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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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zog über Enbergs Wangenknochen. »Ich bin Ihr Anwalt, Garrett. Ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, das einzige, was ich verlange, ist, daß Sie mich nicht anlügen. Damit waren Sie einverstanden. Wenn Sie mir sagen, daß Sie unschuldig sind, sind Sie unschuldig. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit das Gericht das auch glaubt.«
    Jetzt kam mit steinerner Miene der Gefängniswärter und führte Garrett durch die Tür zum Zellentrakt. Denny sah ihm nach, lauschte dem Rasseln der Fußschellen, und das Gewicht in seinem Magen wurde schwerer und schwerer.
    Wenn er seinen Klienten seine Regel Nummer eins vortrug, tat er das immer mit diesem Unterton: Mir könnt ihr nichts vormachen, eine Lüge rieche ich zehn Meilen gegen den Wind. Die meisten von ihnen fielen drauf herein. Die meisten waren Idioten, die seine Hilfe nicht brauchen würden, wenn sie mehr als zwei graue Zellen hätten. Aber die große Regel Nummer eins hatte einen gewaltigen Haken, und das wußte er auch.
    Wenn Garrett Wright schuldig war, dann hatte er entsetzliche Dinge getan, da war Lügen nur ein Kavaliersdelikt.
    »Das ist eine ziemlich lahme Geschichte«, sagte Cameron, als er mit Ellen zur Sicherheitstür am Ende des Korridors ging. »Man möchte meinen, daß ein Professor uns etwas Überzeugenderes präsentiert.«
    »Vielleicht ist das seine Masche. Die Geschichte ist so wacklig, daß wir glauben sollen, es könne nur die Wahrheit sein.«
    Die Tür ging auf. Sie nickten dem Beamten zu, bogen nach rechts ein und schickten sich dann an, die Treppe hinunterzugehen. Cameron warf einen Blick auf seine Uhr und schnitt eine Grimasse.
    »O Mann, ich bin vielleicht spät dran. Ich muß mich beeilen«, sagte er. »Ich habe Fred Tucker gesagt, ich treffe ihn um halb fünf. Er möchte mit mir darüber reden, was mit diesem Lastwagenfahrer aus Kanada zu tun ist. Brauchen Sie mich später noch?«
    »Ich glaube nicht. Phoebe tippt schon die Anklage.« Ellen beobachtete, wie er mit der Grazie eines Barischnikoff die Treppe hinuntersprang. Sie folgte müden Schrittes, zog fast die Füße nach, so schwer lastete dieser Tag auf ihr.
    Rudy hatte ihr den Fall übergeben – oder ihn auf sie abgeladen. Welche der beiden Möglichkeiten zutraf, wußte sie nicht, sie war sich immer noch nicht sicher, wer bei diesem Treffen wen manipuliert hatte. Ihr Selbsterhaltungstrieb sagte ihr, daß sie nicht einmal in die Nähe dieses Falls geraten sollte. Er roch faul, schien mit Fallen gespickt zu sein, und die Medien würden jeden ihrer Schritte gnadenlos verfolgen. Vor dem Gericht demonstrierten bereits Studenten vom Harris College mit Transparenten gegen die Verhaftung Wrights. Aber ihr Gefühl sagte ihr, Josh Kirkwood und seinen Eltern und Megan O'Malley würde überhaupt nur Gerechtigkeit widerfahren, wenn sie diejenige war, die den Fall bearbeitete. Diese Tatsache hatte nichts mit Überheblichkeit zu tun. Sie war schlicht und einfach die Beste unter den fünf Anklägern im Büro des Staatsanwalts von Park County.
    Also würde sie ihren Terminkalender aufarbeiten, neuere Fälle Quentin Adler übertragen und hoffen, daß er sich irgendwie durchwurstelte, ohne größeren Schaden anzurichten. Und sie würde sich darauf konzentrieren, Dr. Wright hinter Gitter zu bringen.
    In der Lobby des Polizeihauptquartiers lauerten keine Reporter. Mitch Holt hatte sie aus seinem Flügel des Verwaltungszentrums von Deer Lake verbannt. Eine Hälfte des schönen neuen V-förmigen Backsteingebäudes mit den zwei Etagen beherbergte das Stadtgefängnis und das Polizeirevier, die andere die Stadtverwaltung.
    Im Atrium in der Mitte des V würde es von Reportern wimmeln. Es war der Schauplatz ihres letzten großen Spektakels in diesem Fall: ein Live-Interview mit einem empörten Paul Kirkwood. Joshs Vater hatte getobt, als Mitch ihn zu kommen gebeten hatte, damit man seine Fingerabdrücke nehmen konnte, obwohl die Bitte absolut vernünftig gewesen war. Kraft seiner Amtsgewalt hätte Mitch Kirkwood zu diesem Zeitpunkt als Verdächtigen festnehmen können. Paul hatte es versäumt, die Polizei davon zu unterrichten, daß er einmal einen Lieferwagen besessen hatte, der jetzt einem Verdächtigen, dem stadtbekannten Pädophilen Olie Swain, gehörte. Er hatte sogar abgestritten, irgend etwas über einen solchen Wagen zu wissen, nachdem sich eine Zeugin gemeldet hatte, die gesehen haben wollte, wie Josh am Abend seines Verschwindens in einen Lieferwagen gestiegen war, auf den diese Beschreibung

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