Engel der Schuld Roman
sie. »Obwohl ich mir Ablenkung kaum leisten kann.«
»Eine Ablenkung?« Er kostete das Wort auf seiner Zunge wie ein Stück einer unbekannten Frucht. Das alte teuflische Funkeln loderte wieder in seinen Augen auf. »Du lieber Himmel, Miss North, da fühle ich mich ja wie ein Gigolo.«
»Man hat dir schon Schlimmeres nachgesagt.«
»Zweifellos warst das du.«
»Zweifellos.«
Ihr war nicht klar gewesen, daß er so nahe war, nahe genug, um seine Hand zu heben und ihre Wange zu berühren. Nahe genug, sie an sich zu ziehen, nur mit einem Blick, nur mit der Sehnsucht in seinen hellen Augen. Er beugte sich hinunter und küßte sie, mit warmen Lippen, die nach Whiskey schmeckten.
»O Gott, Ellen, ich will dich«, flüsterte er.
»Ich kann nicht. Der Fall . . .«
»Das hat nichts mit dem Fall zu tun.« Seine Hand glitt in ihr Haar und löste den Clip, der es zusammenhielt. Es fiel auf ihre Schultern.
»Hier geht es nur um uns«, murmelte er und drückte einen Kuß auf ihre Schläfe. »Es ist nur . . . ich brauche . . . ich muß dich berühren. Laß mich dich berühren, Ellen.«
Seine Verletzlichkeit rührte sie. Die Sehnsucht in seiner rauchigen Stimme rührte sie. Die Anziehungskraft, die er von Anfang an auf sie gehabt hatte, loderte so heiß und strahlend auf wie das Feuer. Er war nicht im geringsten das, was sie gesucht hatte. Sie war keine Frau, die Anfälle von Leidenschaft hatte. Sie ließ nie ihren Schutzschild sinken. Aber als seine Lippen über ihre Wangen strichen, fühlte sie, wie die Vernunft sie langsam verließ.
Sie wollte sie festhalten, halbherzig, holte Luft, um die richtigen Worte zu finden. Jay schien sie zu ahnen, bevor ihr Mund sie formen konnte. Er legte einen Finger auf ihren Mund.
»Denk nicht«, flüsterte er. »Nicht heute nacht. Bitte.«
Bitte. Sie könnten diese Nacht haben, diese Grenze überschreiten. Danach gäbe es kein Zurück. Es würde vielleicht Reue geben, aber die lag in den grauen Nebeln der Zukunft und überwog nicht das Bedürfnis, einander zu berühren, den Rest der Welt für ein paar Stunden auszuschalten.
Ellen schloß die Augen, als er ihr Gesicht mit seinen Händen umfaßte und sie noch einmal küßte, eindringlicher, langsamer. Sie ließ es zu, daß ihr Mund sich unter dem Druck des seinen öffnete, erlaubte ihm Zugang, erschauderte, als er eindrang. Sie ließ ihre Hände über seine Brust gleiten, nach oben, wieder zurück, öffnete die Knöpfe seines Hemds.
Er konnte es nicht erwarten, ihre Hände auf seiner Haut zu spüren, und so streifte er das Hemd ab und warf es beiseite, zog sein dunkles T-Shirt über den Kopf und schleuderte es weg. Der Feuerschein spielte auf seinen Muskeln. Seine Schultern waren breit wie die eines Mannes, der körperlich arbeitet.
Ellens Fingerspitzen berührten seinen Bauch, fühlten, wie die Muskeln zitterten unter dem festen Verband, der seine Rippen schützte.
»Wird das gehen?« fragte sie. »Wird es dir nicht weh tun . . .«
»Da tut's mir nicht weh«, flüsterte er. Seine Finger packten ihr Handgelenk, er hob ihre Hand und drückte sie auf sein Herz.
Die Ehrlichkeit dieser Geste überraschte sie. Sie spreizte die Finger und fühlte seinen Herzschlag. Er war nur ein Mann, und es tat ihm weh, und er wollte diese Zeit mit ihr, um diesem Schmerz zu entfliehen. Sie selbst hatte auch Schmerzen, aus ihren eigenen Gründen. Sie wollte dieselbe Flucht. So einfach und so kompliziert war es.
Sie lehnte sich an ihn, drückte einen Kuß auf die Stelle, wo ihre Hand geruht hatte. Dann war Jays Mund wieder auf ihrem, heißer, hungriger.
Sie sanken zusammen auf die Knie. Seine Finger stolperten die Knopfreihe ihrer Bluse entlang. Er schob die Bluse und ihre Jacke nur halb von ihren Schultern. Das Bedürfnis, sie anzusehen, sie zu schmecken, war zu stark.
Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, einen BH anzuziehen. Ihre Brüste waren für ihn bereit, schmiegten sich in seine Handflächen. Er drückte sie zusammen, rieb seine Daumen über die rosigen Knospen in ihrer Mitte. Wie eine Peitsche traf ihn die Begierde, als sie sich unter seiner Berührung versteiften. Er lehnte Ellen gegen seinen Arm, senkte den Kopf und nahm eine aufgerichtete Spitze zwischen die Lippen.
Die Berührung war elektrisierend. Ein Keuchen erstickte in Ellens Kehle. Sie klammerte sich an seine Schultern, dann an seinen Kopf, ihre Finger krallten sich in sein kurzes Haar, zogen ihn fester an sich. Das Verlangen nach diesem Mann brannte in ihr, wild, heiß, zu
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