Engel mit Biss
Mittags aßen wir immer nur einen Salat und Baguette, dazu einen Latte Macchiato. Um diese Zeit war das Café ziemlich voll. Es waren fast immer dieselben Leute da. Steve und John kamen rein, sie gehörten zu unserer Clique, wir waren auch privat öfter zusammen, Geburtstagsfeiern und so. Sie arbeiten beide gegenüber bei der Bank.
„Na ihr zwei!“ Sie setzten sich zu uns. Maggi brachte unsere Bestellung. „Und was darf ich euch beiden bringen?” „Ich nehme einen Kaffee und ein Salamibaguette”, sagte Steve. „Nehme ich auch”, meinte John. Maggi nickte und verschwand.
„Und wie sieht es bei euch so aus, gibt es was Neues?” John sah uns erwartungsvoll an.
„Ja, Nora hat heute eine Verabredung mit dem tollsten Mann aller Zeiten”, sagte Denise grinsend.
Empört schaute ich sie an. „Du wirst schon sehen und dann wirst du blass vor Neid.”
“Ja klar.“ Sie grinste immer noch, aber das würde ihr schon noch vergehen. Traute mir eigentlich keiner zu, dass ich auch mal Glück in der Liebe habe?
„Lass sie doch, vielleicht ist Denise nur neidisch, weil sie schon jahrelang den gleichen Kerl ertragen muss.“ Steve lachte, John nickte nur zustimmend. Maggi kam mit dem Kaffee und den Baguettes für die Jungs.
„Na, ihr seid ja so guter Stimmung, gibt es was zu feiern?” Sie stellte die Bestellung auf den Tisch.
„Nö, Denise ist nur neidisch, weil Nora heute ein Date hat” sagte John.
„Oh Nora, das freut mich aber für dich. Hoffentlich ist es diesmal was Ernstes.” Ich wusste Maggi meinte es ehrlich.
„Häng dich da bloß nicht gleich wieder so rein, lass es langsam angehen”; ernst sah John mich an. Er meinte es nur gut mit mir, oft genug hatten sie mein Elend mit Männern mitbekommen. Ich mache mir ja auch immer gleich große Hoffnungen und sehe mich schon vor dem Traualtar. Aber ich fühlte, diesmal war alles ganz anders.
„Ihr werdet schon sehen, wenn ihr ihn erst mal kennen gelernt habt.“ Trotzig aß ich meinen Salat.
Es war schon halb drei, wir mussten los. Ich winkte Maggi, das wir bezahlen wollten. In der Praxis tranken wir noch einen Kaffee mit Lea und Kim. Sie hatten extra welchen gekocht. Endlich war es drei Uhr und wir gingen wieder an die Arbeit.
Der Nachmittag zog sich hin wie Kaugummi. Aber dann war doch endlich Feierabend und Wochenende. Die drei sahen natürlich zu, das sie mit mir nach draußen kamen. Sie wollten ja nichts verpassen. Es war mir ein bisschen peinlich, dass sie so neugierig waren. Als ich vor die Tür trat stand er schon da, lässig an seinen Wagen gelehnt. Ich hörte wie die drei hinter mir die Luft einzogen, schade dass ich ihre dummen Gesichter nicht sah. Er sah göttlich aus, wie er da so an den Wagen lehnte, wie aus einem Modemagazin. Er kam lächelnd auf mich zu und küsste mich auf den Mund. Es war wie ein Stromschlag der durch meinen Körper ging.
„Nora, meine Liebe, ich freue mich so dich wieder zu sehen.“ Seine Stimme klang so melodisch und verführerisch. „Und das sind sicher deine Kolleginnen, nicht wahr?“ Er schaute die drei mit seinen funkelnden smaragdgrünen Augen an.
Ich drehte mich um und hätte beinahe laut aufgelacht, mit so dummen Gesichtern hatte ich nicht gerechnet. „Ja, das sind Lea, Denise und Kim”, stellte ich sie vor. Er gab jeder freundlich lächelnd die Hand. „Ich bin Yago, der Freund von Nora”, dabei sah er ihnen tief in die Augen. Die drei standen da wie hypnotisiert und brachten keinen Ton heraus. „Wollen wir los, Nora?“ „Ja”, ich winkte den Mädels zu. „Dann tschüss bis Montag.”
Ich ging mit Yago zum Wagen. Es war ein dunkelgrüner Jaguar, mit hellen Ledersitzen. Er hielt mir die Tür auf und ich ließ mich in die weichen Polster sinken. Yago ging um das Auto herum und winkte den dreien noch mal zu. Hoffentlich würde ich sie am Montagmorgen nicht wieder so vorfinden. Yago stieg ein und wir fuhren los.
„Deine Freundinnen sahen so überrascht aus, lag das etwa an mir“, fragte er schelmisch und lachte. Ich musste auch lachen.
„Was für eine Frage, natürlich, weißt du eigentlich wie du auf andere wirkst? Aber es lag auch an mir, niemals hätten sie gedacht, dass so ein Mann wie du mich überhaupt sieht.” Etwas beschämt sah ich zu ihm rüber. „Deine Kolleginnen messen wohl viel an Äußerlichkeiten?“ Ja das ist wohl so, leider. Aber wenn du heut zu Tage nicht jung und hübsch bist, hast du keinen Erfolg.”
Vielleicht klang das etwas verbittert, denn er sah mich
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