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Engel der Schuld Roman

Titel: Engel der Schuld Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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zum Teufel soll das heißen?«
    »Das heißt, daß Josh dich an jenem Abend angerufen hat und du nichts getan hast. «
    »Ich war nicht . . .«
    »Aber keiner kann sagen, wo du warst. Warst du bei ihr? « Sie zeigte anklagend in die Richtung von Wrights Haus. »Als ich in Panik war, als ich versuchte, Josh zu finden, dich anzurufen, warst du da am Ende des Korridors und hast Karen Wright gefickt? Wo warst du, als Josh dich gebraucht hat?«
    »Du warst an diesem Abend dran . . .«
    »Nein! Wage ja nicht, mir die Schuld zu geben. Ich habe versucht, ein Leben zu retten. Du hast deins weggevögelt – oder noch schlimmer. Und du hast es gewagt, mir die ganze Schuld aufzuhalsen, als hättest du nichts falsch gemacht, als hättest du mich nicht angelogen, mich und die Polizei. Gott weiß, was du sonst noch alles getan hast!«
    Diese Unterstellung traf Paul schwer. Die Verteidigung baut ein Verfahren gegen Sie auf, Mister Kirkwood . . .
    »Ich würde Josh niemals weh tun«, sagte er stur.
    Der Zweifel in ihren Augen war unverhohlen. »Warum läßt er dich dann nicht in seine Nähe?«
    »Du kannst doch nicht glauben, daß ich ihn entführt habe«, sagte er und trat auf sie zu, um sie zu schütteln. »Das kannst du doch nicht glauben!«
    »Warum kann ich das nicht? Du hast auch wegen allem anderen gelogen!«
    » Die Verteidigung baut ein Verfahren gegen Sie auf, Mister Kirkwood . . . «
    Die Presse saß ihm im Nacken. Die Staatsanwaltschaft schielte in seine Richtung. Jetzt das. Die heilige Hannah fällt ein Urteil. Und keiner würde ihr die Schuld geben. Sie war von Gold, er war nichts, ein Niemand. In diesem Augenblick haßte er sie stark genug, um ihr den Tod zu wünschen.
    Er verlor die Beherrschung. Da war kein Denken, nur Handeln, nur Wut. »Du Drecksweib!«
    Hannah sah den Schlag kommen. Sein Handrücken prallte hart gegen ihr Kinn, schlug ihren Kopf zur Seite. Die Welt verschwamm und kippte, und sie stolperte zur Seite, völlig aus dem Gleichgewicht gebracht durch den Schlag und das, was er in ihr auslöste. Noch nie in ihrem Leben war sie von jemandem geschlagen worden. Sooft sie auch die Spuren häuslicher Gewalt in der Notaufnahme gesehen hatte, nicht einmal in ihren düstersten Träumen hatte sie sich vorgestellt, das Opfer eines prügelnden Mannes zu werden.
    Paul ging auf sie zu, mit vor Zorn dunklen Augen und verzerrtem Mund.
    »Paul, nein!« schrie Tom McCoy und stürmte die Treppe zur Küche hoch.
    Paul fuhr herum, sein Arm holte aus. Tom blockierte den Schlag und verpaßte Paul eine Rechte direkt auf den Mund, die ihn zu Boden gehen ließ. Er hatte automatisch, instinktiv gehandelt. Es schockierte ihn bis in den Kern seiner Seele. Er starrte hinunter auf Paul, der sich auf seine Fersen hockte und die Hand vor den Mund hielt. Blut troff durch seine Finger.
    »Warum sind Sie hergekommen, Paul?« fragte er. »Haben Sie nicht schon genug Schaden angerichtet?«
    Paul starrte ihn wütend an und wischte sich den Mund an seinem Mantelärmel ab, als er sich erhob. »Ich bin gekommen, um meine Sachen zu holen.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Hier gibt es nichts für Sie zu holen. Raus.«
    »Sie können mich nicht aus meinem eigenen Haus werfen.«
    »Das ist nicht mehr dein Zuhause«, sagte Hannah. Der Schmerz in ihrem Inneren war so schlimm wie der in ihrem pochenden Kinn. »Du hast deine Rechte hier gerade aufgegeben. Raus, bevor ich die Polizei hole.«
    Er sah von ihr zu Pater Tom, taxierte den Pullover des Priesters, die Jeans und seine bestrumpften Füße.
    »Oh, ich verstehe«, sagte er boshaft.
    »Sagen Sie es nicht, Paul«, warnte Tom. »Im Moment kann ich keine Sünde darin sehen, Sie windelweich zu prügeln.«
    Schweigen legte sich über den Raum. Paul nahm das Geschirrtuch vom Tisch und tupfte sich den Mund ab.
    »Ich werde deine Sachen in dein Büro bringen lassen«, sagte Hannah. Sie lehnte sich gegen den Kühlschrank, als er ging, weigerte sich, ihn anzusehen. Aber aus dem Augenwinkel sah sie ihr Weihnachtsfoto, das noch an der Kühlschranktür hing, festgehalten von Magneten, die wie Christbäume aussahen. Die Hintertür fiel zu.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Tom und streckte die Hand nach ihr aus. »Nein«, flüsterte sie.
    Er nahm sie in die Arme, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, drückte ihren Kopf an seine breiten Schultern und streichelte ihr Haar. Die Liebe, die in ihm aufwallte, war die reinste, stärkste Liebe, die er je erlebt hatte. Er liebte sie so sehr, daß er alles für sie

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