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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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existieren kann … nicht nur im sprachwissenschaftlichen Sinn … also jetzt auf Johannes bezogen: dass seine Laster auch den Nährboden für seine herausragende Arbeit bilden … fast hätte ich gebildet haben gesagt … schrecklich, wenn jemand einfach so verschwindet …“
    „Halten Sie es nicht für möglich, dass er freiwillig untergetaucht ist?“
    „Ohne seiner Familie oder seinen Freunden Bescheid zu geben? Nein … das glauben Sie doch selbst nicht, oder?“
    „Nicht wirklich, nein … mit Laster: da meinen Sie Trinken, Rauchen …“
    „Auch, ja … aber in erster Linie habe ich wohl auf seine psychische Verfassung anspielen wollen. Wo kein Schatten, da kein Licht, verstehen Sie? … Warum wollen Sie das wissen?“
    „Sie sind Religionswissenschaftler, oder?“, druckste Bergmann herum.
    „Ja, unter anderem … wieso?“
    „Zum einen … ich habe es in einem aktuellen Fall mit Erzengeln … also Menschen, die … also mit Symbolen zu tun, die für diese Engel stehen … und da ist mir nicht ganz klar, wie viele es da eigentlich gibt …“
    „So viele Sie wollen“, antwortete Goldmann mit einem Grinsen, und als Bergmann nichts erwiderte: „In der Bibel wird nur Michael als Erzengel genannt … wobei hier im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung ohnehin nur Gabriel und Raphael als Engel erwähnt werden … die spätere jüdische Tradition zählt sieben Erzengel, wobei diese Zahl auf eine Stelle im Buch Tobit zurückgeht, wo Raphael sagt, er sei einer von den sieben heiligen Engeln, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät des heiligen Gottes treten“, Goldmann hielt inne und sah Bergman an, als erwarte er eine Verbeugung oder zumindest ein Amen und fuhr dann fort: „Im Laufe der Zeit werden beispielsweise in den deuterokanonischen Schriften und in der Tradition der Kaballah Chamuel, Haniel, Jophiel, Raguel, Sariel, Ramiel, Zadkiel, Raphael und Uriel als Namen von Erzengeln genannt … die russische orthodoxe Kirche hat noch einen weiteren, Jeremiel, hinzugefügt … in der westlichen Welt wurde die Zahl der Erzengel sogar auf zwölf erhöht … wobei sich in nicht katholischen Kreisen, etwa bei Esoterikern und verschiedenen Sekten, die Zahl der Erzengel bei acht eingependelt hat, als da wären: Michael …“
    „Ja, ich verstehe …“, unterbrach Bergmann Goldmanns automatisierten Vortrag, den dieser wohl genau so bei Wikipedia eingetragen hatte, „aber … also abgesehen von diesem BOG und diesen Engelssymbolen … mir sind in den letzten Wochen ein paar seltsame Dinge passiert …“, Bergmann hielt inne, weil er nicht wusste, wo anfangen; weil er plötzlich Zweifel hatte, ob Goldmann – oder irgendwer sonst, den er kannte – ihm bei seinen Unklarheiten weiterhelfen konnte.
    „Seltsam im Sinn von … unerklärlich?“
    „Ja … wobei ich auch übernatürlich dazu sagen könnte …“
    „Erzählen Sie“, Goldmann zündete sich eine weitere Zigarette an und sah seinen Gast gespannt an.
    Als Bergmann seine Geschichte über Amazonasdrogen, Albträume, Engel, Dämonen und Schamaninnen beendet hatte, stand Goldmann schweigend auf und öffnete alle Fenster, um den dichten Rauch hinauszulassen. Bergmann dankte es ihm still.
    „Es gibt keine eindeutige Erklärung für Phänomene dieser Art“, sagte Goldmann, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. Ah, vielen Dank, sehr hilfreich. „Eindeutig im Sinne von: einer bestimmten Wissenschaft oder Philosophie zuordenbar und deren Logik folgend … sind Sie gläubig?“
    „Nicht wirklich“, erwiderte Bergmann, „also an Schutzengel und Dämonen glaube ich sicher nicht … und an einen Gott, der Auftragskiller hat, auch nicht … “
    „Aber … an Transzendenz?“
    „Ähm … inwiefern?“
    „Sie suchen doch Spuren jenseits der Kriminalistik, oder? Weil Sie sich nicht erklären können, wieso die Botschaft aus Ihrem Traum sich mit jener dieser Frau deckt …“
    „Ja …“
    „Aber wenn Sie diese Botschaft bekommen haben, warum sollte dann diese Frau sie nicht auch empfangen? … Träume sind ja keine Exklusivware …“
    „Sie glauben, das ist ein Zufall gewesen?“ Bergmann bekam Lust zu rauchen.
    „Nein, glaube ich nicht … aber es wäre eine Erklärung, die in Ihr Weltbild passt und Sie davon befreit, sich mit der Transzendenz befassen zu müssen …“
    Transzendenz, Transzendenz … ja, Bergmann kannte dieses Wort; aber was genau Goldmann damit meinte, wusste er nicht. Unsichtbare Energien? Gott?

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