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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Sie sich erinnern.«
    Jay schloß die Augen und zuckte zusammen. Schmerz lief seine rechte Seite hinunter, als würde jemand Xylophon auf seinen Rippen spielen. Dr. Baskir, ein kleiner Mann mit riesiger Nase und einem fröhlichen indischen Akzent, hatte ihn bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus von Deer Lake gründlich untersucht. Er hatte seine diversen malträtierten Körperteile einzeln angesprochen, als besäße Jeder ein eigenes Bewußtsein. Er erzählte den Rippen, daß sie nicht gebrochen waren, und versuchte, die Muskeln mit guten Worten zu besänftigen, flüsterte Jay unauffällig zu, daß sie wahrscheinlich noch tagelang »zornig« sein würden. Die beiden Platzwunden an Jays Kopf hatte er geschickt genäht, mit der Pinzette hatte er Glassplitter aus seinen Haaren entfernt und dabei den harten Knochenplatten in seinem Schädel beruhigend zugemurmelt.
    Fazit: Jay würde überleben und die Geschichte seines Abenteuers erzählen können. Weniger schön war, daß die Cops es ihn immer und immer wieder erzählen lassen würden. Die Einzelheiten hatte er bereits dem Stellvertreter des Sheriffs mitgeteilt, der die Jagd die Mill Road hinunter aufgenommen hatte und nur wenige Augenblicke nach dem Crash am Unfallort gewesen war. Der Streifenpolizist, der die Meldung des Einbruchs im Pack Rat entgegengenommen hatte, war der nächste gewesen, und dann kam noch ein Streifenbeamter, den einer der Eigentümer der bei der wilden Jagd beschädigten Autos gerufen hatte.
    Jetzt stand die unheilige Dreifaltigkeit Steiger, Wilhelm und Holt im Halbkreis um das Fußende des Behandlungstisches in der Notaufnahme. Alle sahen finster und verdrießlich aus, wie er selbst vermutlich auch. Er saß in seiner blutbefleckten, zerknitterten Khakihose auf dem Tisch, sein Hemd war von übereifrigen freiwilligen Sanitätshelfern zerschnitten worden. Dr. Baskir hatte seine Rippen mit einem festen Verband umwickelt, der ihn daran hinderte, mehr als einen Teelöffel voll Luft auf einmal zu schöpfen. Sein Kinn war gespalten, sein Kopf fühlte sich an, als hätte jemand mit einem Fünf-Kilo-Hammer draufgedroschen, und ihm war verdammt kalt.
    »Ich hab's euch zweimal erzählt«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Sie haben den Kerl, der aus dem Laden kam, nicht erkannt?« fragte Holt.
    »Er trug eine Skimaske. Er hat mir in Windeseile eine verpaßt und ist weitergerannt. Ich weiß nicht, wie groß er war. Ich weiß nicht, wie er aussah.«
    »Einen Scheiß weißt du!« fauchte Steiger. Die erfreuliche Unterhaltung, die sie zu Beginn dieses Abends im Blue Goose geführt hatten, war vergessen, nachdem man ihn seines Schlafs und seines Ruhms beraubt hatte.
    »Womit hat er Sie geschlagen?« fragte Wilhelm.
    »Mit irgendeinem Knüppel. Kurz. Schwarz. Hat höllisch weh getan.« Holt tauschte einen Blick mit dem Mann vom BCA. »Hört sich an, als könnte es das Ding gewesen sein, mit dem Wright Megan bearbeitet hat.«
    »Hört sich an . . . Kann aber auch bloß eine Taschenlampe gewesen sein.«
    »Oder ein Stück Trödel aus diesem Rattenloch«, schimpfte Steiger. »Wer zum Teufel raubt so einen Laden aus? Wozu?«
    »Gute Frage«, sagte Mitch. »Der Besitzer sagt, er würde nie mehr als fünfzig Dollar dort aufbewahren, und die nimmt er Freitagabend mit nach Hause. Alle seine Aushilfen wissen das.«
    »Vielleicht waren sie nicht hinter Geld her?« schlug Ellen vor. Sie stand an der Tür, hatte sich an den Pfosten gelehnt und hoffte, daß sie entspannt aussah und nicht halbtot vor Müdigkeit. Die Männer öffneten ihren Kreis ein wenig und sahen sie etwas pikiert an. Sie zahlte die bösen Blicke mit gleicher Münze heim, nach Finessen stand ihr nicht der Sinn. Ihr Blick fiel auf Brooks, und sie erschrak. Sie zwang sich, Mitch anzusehen.
    »Wenn es Childs war: Vielleicht hatte er dort etwas gebunkert«, sagte sie. »Wenn er in Wrights Spiel verstrickt ist, könnte es Beweismaterial sein.«
    Wilhelm gähnte ausgiebig. »Wir nehmen den Laden gerade auseinander. Wehe, wenn da nichts ist. Es wird eine Ewigkeit dauern, das alles zu durchforsten.«
    »Es gibt keine Garantie dafür, daß er es nicht mitgenommen hat«, sagte Mitch. »Und es konnte gut sein, daß ›es‹ gar nichts mit unserem Fall zu tun hat.«
    »Irgendwas Neues über den Wagen?« fragte Ellen.
    »Childs fährt einen alten Peugeot«, sagte Mitch. »Wir haben nichts über diesen Crown . . .«
    »Auch kein Kennzeichen«, beklagte sich Steiger.
    »Er war dreckig«, sagte Jay. »Es war

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