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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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verlassen.‹
    ›Du träumst.‹
    ›Nein, du hast keine Visionen, Geist, hast noch nie eine gehabt. Du warst zu viele Jahrhunderte ein Sklave. Heute erst, in meiner Zeit, hast du das Ausmaß deiner Kräfte erfahren. Gib es zu. Die Ärzte fanden lebendigen Samen in meiner Frau. Du hast deinen starren, verwirrten Blick verloren, Geist. Lehrte dich meine Frau, ein Mann zu sein?‹
    Ich schwieg. Aber mein Gefühl sagte mir, dass ich dies hier nicht lösen konnte wie den gordischen Knoten - indem ich Gregory einfach in Stücke schlug.
    ›Recht hast du‹, sagte er. ›Nun setz dich und hör mir zu.‹
    Ich nahm den Stuhl links neben ihm. Er griff nach einer kleinen Fernbedienung mit vielen Knöpfen. Ich legte meine Hand darauf. ›Man bedient nur die Monitore damit, sonst nichts. Die meisten sind für die Sicherheit zuständig, nur in zweien ist ein Film zu sehen. Schau, dort oben, direkt über der Weltkarte.‹
    Auf zwei Schirmen erschienen Bilder - nur Sekunden dauern-de Standbilder -, die Hungernde zeigten oder Tote, Schlachtfelder, zerbombte Häuser, Abfallberge. Ich merkte, dass diese Bilder ein stetiges Panorama des Geschehens in der ganzen Welt zeigten; auf einem sah man hinter zusammengelaufenen Dorfbewohnern einen Maya-Tempel, auf einem anderen sah ich Ruinen, offensichtlich in Kambodscha.
    Gregory betrachtete dies alles beinahe heiter, als habe er meine Gegenwart vergessen oder nehme sie als selbstverständlich hin.
    ›Versichere mir, dass Nathan nichts geschieht, während wir hier sprechen‹, sagte ich.
    ›Ich versichere es dir‹, antwortete er, ›bis sechs Uhr wird nichts geschehen, und selbst dann erst auf mein Zeichen hin.
    Aber du solltest wissen, engelhaftes Wesen, dass du nicht die Macht hast, mit mir zu handeln.‹
    ›Oh?‹
    Während er sich mir gnädig lächelnd zuwandte, strahlte er erfüllt von angeberischer Glückseligkeit.

    ›Auf diesen Moment habe ich lange gewartet‹, erklärte er, ›und nicht auszudenken, dass du mittendrin erscheinst! Ich glaube wirklich, Gott hat dich gesandt als Antwort auf das Opfer, das ich mit Esthers Tod brachte. Ich selbst habe die Ausgewogen-heit und das Genie darin nicht auf Anhieb erkannt. Ich opferte Esther, die ich wirklich und ehrlich geliebt habe, und du ent-sprangst dem sich öffnenden Himmel.‹ Er schien das vollkommen ernst zu meinen.
    ›Ich war nicht im Himmel‹, sagte ich. ›Wo ist Nathan?‹
    ›Zuerst wollen wir doch einmal der Vernunft das Wort erteilen: Solltest du deine Engelsgeduld verlieren und mich töten, löst du damit nur automatisch meinen Plan aus. Wenn du auch nur eine Chance zur Verständigung, zur Zustimmung oder Änderung siehst, brauchst du mich dazu. Also höre mich zu Ende an.‹
    ›In Ordnung‹, stimmte ich zu. ›Aber du planst doch, Nathan um sechs Uhr zu töten. Das gibst du zumindest zu. Und du könntest es ja schon vorher veranlassen. Aus diesem Grund hast du ihn auch unter deinem Namen in die Klinik geschickt, du brauchtest seine DNA als Beweismatenal und auch die Röntgenbilder seiner Zähne, damit Nathan als du selbst identifiziert werden kann, damit dein Tod bewiesen werden kann, ist es nicht so?‹
    Er war nicht besonders glücklich, zu hören, wie sehr ich ihn durchschaut hatte.
    ›Das ist eine sehr plumpe Version dessen, was ich tatsächlich vorhabe‹, sagte er. ›Aber sieh doch, die ganze Welt steht auf dem Spiel, Asrael, die ganze Welt. Guter Gott, du musst einfach als mein gottgesandter Zeuge fungieren.‹
    ›Werde nicht romantisch, Gregory, erkläre mir deinen Plan. Du hast irgendwo Unterlagen über die DNA, die du geschickt mit denen von Nathan vertauschst, und diese Dokumente werden deine Existenz bestätigen, wenn du »wieder auferstehst«. Ei-ne Menge Leute müssen damit beschäftigt sein, Daten zu lö-
    schen und zu verschieben.‹
    ›Deine Intelligenz gefällt mir immer mehr‹, lächelte er. ›Nun benutze sie auch! Ich tue dies alles für die ganze Welt! Ich tue es für all die, die handeln, wie sie handeln. Und du kannst das Kommende nicht verhindern, merke dir gut, dass du mich brauchen wirst, wenn »Der Jüngste Tag« beginnt, und er wird beginnen - irgendwann um Mitternacht herum. Du wirst mich nur allzu sehr brauchen, wie jeder, der lebt und weiterleben möchte. Andernfalls wird ein Unglück dem anderen folgen.‹
    ›Okay, was ist also dieser »Jüngste Tag«? Was passiert da?
    Du wirst Nathan also hinterrücks töten. Was dann? Du erscheinst als von den Toten Auferstandener?‹
    ›In

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