    »Ich habe heute nachmittag mit Megan geredet«, sagte sie, als er sich erhob und hinter dem Schreibtisch hervorkam, um sie zur Tür zu begleiten. »Sie hat noch einen harten Weg vor sich.«
    »Ja.« Er versuchte, den harten Mann zu markieren, aber es gelang ihm nicht recht, er konnte seine Sorge nicht unterdrükken. »Aber sie ist zäh. Sie packt das.«
    »Und du wirst dasein, um ihr zu helfen.«
    »Wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe, schon.«
    »Sie kann von Glück sagen, daß sie dich hat. Du bist ein guter Kerl, Mitch.«
    »Ja, das bin ich. Der letzte der guten Kerle.«
    »Sag das nicht. Ich möchte mir die Illusion erhalten, daß es da draußen noch ein paar gibt, für uns alleinstehende Frauen. Dieser Hoffnung wegen rasieren wir uns weiter unsere Beine, weißt du.«
    Die Presse hatte entweder ihre Spur verloren oder ihre Verfolgung für den Nachmittag aufgegeben. Wenn Ellen North schon so unzugänglich war, lockte doch wenigstens der Redaktionsschluß. Er hatte keine Termine, nur das Recht auf Aussageverweigerung, um seine Anonymität zu wahren.
    Er stand gleich neben der Hintertür des Verwaltungsgebäudes, fror sich den Hintern ab und verfluchte Minnesotas harte Antirauchergesetze. In den wenigen Minuten, die man brauchte, um eine Zigarette zu rauchen, hatte er bereits das Gefühl in seinen kleinen Zehen verloren.
    Sie kam durch eine Seitentür aus dem Gebäude und murmelte etwas vor sich hin, während sie ihre Schlüssel aus der Handtasche zog. Er warf seine Kippe in eine Schneewehe.
    »Miss North? Könnte ich kurz mit Ihnen reden?«
    Beim Klang seiner Stimme – honigweicher Südstaatenakzent – riß Ellen den Kopf hoch. Verdammte Reporter. Lauerten überall, nur nicht im Gebüsch – und da hätten sie auch gehockt, wenn die Büsche nicht unter einem Meter Schnee begraben gewesen wären. Dieser kam mit langen, entschlossenen Schritten auf sie zu. Der Kragen seines schwarzen Mantels war hochgeschlagen, die Hände hatte er in den Taschen vergraben.
    »Nein – mehr ist bei mir nicht zu holen«, sagte sie giftig. »Ich habe alles, was ich zu sagen habe, bei der Pressekonferenz gesagt. Wenn Sie da Ihre paar Minuten Sendezeit nicht vollgekriegt haben, ist das Ihr Pech.«
    Sie ging weiter, und runzelte die Stirn, als er, rückwärts lauernd, dicht vor ihr blieb. »Sie haben Glück, daß ich eine Befürworterin der Kontrolle von Handfeuerwaffen bin«, sagte sie. »Sie sollten wirklich nicht so dumm sein, sich auf einem dunklen Parkplatz an eine Frau heranzuschleichen.«
    Er grinste sie an, ein boshaftes Piratengrinsen, das weiß aus seinem kantigen, von Bartstoppeln überschatteten Gesicht blitzte. »Sie sollten wirklich nicht so dumm sein, jeden Fremden, der auf einem dunklen Parkplatz auf Sie zukommt, für einen Reporter zu halten, oder?«
    Es durchbohrte Ellen wie ein Messer. Die wenigen Sonnenstrahlen von vorhin waren verschwunden, hinweggefegt von einer Wolkenbank und dem anbrechenden Abend. Zwar gab es Polizisten in dem Gebäude, das sie gerade verlassen hatte, aber auf dem Parkplatz war keine Menschenseele. Sie dachte an Josh Kirkwood, seine Eltern, alle in Deer Lake, die angenommen hatten, sie wären hier sicher. Selbst nach allem, was in den letzten zwei Wochen passiert war, hielt sie sich persönlich immer noch für unantastbar. Wie dumm. Wie naiv.
    Ein Bild von Megan schoß ihr durch den Kopf. Megan, das Gesicht mit Blutergüssen und Nähten übersät. Megan hatte ihren Angreifer nicht gesehen. » Wir haben dich die ganze Zeit an der Nase rumgef ü hrt, sagte er . . . Wir, immer wir . . . «
    Sogar im schwachen Schein der Straßenlampen mußte er sehen, daß sie blaß wurde. Ihr Blick huschte zu ihrem Wagen, zum Gebäude, maß die Entfernungen, während sie ihren Schritt verlangsamte.
    »Ich bin kein Vergewaltiger«, versicherte er ihr leicht amüsiert.
    »Ich wäre verrückt, mich auf Ihr Wort zu verlassen, nicht wahr?«
    »Ja, Ma'am«, pflichtete er ihr mit kurzem Kopfnicken bei.
    » Ma ' am « , fauchte Ellen leise und versuchte, mit Zorn gegen die plötzliche Angst anzukommen. Sie machte langsam einen Schritt zurück zum Gebäude. »Jetzt wünsche ich mir tatsächlich, ich hätte eine Pistole.«
    »Wenn ich aus verbrecherischen Gründen hier wäre«, sagte er und ging langsam auf sie zu, »wäre ich da so unvorsichtig, mich Ihnen hier zu nähern?«
    Er zog eine behandschuhte Hand aus der Tasche und machte eine

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