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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wurde. Ich sah ein Licht, das Wärme und Liebe und Einsicht ausstrahlte, und es floss in mich hinein, in meine unsichtbare Gestalt, und be-rührte mich in meinem tiefsten Inneren. Und ich sah Nathan langsam diese Stufen erklimmen.
    An ihrem Ende erschienen Rachel und Esther. Auch andere sah ich dort, die ich nicht kannte, und plötzlich bemerkte ich, trotz aller blendenden, wunderbaren Helligkeit, dass sie Nathan erklärten, er müsse zurückgehen, er könne nicht sterben, er müsse wieder hinabsteigen.
    Gehorsam drehte Nathan sich um, aber er begann zu weinen; er weinte und weinte, die Hände vor dem Gesicht. Er hatte nun wieder sein chassidisches Aussehen, den Bart und die Schläfenlocken, die man ihm genommen hatte, und den schwarzen Hut. Aber er war ein Geist, der dabei war, in seinen verwüsteten Körper zurückzukehren, der am Boden lag und dessen Herz schon aufgehört hatte zu schlagen.
    Plötzlich rief Rachel mich an, und ich fand mich die Stufen emporeilend. Nichts hinderte mich. Ich war auf den Stufen, Jonathan, ehrlich, ich war auf den goldenen Stufen, und dort oben standen sie, ich sah sie alle, nicht nur Rachel und Esther, sondern meinen Vater und Zurvan, meinen ersten Lehrer, und Samuel und noch viele andere mehr. Ich sah sie, und wie durch einen Blitzschlag erlangte ich mein Gedächtnis zurück.
    Mein Leben rollte an meinem geistigen Auge vorüber, von meiner Jugend und Unschuld bis hin zu dem Schrecken meiner Ermordung, wobei ich jede einzelne Person und die Rolle, die sie dabei gespielt hatte, erkannte, und nun fielen mir auch die Lehren Zurvans wieder ein, und alles, was ich je getan hatte, ob gut oder böse.
    Ich war fast am Ende der Stufen angelangt, wo Nathan mich erstaunt anschaute. Rachel trat vor.
    ›Asrael‹, sagte sie, ›gehe du zurück, fahre in Nathans Körper.
    Asrael, Nathan ist nicht stark genug, um gegen Gregory zu kämpfen, doch du bist es. Du kannst den Körper lebendig erhalten! Asrael, ich bitte dich.‹
    Nathan wandte sich mir zu; er war Gregory so ähnlich und doch so rein und klar und von Liebe erfüllt, nichts als Liebe.
    Forschend sah er die oben auf den Stufen Versammelten an, die nur ein paar Fuß entfernt standen, dort, wo schon der Garten begann und sich das Licht in grenzenloser Helligkeit ausbreitete.
    ›Meint ihr, ich könnte bei euch bleiben?‹, fragend schaute er sie alle an, Rachel, Esther, einige Chassidim, die ich nicht kannte, Älteste, und auch meine Eltern waren da!
    Ich wollte mich meinem Vater in die Arme werfen. ›Können wir denn nicht beide kommen?‹, rief ich. ›Bitte, Vater!‹
    Und dann nahm Zurvan das Wort: ›Asrael, du musst in jenen Körper zurückkehren und ihn so weit bringen, dass er aufrecht steht. Selbst wenn es bedeutet, dass du dich nie wieder daraus befreien kannst. Du musst es tun.‹
    ›Asrael, bitte‹, sagte auch meine schöne Esther, ›bitte, du weißt, dass Gregory nur Schlechtes im Sinn hat. Nur ein Engel Gottes kann ihn aufhalten.‹
    Mein Vater weinte, wie er damals, vor vielen tausend Jahren, geweint hatte. ›Mein Sohn, ich liebe dich, doch sie brauchen dich so dringend. Sie brauchen dich, Asrael! Nur wenn dieser zerstörte Körper sich noch einmal aufrichtet, kann die Verschwörung aufgedeckt werden!‹

    Die Vernunft dieser Worte wurde mir blitzartig klar. Ich verstand, was sie meinten. Nur wenn ich diesen Anschlag durchkreuzte und die Kameras auf mich lenkte, konnte ich die Welt warnen, das war die einzige Möglichkeit.
    Ich wandte mich ihnen zu und nickte. ›Geh mit Gott, Nathan!‹, weinte ich, und hinter mir klangen ihre liebevollen Stimmen auf, die mir dankten und für mich beteten.
    Dann stürzten sich mit einem Mal von allen Seiten die unzu-friedenen Geister auf mich, zerrten und zogen an mir, ihre Gesichter von Hass verzerrt, Dutzende meiner früheren Gebieter, die ich längst vergessen hatte, Männer, für die ich Böses getan hatte.
    ›Warum dies?‹
    ›Warum solltest du es tun?‹
    ›Lass den Wahnsinnigen doch die Welt zerstören.‹
    ›Was geht es dich an?‹, wollte der Magier aus Paris wissen.
    ›Sie benutzen dich nur. Sie benutzen dich schon wieder!‹, verkündete mein Gebieter, der Mameluk, der meinen Anblick nicht überlebt hatte.
    ›Du wirst deine Fähigkeiten, deine Macht verlieren.‹
    ›Du wirst in diesem Körper sterblich sein, unentrinnbar in der Falle; du wirst an den Verwundungen, die er hat, sterben.‹
    Und hinter diesen Gesichtern schwirrten und schwärmten Le-gionen zorniger,

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