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Engel der Verdammten

Engel der Verdammten

Titel: Engel der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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stützten mich. Da, vor der großen Glastür, stand Gregory mit blutenden Händen, verwirrte, ängstliche Anhänger hielten ihn zurück.
    Doch er schrie lauthals:
    ›Ich bin Gregory Belkin! Dieser Mann dort ist ein Betrüger!
    Seht, meine Hände bluten wie die Wunden Christi! Haltet diesen Teufel auf! Haltet diesen Lügner auf!‹
    Ich schwankte, fiel beinahe zu Boden. Ich schaute mich suchend um, und plötzlich fiel mir die Pistole in der linken Tasche meines Jacketts ein. Er hatte den betäubten Nathan perfekt ausgestattet, mit den gleichen Dingen, die auch er üblicherweise bei sich trug, bis hin zu seinem eigenen Schießeisen. Es war die niedliche kleine Waffe, die er in der Nacht, als ich ihn das erste Mal traf, bei sich trug, die, die er immer bei sich hatte.
    Ich zog die Pistole hervor, Leute kreischten und schoben sich rückwärts. Ich stolperte auf Gregory zu, und noch ehe die Leibwächter wussten, was sie tun sollten, ehe überhaupt jemand überlegen konnte, feuerte ich sie auf Gregory ab. Immer wieder schoss ich auf ihn. Er glotzte verwundert, als die erste Kugel in seine Brust schlug; die zweite riss ihn in die Höhe, als wolle er um Hilfe rufen; die dritte traf seinen Kopf. Ich schoss ein weiteres Mal, bevor mich jemand bremsen konnte. Gregory fiel auf das Pflaster, tot.
    Lärm brandete um mich auf. Jemand hatte mir sehr vorsichtig die Pistole fortgenommen. Ein endloses Gewirr von Stimmen plätscherte in die Telefone. Ich sah bewaffnete Männer auf die Türen des Tempels zulaufen, wo der Leichnam lag. Andere ließen ihre Waffen fallen und hoben die Hände über den Kopf.
    Schüsse krachten. Ich drehte mich um und fiel einem jungen Doktor in die Arme, der mich mit entsetzten und ehrfürchtigen Blicken bedachte.
    Ich mühte mich, in seine Seele zu blicken: ›Handelt schnell!
    Der Tempel will die Bevölkerung ganzer Kontinente auslö-
    schen. Sie stehen Gewehr bei Fuß! Der Mann, den ich erschossen habe, ist wahnsinnig. Er hat diesen teuflischen Plan ausgebrütet! Beeilt euch!‹
    Ich spürte, wie ich hinabgezogen wurde, doch nicht in die Tiefe meines dumpfen, verworrenen Geisterschlafes, sondern in den Todeskampf der Sterblichen, in einen Schmerz, der es mir unmöglich machte zu sprechen. Ich schmeckte Blut, menschliches Blut in meinem Mund.
    ›Ruft den Rabbi Avram‹, murmelte ich, ›holt Nathans Frau.‹
    Ich flehte innerlich, dass mir die Namen einfielen, der Name der Gemeinde in Brooklyn. Jemand nannte einen Namen, es war der des Rabbi, und ich fügte hinzu: ›Ja, ruft ihn her, er soll bezeugen, dass ich einen Betrüger getötet habe.‹
    Ich lag wieder auf der Trage, den wirren Blick zum Himmel gewandt. Hatte das genügt? Würde man alles aufhalten können?
    Ich schloss die Augen, spürte, wie der Krankenwagen anfuhr, und fühlte reinen Sauerstoff in meine Lungen strömen. Über mir schwebte das Gesicht eines der Arglosen.
    Ich schob die Sauerstoffmaske fort: ›Ich brauche eine Verbindung zu den Leuten, die die Pläne des Tempels aufhalten können.‹
    Jemand drückte mir ein Telefon in die Hand. Ich wusste nicht einmal, an wen ich meinen endgültigen Aufruf richtete.
    ›Es handelt sich um das Ebola-Virus, sie haben verschiedene Spielarten gekreuzt. Es tötet innerhalb von fünf Minuten. Es eilt. Das Zeug ist in Kanistern. Die Tempel in Asien, im Mittleren Osten, in Afrika lagern das Giftgas und die Viren. Schiffe sind damit beladen. Flugzeuge stehen zum Abflug bereit.
    Hubschrauber auch. Ihr müsst den guten Tempelbrüdern sagen, dass sie mit euch zusammenarbeiten müssen. Neunund-neunzig Prozent der Mitglieder sind unschuldig. Sie sollen ihre Führer angreifen. Überall. In allen Tempeln müsst ihr sie zu-sammentreiben und fassen, ehe sie mit ihrer Aktion beginnen.
    Diese Leute sind entschlossen zu töten.‹
    Ich verlor das Bewusstsein. Ich redete wohl weiter, kämpfte, spürte Schmerzen, aber alles im Unterbewusstsein. Der menschliche Körper hatte aufgegeben, und ich war am Rande des Todes.
    Aber ich war froh. Nur, hatte ich genug getan?
    In der Notaufnahme kam ich zu mir. Wieder standen Leute um mich herum. Der Rabbi beugte sich über mich. Ich erkannte seinen weißen Bart, sah Tränen in seinen Augen. Ich erkannte auch Sarah, Nathans Frau. Ich sprach Jiddisch: ›Sag ihnen, dass ich die Wahrheit sage, sag ihnen, dass ich dein Enkel Gregory bin, sag ihnen, du weißt, dass der Tote ein Betrüger ist. Du musst es tun! Er hat es so eingerichtet, dass Nathans Körper als sein eigener,

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