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Engel küssen besser

Engel küssen besser

Titel: Engel küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Whittenburg
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Hunde immer hinter ihr her. Vor der geschlossenen Terrassentür kam sie rutschend zum Stehen und riss die Augen auf. “Dad, komm schnell! Es ist ein Wunna!”
    Sam kam herbei, um sie aufzuziehen, und fragte sich, von wem sie wohl ihre Liebe für dramatische Auftritte geerbt hatte. “Du hast recht”, sagte er, “ich sehe fünf Wunnas … nein, sechs …” Aber der Blick auf das farbenprächtige Blütenmeer draußen im Garten verschlug ihm die Sprache. Langsam griff er an Allie vorbei und drehte den Schnappriegel herum. Die Tür ging auf und macht den Weg frei in einen wieder auferstandenen Garten, der in allen Farben erstrahlte und betörend duftete. Wo er auch hinsah, alle Rosenstöcke standen in voller Blüte und zeigten ihre vielfältigen Farbtöne und unterschiedlichen Grünschattierungen.
    Allie schob ihre kleine Hand in die von Sam, der sie zärtlich umfasste. “Es ist ein Wunna, nicht, Dad?”, flüsterte sie.
    Gestern war der Rosengarten noch abgestorben und vertrocknet gewesen, aber heute … Er beugte sich über einen der Rosenstöcke, um am Duft der Blüten zu schnuppern. Auf den Blütenblättern lag frischer Tau, das Laub war dick und frisch gewachsen, und die Zweige waren wieder biegsam und voller Lebenskraft. “Das sieht wirklich wie ein Wunder aus, Allie.”
    “Es ist eins, Dad. Ich weiß, es ist eins.”
    Sam legte seiner Tochter die Hand auf die Schulter, und gemeinsam standen sie im Türrahmen und ließen sich schweigend von diesem Wunder verzaubern. “Es ist unglaublich”, sagte er schließlich.
    Allie sah zu ihm hoch. “Weißt du, was ich glaube, Dad?”
    “Was denn, Allie?”
    “Wir haben nicht nur einen Schubsengel, sondern auch einen Gartenengel.”
    Sam schaute sie an und sah den unerschütterlichen Glauben in ihren Augen. Er wusste, dass sie in ihrer kindlichen Unschuld fest an die Engel glaubte, von denen sie so oft sprach. Das war wahrscheinlich ihre Art, mit dem Verlust ihrer Mutter fertig zu werden, und wie konnte er da sagen, dass Engel wahrscheinlich Wichtigeres zu tun hatten? Jemand hatte jedenfalls diesen Garten berührt und ein Wunder hervorgebracht. Und selbst wenn er genau wüsste, wer das war, und warum und wie er es getan hatte, würde er Allison nicht von ihrer Meinung abbringen können. Ein Gartenengel war sowieso eine bessere Erklärung, als die, die er hätte liefern können.
    “Glaubst du, er ist noch hier?”, fragte er. “Sollen wir mal nachsehen?”
    “Dad, du bist dumm. Man kann Engel nicht sehen.”
    “Warum nicht?”
    “Weil man das nicht kann.” Sie stemmte eine Hand auf ihre Hüfte und blickte suchend durch den Garten. “Aber manchmal hinterlassen sie Spuren.”
    Sam war beeindruckt, dass sie so viel über Engel wusste. Er wusste nur, was er darüber gelesen hatte … und natürlich, was in Allisons Lieblingsbuch stand, aus dem er ihr immer vorlesen musste.
Gloria, Engel erster Klasse
hieß das Buch, und er hatte es schon so oft vorgelesen, dass er es auswendig kannte.
    Das Telefon klingelte, und Sam zwinkerte Allie zu, bevor er ins Haus ging. “Guten Morgen”, antwortete er, und es wurde ihm plötzlich bewusst, dass dies wirklich ein Wunder von einem Morgen war. Mit dem Telefon in der Hand ging er zur Terrassentür zurück und erfreute sich am Anblick des Gartens.
    “Sam.” Damons Stimme hatte einen unangenehmen Unterton. “Morrison hat gerade das Büro verlassen.”
    Allie krabbelte auf allen vieren von einem Rosenstock zum nächsten, schob die Blätter zur Seite und untersuchte den Boden nach Engelsfußspuren ab. Sam lächelte. “Es ist etwas ganz Ungewöhnliches passiert, Damon.”
    “Ich weiß. Darum rufe ich dich ja an, Sam. Morrison hat die Krankenhausakte mitgenommen. Er sagt, er entzieht dir das Projekt, Sam, und er gibt es Keith Miller.”
    “Okay”, sagte Sam ins Telefon.
    “Nun reg dich bitte nicht auf. Ich glaube, ich weiß, wie … Hast du gerade
okay
gesagt?”
    Sam musste kichern, als er sah, wie einer der kleinen Welpen Allies nackte Zehen ableckte. “Ich habe mir gedacht, dass Morrison so reagieren würde. Ich bin damit einverstanden. Gestern Morgen wäre ich es vielleicht noch nicht gewesen, aber heute … soll es mir recht sein.”
    Am anderen Ende der Telefonleitung war bedeutungsvolles Schweigen. “Einen Moment bitte. Ich glaube, ich bin falsch verbunden. Sam, das Krankenhausprojekt ist dein Kind. Du hast seit Monaten über fast nichts anderes mehr gesprochen, und jetzt ist es plötzlich
okay
, wenn Miller es

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