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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Außerirdische?
    „Sie verstehen mich nicht …“, fuhr Goldmann fort, ohne den Anklang eines Vorwurfs.
    „Nicht so ganz …“
    „Haben Sie schon einmal von morphogenetischen Feldern gehört?“
    „Nein …“
    „Das sind, hm, wie soll ich sagen … also laut einem Biologen namens Sheldrake sind es unsichtbare Energiefelder, die die Natur verwendet, um Informationen weiterzugeben … im Sinne einer Bedeutungsgenese, die sich von der biologischen Vererbung unterscheidet … als Beispiel führt Sheldrake unter anderem Blaumeisen an, die in England vor dem Zweiten Weltkrieg gelernt hatten, die Aluminiumdeckel der Milchflaschen zu öffnen, die in der Früh vor die Haustüren gestellt wurden. Mit Kriegsbeginn wurde die Milch aus Kostengründen nur mehr in Tüten gefüllt und die Meisen mussten ihr Futter wieder auf herkömmliche Weise suchen. Als der Krieg vorbei war, wurden die Flaschen wiedereingeführt – und sofort waren in den verschiedensten Gegenden Blaumeisen da, die die Verschlüsse knackten. Von den Vögeln aus der Vorkriegszeit war sicher keiner mehr am Leben … also mussten die Meisen diese Technik auf andere Weise gelernt haben, eben über ein morphogenetisches Feld, das außerhalb unserer gängigen Zeit-Ort-Bestimmung liegt … dass Menschen vor dem Abheben wissen, wer am Telefon ist … dass Haustiere fühlen, dass ihr Besitzer nach Hause kommt, obwohl er noch außer Hör- und Riechweite ist, führt Sheldrake ebenfalls auf dieses Phänomen zurück …“
    „Und diese Felder existieren wirklich?“, fragte Bergmann verblüfft und ahnte an Goldmanns Grinsen, dass er hereingelegt worden war.
    „Keine Ahnung … aber es gibt die Blaumeisen und die Milchflaschen und einen englischen Biologen mit Doktortitel … das reicht aus, damit auch eher skeptisch eingestellte Kriminalisten diese Thesen nicht sofort als parapsychologischen Unsinn verwerfen … Wie hätten Sie denn reagiert, wenn nicht diese Schamanin zu Ihnen gekommen wäre, sondern ein Doktor der Biologie oder … ich zum Beispiel?“
    „Ich hätte Sie verhaftet und ein paar Stunden lang verhört“, erwiderte Bergmann lächelnd, „nein … ich weiß schon, was Sie meinen … ich hätte Sie vermutlich ernster genommen … darf ich mir eine von Ihren Zigaretten nehmen?“
    „Natürlich … Entschuldigung, dass ich Ihnen keine angeboten habe … ich dachte …“
    „Stimmt schon, ich rauche nicht … aber jetzt ist mir gerade danach, ein paar Züge zu paffen“, sagte Bergmann und ließ sich Feuer geben. „Ein morphogenetisches Feld … hm … klingt zumindest plausibler als Botschaft eines Schutzengels …“
    „Für Sie“, ergänzte Goldmann. „Aber vor fünfhundert Jahren wären Sie dafür auf dem Scheiterhaufen der Inquisition gelandet …“
    „Ja, für mich … aber wenn diese … diese Botschaft tatsächlich irgendeine Relevanz hat … unabhängig davon, ob sie nur ich oder auch diese Frau bekommen hat … dann verstehe ich immer noch nicht, was sie bedeuten soll … Dämonen, welche Dämonen soll ich nicht töten?“
    „Welche Dämonen hat Johannes denn?“, stellte Goldmann in den Raum, „Alkohol, Nikotin, Depressionen, Zorn …“
    „Aber ich bin ja nicht sein Therapeut, dass ich ihm die austreiben will … wenn er Angst hätte, dass die überleben, würde es mehr Sinn ergeben …“
    „Stimmt auch wieder … andererseits …“
    „Was?“
    „Ein Traum … da erlebt man ja zuallererst sich selbst in all den Figuren und Stimmungen, die vorkommen … welche Dämonen haben Sie denn?“
    „Nur reale … Mörder, Schläger, Messerstecher, Vergewaltiger …“
    „Auch genug für einen Albtraum“, Goldmann schaute einen Augenblick verloren in den Raum, stand dann auf und ging zum Fenster. „Weil Sie zuvor das BOG erwähnt haben … da drüben haben Sie ein Mitglied …“ Bergmann stellte sich ebenfalls ans Fenster. „Doktor Hellwein, Zahnarzt der Wiener Upperclass … sowie Anhänger der Siebenten-Tags-Adventisten …“
    „Und?“, Bergmann hatte es längst aufgegeben, seinem Gastgeber intellektuell folgen zu wollen. Doch dieser behandelte ihn deswegen wenigstens nicht von oben herab.
    „Er ist in einem Bündnis, das sich laut Satzung für die Optimierung gesellschaftlicher Strukturen einsetzt, gleichzeitig schweinereicher Privatarzt und Vertreter der Zweiklassenmedizin, gleichzeitig Angehöriger einer Kirche, die die baldige Wiederkehr des Messias predigt … das wahrscheinlich wegen seiner Eltern oder Schwiegereltern,

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