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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sie,
    ›das Halsband der Tochter seines Bruders, Esther Belkin. Er wollte es seinem Bruder bringen.‹ Nun weinte sie wirklich. ›Er hatte gehört, dass das Collier gestohlen worden sei, und er wusste, dass diese Geschichte nicht stimmte, denn er hatte das Collier. Esther hatte es ihm gebracht, damit er es repa-riert.‹
    Sie unterdrückte die Tränen und fuhr fort:
    ›Rabbi, er wollte niemanden verärgern. Er rief seinen Bruder an und erzählte es ihm. Er sagte, sein Bruder habe geweint.
    Der Wagen holte ihn ab und brachte ihn zu seinem Bruder, damit er ihm das Halsband zurückgeben konnte, weil es doch Esther gehört hatte. Und dann wollte sein Bruder, dass Nathan mit ihm nach Israel fliege, damit sie zusammen zur Klagemau-er gehen könnten. Nathan versprach mir, zurückzukommen, sobald sein Bruder Trost gefunden habe. Und er meinte, vielleicht könne er seinen Bruder ja mit heimbringen in die Familie.‹
    ›Aber natürlich!‹, sagte ich.
    ›Still!‹, sagte der Rabbi. ›Sarah, sei nicht traurig. Mache dir keine Sorgen. Ich bin nicht böse, weil Nathan mit seinem Bruder gegangen ist. Er ging aus Liebe, mit guten Absichten.‹
    ›Ja, Rebbe‹, bestätigte sie, ›ganz bestimmt.‹
    ›Uberlass das nur uns.‹
    ›Es tut mir Leid, Rebbe. Aber er liebt seinen Bruder und war von Kummer über den Tod des Mädchens erfüllt. Er meinte, das Mädchen wäre eines Tages so weit gewesen, sich uns anzuschließen. Er war sich dessen ganz sicher. Er hatte es in ihren Augen gelesen.‹
    ›Ich verstehe, Sarah. Mache dir jetzt keine Gedanken. Und nun geh.‹
    Sie wandte mir, neuerlich weinend, den Kopf zu und schaute mich an, dann verließ sie das Zimmer.
    Sie tat mir so Leid, so schrecklich Leid! Sie wusste, irgendetwas war nicht in Ordnung, aber sie hatte keine Ahnung, was und wie schlimm es war. Sie war von Natur aus so gütig und liebevoll. So wie Nathan, das hatten Esther und Rachel ja schon gemeint.
    ›Genau so habe ich mir das vorgestellt‹, sagte ich.
    Der alte Mann wartete schweigend darauf, dass ich fortfuhr.
    ›Gregory hat das Halsband als Köder benutzt, um Nathan zu sich zu locken. Gregory veröffentlichte diese alberne Geschichte von dem gestohlenen Collier, damit Nathan ihn anrief.
    Er konnte ihn dazu überreden, ihn zu treffen und bei ihm zu bleiben. Nathan hat euch auf eine längere Abwesenheit vorbereitet, und Gregory hat ihn dazu angestiftet. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Nathan heil wieder hierher zurückzubringen. Ich kann jetzt nicht länger bleiben. Werdet ihr mir euren Segen geben? Ich will nicht lange darum betteln, aber wenn ihr mir euren Segen gebt, werde ich ihn im Namen und der Liebe Gottes annehmen. Ich heiße Asrael.‹
    Sie schrien auf, hoben schützend die Hände vors Gesicht und schreckten vor mir zurück. Das war die Angst davor, den Namen eines Geistes zu wissen, obwohl ich, nachdem wir erst einmal so weit gekommen waren, eine solche Aufregung nicht mehr erwartet hatte. Verzweifelt nach den richtigen Worten suchend, drückte ich die Hände gegen meine Schläfen und dachte: ›Überlasst mir die Worte! Überlasst sie mir. Ich weiß, mein Name bedeutet nichts Böses.‹
    Schließlich erklärte ich: ›Bei meiner Beschneidung gab mir mein Vater den Namen Asrael, das war in unserem eigenen Bethaus in Babylon. Wir gehörten zu den letzten Stämmen, die Nebukadnezar als Geiseln aus Jerusalem fortführte. Der Name war gut genug für Gott und für unseren Stamm und für meinen Vater! Damals war Nabonidus König, und wir übten unter seiner Herrschaft unseren Glauben in Frieden aus. Täglich sangen wir die Lieder des Herrn in einem fremden Land.‹
    Ein wilder Energieschub schoss durch mich hindurch, aber wie immer fehlte der Erinnerung Dichte und Farbe. Ich wusste nur, dass meine Worte wahr waren, und wenn ich erst einmal dieses Geheimnis, diese Horrorgeschichte gelöst hatte, dass mir dann vielleicht auch zu gegebener Zeit weiteres oder sogar alles aus meiner Vergangenheit einfiele, so wie mir jetzt dies eingefallen war. Und zwar ohne Hassgefühle, sondern nur in Liebe. Inzwischen war ich wohl fasziniert von der Liebe, zweifellos.
    Währenddessen murmelten die Männer untereinander: ›Das ist sein hebräischer Name, den er als Mensch hatte. Es ist sein eigener von Gott gesegneter Name.‹ Und ein paar diskutierten darüber, dass es ihnen Macht über mich verleihe, wenn sie meinen Namen kannten, und zwei flüsterten, ich sei ein Engel.
    Endlich, nachdem der Rabbi

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