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Engel des Todes

Engel des Todes

Titel: Engel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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zurückzukehren. Sind es wenige, werden wir ihnen einige Sparklancer für die Rückkehr überlassen.« Er machte eine Pause. Diese Menschen sollten Zeit genug haben, seine Worte aufzunehmen und zu bedenken. »Nach diesen vierundzwanzig Stunden«, schloß er, »gelten die Gesetze der Republik: Ich bin der Kommandeur, Befehlsverweigerung wird bestraft, unerlaubte Entfernung vom Verband gilt als Fahnenflucht. Richten Sie bitte auch das Ihrer Besatzung aus. Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.«
    Wortlos erhoben sich die acht Männer und Frauen. Nacheinander verließen sie die Offiziersmesse.
    »Dein Eindruck, Heinrich?« Bergen wandte den Kopf nach rechts. Sein blauer Begleiter hatte die ganze Zeit hinter ihm gestanden.
    »Gute Entscheidung, Merican. Cludwich allerdings macht mir Sorgen. Er leidet, wie mir scheint. Möglicherweise wird er uns verlassen. In diesem Fall würden wir die TROJA verlieren. Auch bei Oberst Ling und Suboberst Bern bin ich im Zweifel. Robinson dagegen erweist sich mal wieder als ein Fels in der Brandung.«
    »Und seine Frau?«
    »Sie hat kein Wort gesagt. Sie ist noch jung, erst Mitte Zwanzig, wenn ich recht informiert bin. Möglicherweise bereut sie ihren Entschluß bereits.«
    »Das wäre fatal, denn daran würde auch Ralbur Robinson nichts ändern können. Leutnant Peer-Robinson ist nicht gerade dafür bekannt, daß sie ihrem Adonis aus der Hand frißt.«
    Gedankenverloren blickte der Subgeneral durch die Kuppelwand. Die Frontkuppel eines Omegaraumer überwölbte praktisch die gesamte Mitte seines hufeisenförmigen Rumpfwulstes, so daß man auch in den Räumen hinter der Zentrale Sicht auf das All hatte. Die Messe lag unter der Kommandantensuite und neben den Privatkabinen seiner beiden Stellvertreter.
    »Ihre Ehe sei eine eher spannungsvolle Angelegenheit, wie man hört.« Bergen lächelte. »In erotischer wie auch in sagen wir: kommunikativer Hinsicht. Es soll manchmal ziemlich laut zugehen in der Kommandozentrale der BRÜSSEL. Merkwürdigerweise scheint das die Disziplin an Bord nicht zu beeinträchtigen.«
    Rechts leuchtete die Sichel der bläulichen Korona von Marlboro I. Das Bordhirn hatte die Sichtkuppel abgetönt, um vor dem blendenden Licht und der UV-Strahlung zu schützen. Links sah man den Triebwerkswulst hinter dem Ausläufer des linken Rumpfschenkels. Bergen stand auf. »Wir werden sehen. Laß uns in die Zentrale gehen, ich will die aufgefangenen Daten der letzten Stunden sichten und danach ein Bad nehmen und ein wenig schlafen.«
    »Und noch einmal das Stück von vorhin spielen?«
    »Das Stück von vorhin?« Überrascht sah er dem Roboter ins blaue Kunstgesicht. »Wie kommst du darauf, Heinrich?«
    »Es hat mich berührt, Merican. Du hast es zuletzt gespielt, als dein Großvater dich verlassen hat.«
    »Du verblüffst mich, Heinrich! ›Berührt‹ … schon wieder redest du wie ein Mensch.« Bergen runzelte die Stirn. »Dabei bist du doch ein Kunsthirn, eine gefühllose Maschine.«
    »Bist du da ganz sicher, Merican?«
     
    *
     
    Das Erstaunlichste waren seine Augen.
    Hellgrau, wäßrig und halb von durchscheinenden Lidern bedeckt, wirkten sie müde auf den ersten Blick, gelangweilt sogar; wie die eines Leguans etwa oder eines Scheintoten.
    Auf den zweiten oder dritten Blick aber sah man das dunkle Leuchten hinter der Iris; ein Leuchten wie das eines anbrechenden Morgens am nächtlichen Horizont. »Er muß weg«, sagte er. »Am besten schon gestern.«
    Seine Stimme erinnerte Vetian an die Geräusche der großen Schrottpressen auf dem Raumschiffsfriedhof von Wega III. »Ich bin Ihrer Meinung, verehrter Neptos, ganz Ihrer Meinung.« Der Primgeneral und Dritte Mann der Republik wiegte seinen weißhaarigen, kantigen Schädel hin und her. »Allerdings ist es schade um ihn. Bergen ist ein Ausnahmeoffizier. Die Republik hat wenige von seiner Sorte.«
    »Ein Ausnahmeoffizier?« Neptos Gulfstroms Leguanaugen verengten sich zu einem rotgeränderten Schlitz. »Was reden Sie, Vetian! Vielleicht haben wir eher zu viele von dieser Sorte!« Ein dichtes Geflecht blauer Adern zog sich über Gulfstroms haarlosen Schädel. »Galt nicht auch Uran Tigern seinerzeit als Ausnahmeoffizier? Und was ist aus ihm geworden? Ein Sträfling, ein Rebell!« Er hob seine knochige Rechte und winkte ab. »Die Existenz solcher Elemente kann sich die Republik nicht leisten. Bergen muß weg.«
    Offiziell war der Zweite Mann der Galaktischen Republik Terra schon seit langem neunundsechzig Jahre alt. Doch seine

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