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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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North«, fuhr er sie an. »Mister Costello, Sie sollten dem Gericht vielleicht besser den Zweck dieser Art der Befragung erklären.«
    Ellen warf ihren Stift auf den Tisch und verschränkte die Arme.
    »Haben Sie ein Problem mit meinem Vorschlag, Miss North?« fragte Grabko kühl.
    »Ja, das habe ich, Euer Ehren. Er gibt Mister Costello Gelegenheit, seinen Fall der Presse zu präsentieren, was wahrscheinlich ohnehin der Grund ist, daß er in dieser Weise verfährt.«
    Grabko schob seine Unterlippe vor wie ein schmollendes Kind. »Das Ergebnis dieser Zwischenverhandlung wird nicht auf der Meinung der Presse basieren, Miss North. Die Entscheidung ist meine Entscheidung und meine allein, und ich muß sie auf Grund der mir vorgelegten Beweise treffen. Also liegt es an mir zu entscheiden, wie relevant Mister Costellos Art der Befragung ist. Wenn ich das Gefühl habe, daß sie es wert ist, werde ich sie zulassen. Wenn nicht, wird sie ignoriert.«
    »Und wird sie von jedem potentiellen Geschworenen ignoriert werden, der die Pioneer Press liest oder die KARE-Elf-Uhr-Nachrichten sieht?« argumentierte Ellen. »Es mag sein, daß hier noch keine Jury sitzt, Euer Ehren, aber wir haben eine Galerie, die als Jury und Richter fungiert. Falls Mister Costello dieses schwache Argument vorbringen muß, dann lassen Sie es ihn vor dem Richtertisch vorbringen.«
    Der Richter musterte die Zuschauer auf der Galerie, von denen jeder einzelne begierig darauf war, etwas zu hören, das nicht für seine Ohren bestimmt war.
    »Kommen Sie nach vorn«, entschied er unglücklich.
    Sie stellten sich neben dem Richtertisch auf, Costello und Ellen Schulter an Schulter, flankiert von ihren Kollegen.
    »Also, tun Sie uns den Gefallen, Mister Costello«, flüsterte ihm Ellen mit giftiger Sanftheit zu, »klären Sie uns doch bitte auf mit Ihrem juristischen Großstadtgenie.«
    Costello lächelte. »Sie müssen Miss North verzeihen, Euer Ehren. Es ist verständlich, daß sie nicht möchte, daß ausgerechnet dieses spezielle Thema angeschnitten wird – die Auswirkung persönlicher Beziehungen auf die Motivation.«
    Was er damit andeutete, traf sie ins Mark. Ellen war sprachlos, daß er sich so nahe an einen so gefährlichen Abgrund wagte. Sie wandte sich wieder dem Richter zu, bewegte sich ein kleines Stück zur Seite, stellte den Absatz ihres Pumps auf Costellos handgemachte italienische Mokassins und malträtierte ihm die kleine Zehe.
    »Euer Ehren, Chief Holt und Agent O'Malley haben in ihrer Eigenschaft als Polizeibeamte gehandelt. Sie sind heute hier, um in dieser Eigenschaft auszusagen«, sagte Costello mit zusammengebissenen Zähnen, während er unauffällig versuchte, seinen Fuß unter dem ihren hervorzuziehen. »Aber wie Miss North sehr wohl weiß, Euer Ehren, gehen Emotionen aus unserem Privatleben in unser berufliches Leben über. Ganz besonders in sehr gespannten Situationen – was diese offensichtlich war. Falls diese Emotionen Chief Holts Urteilsvermögen beeinträchtigt haben, finde ich, daß das Gericht es wissen sollte.«
    »Wird das Ihren Klienten weniger schuldig machen?« fragte Ellen.
    »Mein Klient ist ein unschuldiger Mann, ein Opfer von unglücklichen Umständen und von Agent O'Malleys verzweifeltem Versuch, sich an ihren Beruf zu klammern.«
    Ellens Augen wurden schmal vor Zorn. »Euer Ehren, darf ich sagen, daß der einzige ›verzweifelte Versuch‹, den wir hier sehen, Mister Costellos Bemühen ist, eine ganz und gar unpassende Art der Befragung einzuführen.«
    »Nein, dürfen Sie nicht«, sagte Grabko. »Sie werden die Güte haben, endlich mit Ihren Versuchen aufzuhören, meine Entscheidungen für mich zu treffen, Miss North, und sich an Ihre Position hier im Gerichtssaal zu erinnern.«
    »Meine Position?«
    Cameron stupste sie warnend in den Rücken. »Euer Ehren, ich habe nicht soviel Erfahrung mit solchen Verfahren wie Miss North oder Mister Costello«, sagte er, und sein sommersprossiges Gesicht glänzte vor Unterwürfigkeit, »aber ich dachte, die Verteidigung soll, harte Fakten vorbringen, die eindeutig entlastend sind, und keine spekulativen Theorien. Irre ich mich da?«
    Grabkos Miene wurde etwas milder, da er eine Gelegenheit sah, den Rechtsprofessor zu spielen. Die Spannung verpuffte. »Das ist korrekt, Mister Reed. Trotzdem können auch Erklärungen entlastend sein, nicht wahr?«
    »Ja, Euer Ehren.«
    »Theoretisch kann selbst die Aussage eines Zeugen der Anklage als entlastend betrachtet werden, wenn man sie

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